Curb Your Enthusiasm - Review

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In den für Serienjunkies eher lauen Sommermonaten probiert man ja so einiges aus und, da ich im letzten Sommer gute Erfahrungen mit halbstündigen Comedyserien gemacht habe und schon ewig mal "Seinfeld" schauen wollte, habe ich mir "Curb Your Enthusiasm" von und mit "Seinfeld"-Erfinder Larry David angesehen. Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, mich in diese skurrile Welt einzufinden, doch schon bald konnte ich gar nicht mehr genug von Larry und seiner penetranten, in den Wahnsinn treibenden Art bekommen...

Deep inside you know you're him...

Eine Tagline, die wahre Worte spricht. Als ich mit der Serie begonnen habe, war ich teilweise wahnsinnig genervt von Larry und der Art und Weise, wie er aus Mücken Elefanten machte und ständig auf seinem Recht beharrte. Doch je weiter ich mit der Serie fortschritt, umso mehr erkannte ich einiges von mir selbst in ihm wieder. Viele Dinge, die er kritisiert und in Frage stellt, waren Sachen, die mich seit Jahren genervt haben, wobei ich jedoch von meinen Bekannten und Freunden nur mit demselben leicht genervten Blick bedacht wurde, wie er Larry so oft begegnet. Das Gute an "Curb Your Enthusiasm" ist, dass Larry viele Dinge ausspricht, die man genauso denkt und empfindet, sie aber nicht ausspricht, da man sich bereits mit den gesellschaftlichen Konventionen so weit abgefunden hat. An anderer Stelle übertreibt er jedoch wirklich und man kann einfach nicht verstehen, warum er nicht um des lieben Friedens willen nachgibt. Belustigend ist es jedoch so oder so im Regelfall und ich warte in jeder Szene nur noch hoffnungsvoll darauf, wie Larry wieder von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt oder wie ihn das gerade Gesagte wohl in naher Zukunft in den Hintern treten wird.

Denn in der Serie ist keine Szene umsonst und, wenn ein Unbekannter mit Larry in einen Streit gerät, er diesen dumm anmacht oder zurechtweist, kann man schon davon ausgehen, dass in einer der folgenden Minuten Larry auf die eine oder andere Weise auf eben genau diese Person wieder treffen und auf sie oder eine ihr nahe stehende Person angewiesen sein wird. Der Ärger und damit die Belustigung des Zuschauers sind also schon vorprogrammiert.

Manchmal kann es einem schon zu viel werden und, wenn man zu viele Folgen hintereinander sieht, braucht man meist erstmal eine Pause von Larrys anstrengender Persönlichkeit. Daher ist es nur allzu gut nachvollziehbar, wie Larrys Frau Cheryl sich erst fühlen muss. Das ein ums andere Mal wünschte ich mir, er würde sich ein wenig mehr Mühe geben und sie einfach mal mehr beachten. Hin und wieder hängt er sich wirklich rein, doch meist hat die Sache dann einen Haken und es dauert nicht lange, bis Larry wieder auf die Schnauze fällt.

Der Hauptcast ist extrem klein, was sicher auch dazu beiträgt, dass man nicht allzu viele Episoden hintereinander ertragen kann, da Larry einfach sehr einnehmend ist und praktisch immer im Mittelpunkt steht. Jedoch wirkt das Ganze sehr gut, da alle um ihn herum einfach so komplett anders sind als er, unausgesprochene Regeln kennen und verstehen und ja zumeist auch selbst Opfer von Larrys Dickköpfigkeit werden. Hin und wieder sieht man auch einige berühmte Gaststars wie Ben Stiller, Ted Danson oder den alten "Friends"-Star David Schwimmer und auch Richard Lewis und Wanda Sykes sind keine Unbekannten. Letztere sorgt auch immer wieder für einige meiner Lieblingsszenen, die - egal was gesagt wird - immer damit enden, dass Larry irgendwie als Rassist hingestellt wird. Ich erinnere mich immer wieder gerne an den "rassistischen" Hund, den sich Larry und Cheryl anschafften, der prinzipiell nur Afro-Amerikaner anbellte und alle anderen in Ruhe ließ. Nur zu köstlich, wie unangenehm Larry solche Situationen sind, da er natürlich alles andere als beabsichtigt solche Begebenheiten herbeiführt.

Besonders interessant war es auch für mich, zu erfahren, dass gar kein richtiges Drehbuch für die Serie existiert, sondern lediglich detaillierte Szenenbeschreibungen und die Dialoge darauf basierend improvisiert werden. Unglaublich könnte man meinen, jedoch weniger unglaublich, wenn man die Serie sieht.

Die Dialoge wirken tatsächlich sehr authentisch, die Gespräche realitätsnah, so dass ich keine Sekunde daran zweifeln musste, dass das wirklich stimmt. Das ist auch eine Stärke der Serie, dass sie so echt und lebensnah wirkt, trotz des eher abgehobenen, skurrilen Hauptcharakters und seiner verrückten Erlebnisse.

Sympathische Hauptcharaktere werden eindeutig überbewertet, denn Larry ist auf den ersten Blick sicher nicht der McDreamy, der Seth Cohen oder der Luke Danes. Doch das Identifikationspotential ist vorhanden und der hohe Fremdschämfaktor führt auch sicher das ein oder andere Mal Mitgefühl herbei, so dass Larry zwar sicher nicht mein Lieblingscharakter einer Serie wird, aber doch den Mittelpunkt einer Serie bildet, die Spaß macht, zum Lachen bringt, manchmal aufregt und ab und an auch zum Nachdenken bringt.

Fazit

Für Fans von verschrobenem Humor und mit hoher Hemmschwelle, was Fremdschämmomente und nervige Menschen und Situationen angeht. Ich habe jedenfalls nach sechs Staffeln "Curb Your Enthusiasm" noch lange nicht genug.

Nadine Watz - myFanbase

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