Dr. Horrible's Sing-Along Blog - Review

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Man kann eigentlich eines Vorneweg sagen: wer sich diese Mini-Serie anguckt, wird von ihr nicht enttäuscht sein (vorausgesetzt man mag andere Sachen von Joss Whedon), denn hier bietet sich dem Zuschauer whedoneskes Fernsehen in Reinkultur. Man erlebt eine wirklich kein einziges Klischee auslassende Charakterkonstellation – mit dem durch das Leben "gebeutelten" und angewiderten Bösewicht – der natürlich nicht von Grund auf böse ist, sondern durch Umstände so wurde –, dem oberflächlichen, selbstverliebten Superhelden, und dem klassischen Mädchen reinen Herzens, deren Zuneigung so entscheidend für den Lebensweg des Bösewichts ist, der die Fassade des Bösewichts nutzt, um seine reellen Unsicherheiten und seinen geringen Selbstwert zu verbergen. Hinzu kommen wirklich sehr gut pointierte Witze (die keinesfalls subtil sind, das kennen wir ja vom Herrn Whedon, aber dennoch immer wieder hinreißend gut unterhalten) und die, ja schon zu Zeiten von "Buffy" und "Angel" typischen, unter der Leichtigkeit des Musicals und der Ansammlung humorgeladener Dialoge verborgene tragische Geschichte.

Auch ein wenig (okay, doch ziemlich viel), nicht sonderlich subtile, aber genau auf den Punkt gebrachte Gesellschaftskritik wird in den – stark an die "Buffy"-Folge #6.07 Noch einmal, mit Gefühl erinnernden – Liedern immer wieder deutlich. Aber auch die zwei Varianten des Umgehens mit der verkommenen Gesellschaft werden durch Dr. Horrible (Status Quo zerstören und alles neu aufbauen) und Penny (durch Hilfe gegenüber den Menschen, die am schlechtesten dran sind, der Gesellschaft Stück für Stück die guten Seiten der Menschheit verdeutlichen) wunderbar repräsentiert. Wem das alles zu tiefsinnig ist, und wer sich lieber von wirklich guter Unterhaltung mit Witz und Charme umfluten lassen möchte, ist hier aber auch am richtigen Platz.

Allein das Ende (also die letzten fünf Minuten) der Miniserie würden ausreichen, um mich eine Review über zehn Seiten schreiben zu lassen, aber zum einen würdet ihr (liebe Leser) dann wegen akuter Langeweile nie wieder eine Review von mir lesen und zum Anderen würde ich ja dann das Ende verraten müssen. Eines sei nur gesagt – leichte Kost ist es nicht, sondern es trifft eine klare, tragische Aussage.

Ein paar Worte noch zu den Hauptdarstellern: Sowohl Neil Patrick Harris als auch Nathan Fillion laufen hier zu einer begeisternden, stellenweise wirklich bestechenden Form auf. Allein die Mimik der beiden hat bei mir für einige Lacher gesorgt. Zudem sind beide in der Lage, wirklich wie für die Figur maßgeschneidert zu singen! Felicia Day spielt und singt zwar solide, bleibt aber neben der Glanzleistung der beiden etwas blass.

Auch zur Musik sage (oder vielmehr schreibe) ich noch ein paar Worte: Man darf hier kein musikalisch herausragendes Musical erwarten. Die Kompositionen sind eingängig, poppig, teilweise sogar ohrwurmig (und wenn es die CD mit dem Soundtrack jemals in Deutschland gibt – nicht bei iTunes, denn ich verachte diese Apple-Monopolisierung und will kein Teil von ihr sein, aber das nur am Rande – werde ich auf jeden Fall ein bezahltes Exemplar in mein überfülltes CD-Regal zwängen), aber eben größtenteils sehr einfach gestrickt. Wer mit der Musik in #6.07 Noch einmal, mit Gefühl etwas anfangen konnte, wird auch hier seinen musikalischen Spaß haben.

Fazit

Ein durchweg gelungener Geniestreich von Joss Whedon (und Familie), der sich mit dieser Musical-Miniserie zu Recht wieder ins Gespräch katapultiert – gute Story, hervorragender Humor, bestechende schauspielerische Leistungen, annehmbare Pop-Musical Musik. Das alles komprimiert auf insgesamt 40 mitreißende Minuten – was will man mehr?

Martin Schultze - myFanbase

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