Dark - Review, Staffel 1
Mit "Dark" wagt sich nun auch die erste komplett deutsche Serie auf Netflix – und das auch noch mit einer internationalen Veröffentlichung. Natürlich kommt da gleich die Frage auf, ob es eine Produktion aus dem eigenen Land denn mit den ganzen weltweit gefeierten, hochkarätig besetzten und teuren US-Serien aufnehmen kann. Ich persönlich gehöre auch meistens eher zu der Gruppe, die die englischsprachigen Serien und Filme den deutschen vorzieht. Und trotzdem musste ich überrascht feststellen, dass "Dark" durchaus mithalten kann. Wenn man die etwas langsam anfangenden ersten Folgen hinter sich gelassen hat und die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt, sitzt man genauso gebannt vor dem Bildschirm und drückt auf "Nächste Folge", wie auch bei den anderen Netflix-Erfolgsserien.
Wer den Trailer gesehen hat, wird nicht umhin kommen, sofort an "Stranger Things" denken zu müssen. Kinder werden in einer Kleinstadt entführt, irgendetwas Mysteriöses spielt sich ab, dazu kommt noch ein Schuss Horror, da liegt der Vergleich einfach nahe. Tatsächlich gibt es einige auffällige Parallelen, auch wenn "Dark" ziemlich schnell in ein komplett anderes Themengebiet eintaucht und die gesamte Grundstimmung der Serie anders ist: Erwachsener, ernster, düsterer. Doch obwohl die Serie lange nicht so bunt und lebendig ist wie "Stranger Things", baut sich dank der überraschend mitreißenden und spannenden Storyline trotzdem Suchtpotential auf.
"Die Frage ist nicht "wo". Die Frage ist nicht "wer". Die Frage ist nicht "wie"... sondern "wann"."
Grundsätzlich achte ich bei einem Film oder einer Serie auf drei Dinge: Ästhetik, Charaktere und Inhalt. Wenn mindestens zwei Punkte gegeben sind, stehen die Chancen gut, dass mir das Ganze gefällt. In diesem Fall hat "Dark" die Ästhetik und den Inhalt. Die Gegend rund um die Stadt Winden mag zwar ziemlich unspektakulär Deutsch aussehen, aber man hat den Ort perfekt gewählt. Trotz des netten, typisch deutschen Städtchens sorgen der Wald, die unheimliche Höhle und das immer im Hintergrund lauernde Atomkraftwerk für eine herrlich bedrohliche Stimmung, die mit dem ganzen Setting der Serie harmoniert. Den eigentlichen Reiz machen natürlich die Zeitsprünge aus, denn da konnte man wunderbar damit spielen, wie sich das gleiche Städtchen im Laufe der Zeit verändert hat. Angefangen bei den Autos, über das allgegenwärtige Atomkraftwerk, bis zur Kleidung und dem Verhalten der Bewohner. Ja, optisch ist bei "Dark" einiges geboten.
Überhaupt ist für mich die große Stärke der Serie, wie sie mit dem zentralen Thema "Zeitreise" umgeht. Auch wenn praktisch schon im Prolog ganz am Anfang darauf angespielt wird, worum es in dieser Serie gehen wird, dauert es ein bisschen, bis man tatsächlich in die Materie einsteigt. Doch sobald das geschehen ist und man sich plötzlich im Jahr 1986 befindet, geht die Serie erst richtig los. Man springt von Gegenwart in Vergangenheit und zurück. Viel mehr will ich jetzt auch gar nicht verraten, nur dass man eine ziemliche clevere, wenn auch komplexe, Erklärung dafür gefunden hat, wie denn nun alles – die Entführungen, die Familien, die merkwürdigen Ereignisse – zusammenhängt. Alles wird hin und wieder mit ein paar Splitscreens oder Fotos zusammengefasst, was aber auch wirklich nötig ist. Denn dadurch, dass die vielen Charaktere in mehreren Versionen existieren, kann man sehr leicht den Überblick verlieren. Bei mir ging das so weit, dass ich irgendwann einfach eine Zeittabelle mit den Namen der Charaktere und einem Erkennungsmerkmal auf ein Blatt Papier geschrieben habe, um nicht völlig verwirrt zu sein. Das liegt vielleicht auch zum Teil daran, dass es einem schwer fällt, wirklich Zugang zu den Charakteren zu finden. Klar, man ist gespannt, wie es weitergeht und was als nächstes passiert, aber richtig mitfühlen tut man eigentlich kaum. Da kommt wieder ein wenig Krimi-Feeling durch, wo die Charaktere auch immer gerne etwas distanziert bleiben und man sich auf den Fall konzentriert. Etwas schade ist es schon, dass mir bis zu Schluss nur wenige Charaktere sympathisch geworden sind.
Dass es sich bei "Dark" eben doch um eine deutsche Produktion handelt, merkt man an ganz anderer Stelle: der Vertonung. Denn ähnlich wie auch Tatort und Co. klingt die Serie manchmal etwas merkwürdig, ob das jetzt nun die Musik ist, die teilweise viel zu laut spielt, oder sehr hervorgehobene Hintergrundgeräusche, die es schwer machen, die Darsteller zu verstehen. Gerade mit der dramatischen Musik wird schrecklich übertrieben, denn so verbringt man besonders am Anfang die ganze Zeit damit, auf etwas – nun ja – Dramatisches zu warten, obwohl nichts passiert. Das hätte man sich echt sparen können, denn man erkennt als Zuschauer schon selbst gut genug, wann Drama angesagt ist. Trotzdem war der Soundtrack der Serie ziemlich genial: Man hat hier die Titel geschickt benutzt, um die verschiedenen Jahrzehnte darzustellen und besonders Nenas "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" passte einfach perfekt.
Fazit
Bei "Dark" handelt es sich um eine Mysteryserie, die sich durchaus mit ihren US-Bekannten messen kann. Auch wenn die Serie ein paar Folgen braucht, um richtig ins Rollen zu kommen, lohnt es sich definitiv, die eher unspektakulären und durch die vielen Charaktere leicht verwirrenden Anfänge durchzuhalten. Denn sobald man in die Hauptthematik der Serie einsteigt, wird sie von Folge zu Folge spannender und hat einige geniale Plottwists auf Lager (also am besten Spoiler meiden!). Es ist zwar noch Luft nach oben, gerade auch bei den Schwächen in der Vertonung und der etwas oberflächlichen Charakterarbeit, trotzdem macht "Dark" mit tollen Bildern und einer anspruchsvollen, aber gut durchdachten Story, die einen netflixwürdig vor den Fernseher fesselt, einiges wett. Mit einer Mischung aus Mystery, Horror, Krimi und Familiendrama wird man gut unterhalten, auch wenn man schon ganz genau aufpassen sollte, damit man kein wichtiges Detail in der Geschichte verpasst.
Denise D. - myFanbase
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