Dr. Ken - Review des Piloten

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Wir haben einen ernsthaften Kandidaten für die Auszeichnung "Schlechtester Pilot der Saison" gefunden. Die erste Folge von "Dr. Ken" präsentiert all das, woraus ein Serienauftakt eigentlich nicht bestehen sollte: plumpe, unlustige Gags, stereotypische Charaktere mit geringen Sympathiewerten, zu viel Overacting und eine komplett unoriginelle Story. Man hat als Zuschauer schon Schwierigkeiten, nicht nach den ersten Minuten, die uns mit einem Hämorrhoiden-Witz überfallen, abzuschalten. Daran, sich eine weitere Episode anzutun, ist kaum zu denken.

Arzt ...

Ken Jeong spielt Dr. Ken Park, einen hochtalentierten Arzt, dem seine Patienten total auf die Nerven gehen, der sich lustig über sie macht und unfreundlich mit ihnen umspringt, aber letztlich damit durchkommt, weil er immer die richtigen Diagnosen stellt. Dr. House, sind Sie das? Schön wär’s! Statt mit messerscharfen Sprüchen aufzutrumpfen, agiert Dr. Ken zumeist eher slapstickhaft, zieht viele Grimassen, verstellt seine Stimme und fuchtelt mit seinen Händen herum. Das wirkt in vielen Momenten überzogen und beginnt sehr schnell zu nerven. Ich bin nicht besonders gut vertraut mit Jeongs Arbeit, aber es scheint fast so, als habe er noch nicht bemerkt, dass er jetzt der Hauptdarsteller und kein Nebendarsteller mehr ist und entsprechend eine Balance finden muss zwischen Acting und Overacting.

Bei seiner Arbeit unterstützt wird Dr. Ken unter anderem von der Krankenschwester Demona (Tisha Campbell-Martin), die wohl irgendwie keck wirken soll, aber auch stark ins Nervige abrutscht, und vom trotteligen Krankenpfleger Hector (Jonathan Slavin), der offensichtlich nur dazu gedacht ist, hinter den anderen Charakteren her zu spazieren und immer das Falsche zu sagen und was Dummes zu tun, um eine Situation noch ... na ja "lustiger" zu machen. Dann ist da noch der unausstehliche Leiter der Klinik (Dave Foley), der im Minutentakt rassistische Bemerkungen von sich gibt und selbstverständlich überhaupt nichts von Medizin versteht. Der klassische Fall eines Chefs, der seinen Untergebenen (und dem Zuschauer) moralisch und intellektuell eigentlich unterlegen ist. Er soll wohl als Reizfigur herhalten, aber dazu strahlt er viel zu wenig Persönlichkeit aus. Er ist wie alle Charaktere am Arbeitsplatz von Dr. Ken unerträglich schablonenhaft.

... mit Familienanhang

Dr. Kens zweites großes Aufgabengebiet ist die Rolle als Familienvater. Er liebt seine zwei Kinder, aber es fällt ihm schwer, ihnen Freiraum zu lassen. Er mischt sich zu viel ein, ist überbeschützend und macht Erziehungsfehler, die sich ganz einfach vermeiden ließen, wenn er einmal auf seine Frau Allison(Suzy Nakamura) alias die Stimme der Vernunft hören würde. Was er natürlich nicht tut, denn sonst würde er ja nicht im Gefängnis landen, weil er seine Tochter Molly (Krista Marie Yu) auf einem Rave sucht und sich dabei so idiotisch anstellt, dass er einem Undercover-Drogenfahnder ins Netz geht. Immerhin entschuldigt er sich dafür bei seiner Gattin und alles ist wieder gut. Bis zur nächsten total vermeidbaren Krise.

Zusammengefasst verhält sich Dr. Ken gegenüber seine Familie genau so, wie es 80% der Sitcom-Dads in den letzten 20 Jahren getan haben. Irgendetwas auch nur annähernd Neues, Frisches oder Unerwartetes sucht man in dieser Pilotfolge vollkommen vergebens. Selbstverständlich war Dr. Kens Tochter gar nicht auf dem Rave, denn sie ist eigentlich ein vollkommen vernünftiges Mädchen und jetzt schon reifer als ihr Vater, der acht Jahre Medizin studiert hat.

Fazit

Diagnose: Flop. "Dr. Ken" stellt sich den Zuschauern mit einer absolut reizlosen Pilotfolge vor, die keine Hoffnung aus Besserung verspricht. Ken Jeong mag als Nebendarsteller in Comedyserien und Filmkomödien seine Glanzpunkte gesetzt haben, hier aber überzieht er und scheitert bei dem Versuch, die Zuschauer für sich zu gewinnen. Sämtliche Charaktere sind viel zu fade und stereotypisch, um dem unoriginellen Drehbuch Leben einzuhauchen. Die Gags sind größtenteils einfach nur plump.

Maret Hosemann - myFanbase

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