Die Säulen der Erde - Review

Die Säulen der Erde ist ein beeindruckendes Beispiel für eine Deutsch-Kanadische Co-Produktion. Weder in der englischen, noch in der deutschsprachigen Version sind meinerseits Mängel aufzuzeigen. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit überzeugt mich die deutsche Synchronisation ebenso sehr wie der englische Originalton. Die Buchadaption von Ken Follets gleichnamigen Bestseller ist gelungen, wenn auch die Unterschiede zum Buch hin deutlich werden. Die Serie für sich ist aber schlüssig (in Teilen vielleicht sogar schlüssiger und Nachvollziehbarer, als das Original) und überzeugend.
Alles beginnt mit einem Ende. Dem Tod der Ehefrau Toms. Sie stirbt im Kindbett, was Tom über Umwege seinen Traum erfüllt. Er verliebt sich neu und kann seine Kathedrale bauen. Leider zeigt sich hier schon der erste Makel. Tom ist fürchterlich schlecht dargestellt. Er hat nur drei Gesichtsausdrücke, die er immer und immer wieder abspult. Ob es hier der Darsteller oder die gesamte Figur ist, kann ich nicht deutlich sagen. Er macht sich sofort unbeliebt, als er sogleich eine heiße Liebe mit Ellen beginnt, nachdem seine Frau gestorben ist. Auf der anderen Seite ist er der liebende Vater. Dann wiederum bevormundet er seinen Stiefsohn deutlichst und auch wieder nicht. Diese Unstimmigkeiten in seinem verhalten lassen ihn sehr gezwungen wirken. Sehr schade, denn Potenzial wäre auf jeden Fall da gewesen.
Zum Glück ist Tom nicht die einzige Figur in der Serie, noch steht er als Baumeister im Mittelpunkt, auch wenn seine Geschichte eine zentrale Rolle einnimmt. Etwas zurückgedrängt wird zunächst die Geschichte um die Hamleights, erst mit der Zeit wird deutlich,wie tief sie für die Irrungen und Wirrungen im Königreich verantwortlich sind, wenn auch sie nie auf höchster Spielebene mitspielen. Besonders innovativ ist hier die Beziehung von Reagan zu ihrem Sohn zu beurteilen. So verstörend sie ist, so deutlich wird durch sie auch die Rollenverteilung in der Familie und in der Handlung selbst. William konnte treffender nicht besetzt werden. Wie auch Jack Jackson. Er ist die perfekte Mischung aus Dummheit und Intelligenz.
Sehr weit abgerückt, obwohl doch so wichtig für die Handlung, ist der Kampf um den Thron, hängt doch davon ab, ob die Kathedrale gebaut werden kann oder nicht. Gerade den beiden Personen Matilda und Stephan hätte ich sehr gerne mehr Screentime gewünscht, funktionieren sie so wundervoll miteinander, obwohl sie sich gar nicht begegnen.
Festzuhalten ist die herausragende Arbeit der Menschen, die für die Kulissen, Kostüme und Musik verantwortlich sind. Sie haben ganze Arbeit geleistet. Sie bringen das typische Flair einer Mittelalter-Produktion herüber, ohne dabei zu gestellt zu wirken oder zu ausgefallen. Die Landschaften sind nicht zu phantasievoll (und somit unrealistisch), wie man es so oft schon gesehen hat. In weiten Teilen wage ich es die Auswahl der Drehorte als episch zu bezeichnen und in ihrer Vielfältigkeit mit denen aus dem Herrn der Herrn der Ringe zu vergleichen. Wenn nicht so exotisch, wie der verbotene Wasserfall, dann doch ebenso tragend und wichtig für die Geschichte.
Die gesamte Produktion wirkt überaus gut zusammengestellt. Gerade die Bodenständigkeit dahinter lässt sich gut mit den Settings in "Die Tudors" vergleichen. Die Musik ist dezent, unterstreicht die Handlung, lässt den Zuschauer oft so tief in die Geschichte eintauchen, dass er sich wünschte, auch sein Leben wäre so gut unterlegt. Auf der anderen Seite kann sie auch wieder sehr aufgedrängt wirken oder verstörend, dabei denke ich vor allem an den Gesang Jacks Vaters auf dem Scheiterhaufen.
Insgesamt ist die Darstellung der Figuren auf weiten Strecken gelungen und fügt sich perfekt in die Umgebung ein. Die Musik unterstreicht die Handlung, ohne zu aufdringlich zu wirken. Veränderungen zum Buch sind offensichtlich, aber nicht so, dass der Leser sich darüber beschweren könnte, natürlich wird in einem Buch eine andere Art von Dramatik erfasst, als in einer Serie. Einziger Kritikpunkt, der hier in meinen Augen zulässig ist, ist der, dass es überhaupt nicht deutlich wird, wie viel Zeit tatsächlich während des Kathedralenbaus vergeht.
Jamie Lisa H. - myFanbase
Kommentare
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

29.03.2025 02:08 von Daniela
The Residence: The Residence
Ich bin bei Folge 6 und werde dazu auch was schreiben.... mehr
31.03.2025 14:16 von Daniela
Reviews: Apple Cider Vinegar - Review Miniserie
Vielleicht waren auch sechs Episoden für so viel... mehr