Crossing Lines - Review des Piloten

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Co-Produktionen für Serien weisen oft einen Cast auf, den man kaum bis gar nicht kennt. Vielmals werden Schauspieler engagiert, die nur in ihrem Land bekannt sind, wenn dort auch sehr bekannt. Oftmals spielt das Team dann mit einem oder zwei Namen auf, die manchmal nur in einer kleinen Rolle auftreten, aber dafür sorgen, dass Zuschauer einschalten – zumindest zum Piloten der Serie. Genau das passiert in der europäisch-amerikanischen Produktion "Crossing Lines" auch. Hier sind es gleich zwei Namen, die locken sollen: Film- und Fernsehveteran Donald Sutherland und der aus "Prison Break" bekannte Darsteller William Fichtner. An dieser Stelle bin ich ganz ehrlich und sage, dass ich nur wegen William Fichtner eingeschaltet habe. Da meine Erwartungen an die Serie im Grunde non-existent waren, bin ich von dem Ergebnis mehr als begeistert und kann den Piloten nur jedem empfehlen. Außerdem wartete die erste Episode noch mit einem kleinen Geheimnis für mich auf.

Die Storyline

Obwohl die Geschichte um ein Team von zusammengewürfelten Ermittlern, die Verbrechen klären, alles andere als spannend und neu klingt, kann sie überzeugen. Das liegt wohl sehr daran, dass der erfahrene Produzent und Serienmacher Edward Allen Bernero ("Criminal Minds") hinter der Serie steht. Er weiß, wie man eine banale Story überzeugend erzählt. Dabei fällt schnell auf, wie sehr sich die Pilotepisode "Crossing Lines" und sein Serienhit "Criminal Minds" ähneln: ein Serienkiller tötet, lange unentdeckt, junge Frauen und zerstückelt sie grausam. Was auch eine Episode in jener Crime-Serie sein kann, bekommt durch das europäische Setting von "Crossing Lines" eine eigene Note. Niemand reist mit dem Flieger, sondern der Zug ist das Transportmittel der Wahl. Das gibt der Serie einen schrulligen Charakter und hebt sie von allen anderen Crime-Serien deutlich ab. Ebenso wird deutlich, wie sehr die europäische Union politisch zusammengewachsen ist, dabei das Rechtssystem aber auf der Strecke blieb. Handel, freie Grenzüberfahrt und das weltweite Unding der diplomatischen Immunität liegen der Pilotfolge auf und geben ihr so den nötigen amerikanischen Touch, ganz davon abgesehen, dass die interessanteste Figur der ersten Episode der New Yorker Ex-Polizist Carl Hickman (William Fichtner) ist.

William Fichtner und Marc Lavoine

Was für mich persönlich "Crossing Lines" zu einem Highlight macht, sind die beiden tragenden Figuren der Serie: Hickman und sein französisches Pendant Louis Daniel (Marc Lavoine). Beide gehören schon rein äußerlich nicht zu der Top-Riege der patentiert gutaussehenden Polizei-Darstellern á là Colin Ferguson ("Eureka - Die geheime Stadt"), Michael C. Hall ("Dexter") und David Boreanaz ("Bones - Die Knochenjägerin"). Alleine das von Gott gegebene Aussehen verpasst ihnen eine charakteristische Aura, sie wirken geheimnisvoll und tiefgründig. Dazu kommt, dass beiden eine tragische Geschichte zugeschrieben wird. Hickman wurde im Einsatz verwundet und die große Frage dahinter ist, wie er danach so tief fallen konnte, dass er nun Müllpicker in Amsterdam ist. Bei Daniel konzentriert sich die Frage weniger auf die Vergangenheit, als mehr darauf, wie er und seine Frau mit dem Tod ihres Sohnes Ettienne zurecht kommen. Natürlich ist auch hier das Wie ein großes Element, jedoch nicht so sehr, wie die Auswirkungen des Ereignisses. So werden zwei Männer aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, die sie zu dem formen, wer sie sind. Das ist spannend anzuschauen und kann hoffentlich einiges an bleibender Spannung in die Serie bringen. Denn davon lebt eine Crime-Serie auf längere Zeit: den Privatleben der einzelnen Protagonisten.

Ein kleines Ratespiel sowie ein Manko

Die dritte Figur, die trotz aller Theatralik und Fokussierung auf die anderen Hauptcharaktere im Mittelpunkt steht, ist der deutsche Polizist Sebastian Berger (Tom Wlaschiha). Ich habe den Darsteller gesehen und musste die gesamte Doppelfolge des Piloten darüber nachdenken, woher ich ihn kenne. An seinem Akzent wurde sehr fix deutlich, dass er wirklich Deutscher ist (auch ein kleines Highlight, denn dadurch werden sämtliche deutsche Wörter korrekt ausgesprochen). Also ging das große Rätselraten fast anderthalb Stunden bis ich Wlaschiha googelte und heraus fand, dass ich ihn aus einer größeren Nebenrolle in "Game of Thrones" kannte. Das wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mir in dieser Staffel die Frage stellen muss, woher ich einen Schauspieler kenne, denn es werden noch so einige weitere deutsche Darsteller mit von der Partie sein.

Zuletzt ist auch hier das Manko zu finden. Dadurch, dass alle Figuren fließend Englisch sprechen, geht ein ganz entscheidender Moment verloren, denn zeichnet sich Europa nicht gerade durch die Vielfalt der Sprachen aus? Zumindest ein Gesprächsbeginn mit Einheimischen sollte in der jeweiligen Landessprache stattfinden. Danach kann man noch immer zu Englisch wechseln. Da ärgert mich, ich weiß, ich greife hier vor, eine Szene aus der dritten Episode ganz besonders. Diese spielt in Deutschland, aber selbst das Kindergartenkind spricht fließend Englisch! Das hätte man besser machen können, denn Untertitel haben noch keinem geschadet. Ich bin ehrlich gesagt gespannt, wie man das bei der Ausstrahlung in Deutschland lösen wird, die am 22. August 2013 auf Sat.1 startet.

Fazit

"Crossing Lines" ist diese besondere Art von Crime-Serie, da sie dem Genre zwar äußerst treu bleibt, aber eine vollkommen ungewohnte Umgebung ihren Handlungsort nennt. Gerade zwei der Charaktere sind besonders gut gezeichnet und können im Piloten schon überzeugen. "Crossing Lines" ist für all diejenigen etwas, die Altbekanntes einmal sehr klangvoll auf eine neue Ebene gebracht sehen wollen. Die Serie kann im Piloten überzeugen und ich bin sicher, dass das Niveau beibehalten werden kann, schaut man sich an, wer hinter dem Projekt steht.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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