CSI: Miami - Review
Nach dem grandiosen Erfolg von "CSI - Den Tätern auf der Spur" war es eigentlich nicht verwunderlich, dass man die Gunst der Stunde nutzen wollte, um das Konzept weiter auszubauen. Die Franchise- Idee passt da meiner Meinung nach wesentlich besser, als einem Charakter des Las Vegas Hauptcasts ein Spin-Off zu geben.
Doch der Zuschauer sollte merken, dass man mit der neuen Serie das gleiche Konzept aus "CSI" fortführen wollte und lediglich frische Ermittler und frische Fälle in einer anderen Umgebung einsetzen wollte. Daher bot es sich an, die beiden Teams aufeinander treffen zu lassen - der Hintertür-Serienstart war geboren ("Backdoor-Pilot"). In der CSI-Episode #2.22 Tod in Miami machen sich Warrick Brown und Catherine Willows auf, einen Mörder dingfest zu machen, der sich nach Miami abgesetzt hatte. Dort erhalten sie schließlich Hilfe von ihren Kollegen aus dem dortigen Kriminallabor.
Ein derartiges Vorgehen war neu und durchaus interessant. Später sollten auf die gleiche Weise die Serien "NCIS" und "Private Practice" auf den Weg gebracht werden.
"CSI- Miami" wurde, anders als die Mutterserie, in einem ganz anderen Farbton präsentiert. Während Gil Grissom und sein Team in den Nächten von Las Vegas ermittelten, arbeiten die Forensiker von "CSI: Miami" tagsüber. Das ermöglichte den Produzenten, die Bilder der Serie zu Beginn immer in einer Art gelb-orangen Ton zu halten, der fast schon zum Markenzeichen geworden ist. Natürlich bot auch der neue Schauplatz Miami wesentlich mehr Auswahl an Tatorten - neben sündhaft teuren Villen, fand man Leichen nun auch am Strand und in den Everglades. In Las Vegas hätte es wohl nie die Möglichkeit gegeben, mit Alligatoren zu arbeiten.
Natürlich gab es auch in Miami ähnliche Fälle wie in Las Vegas und auch im Labor standen natürlich die neuesten wissenschaftlichen Methoden und Techniken zur Verfügung. Dass man ab und an weit über das Ziel hinausschoss und es praktischerweise Datenbanken für einfach alles gab, war zu dem Zeitpunkt eigentlich egal. Die ganze Idee hinter dem CSI-Franchise war noch neu und frisch und der Zuschauer konnte einfach nicht genug davon kriegen.
Die Charaktere sind wesentlich vielschichtiger angelegt als die Hauptfiguren aus CSI. Natürlich gibt es auch dieses Mal den väterlichen Anführer, der das Labor leitet. Carusos Darstellung des Horatio Caine wurde zunächst zum Markenzeichen der Serie. Er verkörperte den Ermittler mit einer Coolness, die sonst nur in Tarantino-Filmen zu finden war und setzte sich so von seinem Las-Vegas-Pendant Grissom ab. Carusos "Kampfansagen" kurz vor dem Vorspann sind legendär geworden, genau wie seine Art, seine Sonnenbrille aufzusetzen. Die einen lieben Horatio Caine, die anderen hassen ihn. Es ist jedoch unbestritten, dass viele Zuschauer in der mittlerweile sechsten Staffel der Serie langsam genug von dem übercoolen Ermittler haben, der eigentlich kaum an den Tatorten selbst arbeitet (wie z.B. Grissom), sondern lediglich Ansprechpartner und Chef ist, der gerne mal Verdächtige verhört.
Am Ende von Staffel zwei bot sich schließlich das gleiche Schauspiel wie damals am Ende der zweiten Staffel von "CSI" - man ebnete den Weg für ein drittes Ermittlerteam. "CSI: NY" war geboren. Dieses Mal verfolgte der Chef Horatio persönlich einen Verdächtigen nach New York, wo er Hilfe von Mac Taylor und seinem Team in Anspruch nehmen konnte. Später sollten die beiden noch einmal aufeinander treffen, als es zum ersten und bisher einzigen Crossover zweier CSI-Teams kam (die Backdoor-Pilots außer Acht gelassen).
In der ersten Folge der dritten Staffel folgte schließlich eine erste, große Sensation. Rory Cochrane, Darsteller des sympathischen Tim Speedle, ließ sich aus der Serie herausschreiben, nachdem ihm die Arbeit an der Serie nach zwei Jahren einfach zu langweilig wurde. Er war der erste Hauptdarsteller, der eine Serie vorzeitig verlassen sollte. Um eine mögliche spätere Rückkehr auszuschließen, ließ man ihn im Dienst sterben. Bisher hat es nur "CSI: NY" gewagt, ähnlich zu handeln und ließ Aiden Burn vom Dienst suspendieren. Im Gegensatz zu deren "Ersatz" Lindsay Monroe, wurde Speedles Ersatz Ryan Wolfe wesentlich besser in die Serie integriert und von den Fans als neues Mitglied akzeptiert.
Die persönliche Komponente ist bei "CSI: Miami" generell wesentlich besser ausgebaut. Wir erfahren mehr aus dem Privatleben der Charaktere, was uns zeigt, dass es sehr wohl ein Leben neben dem Labor gibt. So schleppt Horatio den Tod seines Bruders mit sich herum, während Calleigh immer wieder ihrem alkoholkranken Vater zur Seite stehen muss. Eric kämpft am Rande der Legalität für das Wohl seiner Schwester, während Ryan entdeckt, dass das Leben als Tatortermittler ungeahnten Ruhm mit sich bringen könnte.
Es war dringend notwenig, dass man mehr Wert auf die Charakterentwicklungen legte, denn auf Dauer wiederholten sich die Fälle bei mittlerweile drei CSI-Serien natürlich des öfteren.
Man versuchte dem entgegen zu wirken, in dem man vor allem in "CSI: Miami" einige spektakuläre Episoden, wie etwa eine Folge mit Überlänge, in der ein Tsunami Miami bedrohte, drehte. Was auf dem Papier gut klang, sollte sich später als Fehlgriff herausstellen. Genau solche übertriebenen Episoden bemängeln Kritiker in der letzten Zeit - die Fälle von "CSI: Miami" werden immer spektakulärer, immer abstruser. Auch Horatios Coolness hat sich mittlerweile beinahe schon zu einem Running Gag entwickelt, der eher belächelt als bestaunt wird.
Während in Deutschland weiterhin spitzenmäßige Quoten erzielt werden, befindet sich "CSI: Miami" in den USA auf dem absteigenden Ast. Die unrealistischen Storylines lassen selbst langjährige Fans der Serie den Rücken zukehren.
Wie lange sich "CSI: Miami" noch halten kann, wird die Zeit zeigen. Alle Darsteller haben einen Vertrag über sieben Staffeln unterzeichnet. Mittlerweile befinden wir uns in Staffel sechs. Aber das Beispiel "CSI - Den Tätern auf der Spur" hat gezeigt, dass noch das Bedürfnis besteht, die Ermittler weiterhin zu beobachten. Dort befinden man sich mittlerweile in Staffel acht.
In Miami sollte man wieder etwas realistischer werden und sich vom Sensationismus anderer Serien nicht anstecken lassen, dann steht einem weiteren, langjährigen Erfolg nichts im Wege. In Deutschland hat man jedenfalls noch lange nicht genug von Horatio, Delko, Calleigh und Ryan, was die grandiosen Einschaltquoten Woche für Woche beweisen.
Melanie Wolff - myFanbase
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