Cold Case - Review Staffel 1

Foto:

Die erste Staffel "Cold Case" feierte vor fast zehn Jahren Weltpremiere und kann nach all der Zeit noch immer absolut unterhalten ohne dabei diesen typischen Geruch von Altbacken zu verstreuen. Die Serie ist aufgrund ihrer Art, die Geschichten zu erzählen, doch recht einzigartig in der großen, weiten Welt der Crime-Serien. Auch merkt man deutlich, dass die Serie in der ersten Staffel erst mit der Zeit ihre Form findet.

Der Fehlgriff

Der wohl größte Fehlgriff der ersten Staffel "Cold Case" war die Besetzung von Justin Chambers ("Grey's Anatomy") als Detective Chris Lassing. Er bleibt in allen vier Episoden sehr auf Abstand und kann schauspielerisch nicht überzeugen. Die Figur ist schnell unbeliebt, da sie so gar nicht zu der Sympathieträgerin Lily Rush (Kathryn Morris) passen will. Als Zuschauer feiert man dann den Moment, in welchem man erfährt, dass Chris fort ist und auch nicht wieder auftauchen wird. Es ist unzweifelhaft die beste Entscheidung der Autoren gewesen, den Charakter, und somit Justin Chambers, aus der Serie zu schreiben. Im Grunde tat ihm das auch gut, denn seit 2005 ist er durchaus überzeugend und vor allem sehr erfolgreich als Dr. Alex Karev in "Grey's Anatomy" zu sehen.

Natürlich gibt es darüber hinaus auch einige weitere kleinere Fehlgriffe. So kaufe ich jedenfalls Laura Allan ("4400 – Die Rückkehrer) und ihrer Schauspielkollegin Katee Sackhoff ("24 – Twenty Four") die Beziehung ihrer Charaktere in der Episode #1.19 Geschwisterliebe nicht so wirklich ab. Beide Rollen sind gut gespielt, die Geschichte darum aber vollkommen unglaubwürdig. Doch im großen Ganzen überwiegen eindeutig die exzellent kreierten Storylines.

Der Glücksgriff

Um den abgetretenen Justin Chambers zu ersetzen, schicken die Macher der Serie den bis dahin so gut wie unbekannten Danny Pino in den Ring. Er bekommt die Rolle des Scotty Valens quasi auf den Leib geschneidert und kann damit voll und ganz überzeugen. Da er jedoch erst ab #1.06 Liebe ist stärker als der Tod zum Cast stößt, verfolgen die Autoren nun einen doppelten Fokus auf das Privatleben der Ermittler. Während zunächst Lily Rush im Mittelpunkt stand, wozu ich später noch kommen werde, gesellt sich nun auch Scotty Valens hinzu. Seine Geschichte berührt sehr schnell und die Figur bekommt schnell einen Draht zum Publikum, das jedes Mal hofft, dass einem selbst eine solche Geschichte niemals widerfahren wird. Scotty war verlobt mit seiner Freundin aus Kindertagen, doch plötzlich wird sie schizophren und kommt in eine Klinik. Obwohl Scotty es nicht will, wird die Verlobung aufgelöst, trotzdem bleibt er die ganze Zeit bei seiner Ex-Freundin. Er ist zwar recht zynisch und versteht keinen Spaß, wenn es um psychische Erkrankungen geht, trotzdem ist gerade die Tatsache, dass er bei Elisa bleibt und sie unterstützt, wo er nur kann, der Punkt, der einem den Charakter näher bringt.

Als puren Glücksgriff kann man auch nur die ausgefeilte Kombination der verschiedenen Fälle sehen. Man hat als Zuschauer nie den Eindruck, dass man das Gesehene ja schon irgendwo her kennt. Gerade das Opferumfeld wird teilweise sehr detailliert gezeigt, wobei auch nie die Opfer zu kurz kommen. Dabei sind die Opfer selbst nie immer unschuldig; in der Tat klären Lily und Scotty auch Fälle auf, bei denen die Ermordeten beispielsweise Kinderschänder waren und trotz allem Verständnis für den Mord an dieser Person, nehmen die Detectives die Verantwortlichen fest. Dass dabei nicht immer alles ganz rechtens ist und fünfe auch mal gerade sein können, gehört zum Stil der Serie und wird in keinem Fall als besonders aufdringlich oder gar störend empfunden.

Die überflüssige Handlung

Baut man für Scotty schnell eine komplexe Hintergrundgeschichte auf, kreiert man für die vom Job besessene, und mit eben diesem auch verheiratete, Lily Rush eine Liebesgeschichte zu einem Staatsanwalt. Geht es erst unzählige und sehr langatmige Episoden so gar nicht voran, springt man als Zuschauer fast im Dreieck, als es endlich soweit ist, dass Lily und der Anwalt zusammen kommen. Oder sich zumindest endlich küssen. Als Highlight kann man hier wohl die Begegnung mit Lilys Katzen bezeichnen, denn die eine davon hat nur drei Beine, während die andere nur ein Auge hat. Die ganze Szene ist so lustig-grotesk, dass man sie immer wieder schauen könnte. Leider kommt zu der aufkeimenden Liebesgeschichte eine hässliche und völlig vom Zuschauer nicht nachzuvollziehende Trennung am Ende in die Quere. Ich frage mich tatsächlich was sich die Autoren dabei dachten. Da baut man über ewige Episoden eine mögliche Beziehung auf, in der es vor allem der Anwalt ist, der auf ein Date besteht und mit Lily flirtet, um sie dann im Grunde aus einer Lappalie hinaus zu beenden.

Eine andere Sache, die mich sehr stört, die aber sicher für den ein oder anderen Fall und ganz sicher für kommende Einblicke in Lilys Privatleben wichtig sein wird, ist, dass sie eine alkoholkranke Mutter hat, die sie und ihre Schwester rücksichtslos hat hungern und frieren lassen. Auffällig ist hier, dass sie weder mit ihrer Mutter, noch mit ihrer Schwester Kontakt zu haben scheint. Alles, was sie noch hat, sind ihre Katzen.

Fazit

Für mich persönlich startet die erste Staffel sehr holprig, kann sich aber nach der sechsten Episode fangen. Es gibt interessante Auftritte von heute bekannten, damals völlig unbekannten Serien-Darstellern. Für mich ein absolutes Highlight ist, wie die Serie mit der ersten Staffel ihren eigenen Stil entwickelt, den sie bis zum Ende beibehält. Es ist toll, die anfänglichen Entwicklungen zu beobachten und vor allem Scotty außerhalb des Jobs zu sehen. Ich hoffe, dass wir auch über die anderen Mitglieder der "Cold Case"-Abteilung noch mehr erfahren, denn diese gehen in den Storylines von Scotty und Lily sehr unter.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

Zurück zur "Cold Case"-Übersicht

Kommentare