Do not Disturb - Review des Piloten

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Jedes Jahr gibt es wieder neue Piloten des aussterbenden Sitcom-Genres und ich bekomme langsam ein bisschen den Eindruck, dass es sich hierbei um ein "Hit or Miss"-Gewerbe handelt. Entweder bekommt man ein wahres Juwel in die Hände, das allen (oder zumindest einigen) Klischees trotzt und einen immer wieder aufrichtig zum Lachen bringen kann, oder man bekommt so etwas wie "Do Not Disturb". Mal abgesehen von "The Big Bang Theory", das sich nach einem miserablen Piloten zu einer ansehnlichen Serie entwickelte, kann man bei einer Sitcom doch generell schon nach wenigen Minuten entscheiden, ob man sie mögen wird oder nicht. Entweder spricht einen der Humor an, die Charaktere stimmen und man weiß, dass man noch weiterschauen möchte, oder es ist sofort klar: "Diese Serie wird mir nie gefallen, egal wie viele Folgen ich mir davon ansehe." Zu letzterer Kategorie gehört leider auch "Do Not Disturb", dabei bin ich nicht mal mit besonders großen Erwartungen an diese Pilotepisode herangegangen.

Die Hauptcharaktere könnten klischeehafter nicht sein. Ein hübsches, dünnes Blondchen, das die Weisheit nicht unbedingt mit Löffeln gefressen hat, gehört mittlerweile nun schon standardmäßig zu fast jeder Comedyserie. Dazu gibt es die resolute und kecke Afro-Amerikanerin mittleren Alters, einen jüngeren Klon des besagten Blondchens, einen arroganten, oberflächlichen Chef und den Quoten-Schwulen. Immerhin hat man den Cast noch um eine in den polierten, amerikanischen Serien eher selten auftauchende Spezies erweitert: Die übergewichtige, junge Frau, die mal als Sängerin ganz groß rauskommen will. Nun ja, so weit, so schlecht...

Wie bereits erwähnt, ist es in Sitcoms üblich, einen Charakter zu haben, dessen Dummheit nicht nur der Belustigung des Zuschauers, sondern auch der Menschen um sich herum dient. Das funktioniert zumeist auch, allerdings stellt es sich als Problem heraus, dass bei "Do Not Disturb" maximal ein Charakter vorhanden ist, der nicht völlig ahnungslos ist, was um ihn herum vorgeht, oder so in seiner eigenen Welt lebt, dass es schon fast schmerzt. Der "dumme Charakter" macht eben nur Sinn, wenn man auf der anderen Seite normal intelligente oder zumindest nicht völlig realitätsferne Charaktere hat, die die ganze Sache wieder ausbalancieren. Doch außer Rhonda scheinen alle Figuren dieser Pilotfolge so mit sich selbst beschäftigt, dass man sich wirklich fragen muss, wie man auf Dauer daraus eine Serie machen will. Rhonda ist auch diejenige, die tatsächlich für den einzigen lustigen Moment der Episode sorgt, als sie dem unglücklichen Jason versucht mit einer Story über einen gut bestückten Obdachlosen eine Lehre zu vermitteln, doch dieser nur Bahnhof versteht.

Mal abgesehen davon, dass die Aufteilung der Charaktere so gar nicht gelungen ist, bietet die "Story", wenn man sie mal so nennen will, keinerlei Anlass für den Zuschauer, in die nächste Folge einzuschalten. Gut, wir wissen jetzt, dass unsere aufstrebende Sängern tatsächlich eine gute Stimme hat. Aber was haben wir sonst erfahren? Ich kann mich nicht erinnern... Auch das Ende erzeugt bei mir keinerlei Interesse. Man spricht ja gerne von "eindimensionalen Charakteren", aber ehrlich gesagt würde ich diese Charaktere fast eher als nulldimensional bezeichnen. Es ist für Sitcoms ja nicht unüblich, dass die Charaktere meist zu Beginn eher flach gezeichnet sind, aber dann sollte man sie wenigstens auf irgendeine Weise sympathisch machen oder ihnen eine Story verpassen, die den Zuschauer bei der Stange hält. Beides ist hier nicht gelungen.

Fazit

Leider hat Jerry O'Connell auch in diesem Jahr wieder eine furchtbar langweilige Comedyserie erwischt, die nicht lange überleben wird. "Do Not Disturb" ist allerdings noch langweiliger und unsympathischer als "Carpoolers" und kann sich nicht von den typischen, amerikanischen Sitcoms voller Plattitüden und Klischees absetzen. Wo wir gerade bei "absetzen" sind... Die Serie hat durchaus Potential eine der frühesten Absetzungen der kommenden Saison zu werden.

Nadine Watz - myFanbase

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