Das letzte Wort - Review des Piloten

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Zugegeben erwecken deutsche Serien oftmals nicht gerade mein Interesse, unbedingt einmal reinzuschauen. Bei "Das letzte Wort" war das anders. Man könnte zwar meinen, dass es daran liegt, dass Anke Engelke eine der Hauptrollen inne hat, jedoch glaube ich, dass es eher daran liegt, dass Netflix seine Finger mit ihm Spiel hat. Immerhin hat der Streamingdienst schon oftmals gezeigt, dass man mutig sein kann. Doch hat sich der Mut auch bei dieser Serie ausgezahlt?

Foto: Thorsten Merten & Anke Engelke, Das letzte Wort - Copyright: Frederic Batier
Thorsten Merten & Anke Engelke, Das letzte Wort
© Frederic Batier

25 Jahre Ehe voller Glück, Harmonie und Ehrlichkeit?

25 Jahre Ehe bedeuten im Normalfall, Seite an Seite, gemeinsam durch dick und dünn. Um dieses zu feiern gibt Karla (Anke Engelke) eine große Feier und lädt dazu Familie und Freunde ein. Für ihren Mann Stephan (Johannes Zeiler) singt sie zudem auch ein sehr offenes Liedchen. Damit zeigt sich für den Zuschauer augenscheinlich, dass Karla ihren Mann sehr zu lieben scheint und ihn weiterhin an ihrer Seite braucht. Das wird auch dadurch klar, als sie völlig die Nerven verliert und sich ins Schlafzimmer verkrümelt, als ihr Lied bei den Gästen keinerlei Anklang findet.

Neben Karlas Mutter Mina (Gudrun Ritter) besteht die Familie Fazius noch aus der älteren Tochter Judith (Nina Gummich), die im Ausland lebt und dem Teenager-Sohn Tonio (Juri Winkler), der eigentlich nichts anderes im Kopf hat, als am Handy zu sein und sich Musik über seine Kopfhörer anzuhören und sich so von der Außenwelt völlig abschottet. Karla scheint Hausfrau und Mutter zu sein, während Stephan als erfolgreicher Zahnarzt das Geld verdient und die Familie durchbringt. Also eine ganz normale Familie, wie man sie auch in der realen Welt kennt. Die Fazius werden von der harten Realität getroffen, als Stephan plötzlich und völlig unerwartet durch ein geplatztes Aneurysma stirbt und Karla alleine mit allem dasteht.

Ich war gespannt darauf, wie man mit der Trauer und dem Tod umgehen wird und muss sagen, dass ich ziemlich beeindruckt bin, wie man es letztlich umgesetzt hat. Beides sind Themen, die ein großes Fingerspitzengefühl erfordern, die aber nicht zu 'leidvoll' aufgezogen werden sollten, damit sie nicht an Authentizität verlieren. Gleichzeitig sollten sie aber auch nicht zu belustigt wirken, da es nun mal ernsthafte Themen sind. Die Serienmacher haben hier eine wunderbare Balance gefunden. Gerade bei Todesfällen gibt es verschiedene Arten zu trauern und die hinterbliebenen Fazius präsentieren uns drei Varianten, wovon jeder von uns sicher schon mal eine durchgemacht hat. Karla hat den Galgenhumor, der vielleicht auch zum Teil als Verdrängung dient. Denn etwa in der Mitte der Episode bemerkt man, dass Karla nicht einfach alles mit Humor und sarkastischen Aussagen wettmachen kann. Es zeigt aber auch, wie tief ihre Gefühle für ihren Mann gegangen sind. Zum anderen haben wir noch die ältere Tochter Judith, die anfangs auch den Anschein macht, als könnte sie den plötzlichen Tod ihres Vaters problemlos verkraften. Auch bei ihr bemerkt man irgendwann, dass sie sich Vorwürfe macht, nicht genügend Zeit für die Familie gehabt zu haben. Zuletzt haben wir noch den Teenager Sohn Tonio, bei dem es zwar auch so aussieht, als wäre ihm der Tod des Vaters gleichgültig, zumal er ihn kurz davor noch mit Schimpfwörtern belegt hat, was bei Jugendlichen, die sich gerade in der Pubertät befinden, eigentlich zur Normalität gehört. Doch genau diesen letzten Worte sind es, die Tonio so zu schaffen machen, weil es eben die letzten Worte sind, die Stephan vor seinem Tod von seinem Sohn gehört hat. In diesem Szenario hat mir gut gefallen, dass Karla betont hat, dass Beerdigungen für die Hinterbliebenen da sind, um zum Abschied die richtigen Worte zu finden.

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Beerdigungen sind allerdings ziemlich kostspielig, das weiß auch der Bestatter Andi Borowski (Thorsten Merten) der ein familiäres Bestattungsunternehmen seit Generationen weiterführt und der ebenso möchte, dass sein Sohn Ronnie (Aaron Hillmer) seine Nachfolge antritt. Wobei dies schiefgehen könnte, da Ronnie erstmals keine Lust hat, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Andi selbst zusehen muss, dass sein Unternehmen nicht von der Konkurrenz verschlungen wird.

Karla selbst muss nicht nur damit zurechtkommen, dass ihr Mann plötzlich verstorben ist, sondern dass dieser auch nicht ganz ehrlich zu seiner Familie gewesen ist. Das ist wirklich hart, hat sie doch geglaubt, dass sie eine harmonische und ehrliche Ehe geführt haben. Allerdings hat Stephan seit zwei Jahren als Künstler und nicht als Zahnarzt gearbeitet hat und damit keine guten Einkünfte erziehlt. Diese Tatsache rückt natürlich auch die Ehe in ein völlig anderes Licht und man fragt sich als Zuschauer, wie viel oder wenig Kommunikation die Eheleute hatten. Wobei auch aus diesem ganzen Schlamassel hervorgeht, wie stark und kreativ Karla ist, wobei ich nicht unbedingt das Lied meine, was sie auch auf der Beerdigung gesungen hat. Dass sie aber in Zusammenarbeit mit Borowski als Trauerrederin arbeiten möchte, könnte ziemlich interessant und wahrscheinlich auch amüsant werden.

Fazit

Ich muss zugeben, dass mir der Pilot von "Das letzte Wort" Spaß gemacht hat. Mag sein, dass man es vor allem dem Zutun von Anke Engelke zu verdanken hat, dass diese Serie überhaupt entstanden ist, aber hier hatte man wirklich ein gutes Händchen mit Cast, Drehbuch, Dialogen und der Storyline. Ich bin gespannt, was mich in den weiteren fünf Episoden noch erwarten wird und kann sagen, dass diese deutsche Serie meine Erwartungen übertroffen hat.

Die Serie "Das letzte Wort" ansehen:

Daniela S. - myFanbase

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