DVD-Rezension: Taras Welten Staffel 1
Zu Beginn des Jahres 2009 wagte sich der US-Kabelsender Showtime auf sehr humorvolle Weise an ein schwierges Thema heran. Die Comedyserie "Taras Welten", die am 3. März 2011 ihre Deutschland-Premiere feierte und nun auf DVD erhältlich ist, dreht sich um eine Ehefrau und Mutter mit Multipler Persönlichkeitsstörung.
Inhalt
Die Gregsons sind eine ganz normale Familie. Tara (Toni Collette) und Max (John Corbett) haben früh geheiratet und zwei Kinder bekommen. Diese, Kate (Brie Larson) und Marshall (Keir Gilchrist) sind nun im Teenageralter und beginnen langsam aber sicher ihren Abnabelungsprozess. So ganz normal, wie es nach außen hin scheint, aber ist die Familie doch nicht, denn es gibt noch weitere Personen, die gelegentlich zur Familie gehören, denn Tara leidet an Multipler Persönlichkeitsstörung. Diese alternativen Persönlichkeiten übernehmen immer dann das Ruder, wenn Tara sich in einer Stresssituation befindet und einen Ausweg braucht. Da wäre Alice, eine traditionelle, religöse Hausfrau, T, das freche, ausgeflipptes Teenagermädchen, das sich gerne freizügig kleidet und auch Drogen nicht abgeneigt ist, und schließlich Buck, ein Kriegsveteran und Macho, der Pornos und Motorräder mag und sich gerne mal prügelt. Taras Familie kennt jede dieser Persönlichkeiten und versucht mehr oder weniger erfolgreich, sie zu akzeptieren. Am wenigsten kommt Taras Schwester Charmaine (Rosemarie DeWitt) mit der Situation zurecht, da Tara immer diejenige ist, die im Mittelpunkt steht.
Rezension
Die Serie nähert sich auf eine leichte, aber niemals respektlose Weise dem Krankheitsbild der dissoziativen Identitätsstörung oder multipler Persönlichkeitsstörung. Kennt man sich mit dem Thema nicht aus, könnte die Serie eine Anregung sein, sich genauer damit auseinander zu setzen und sich zu informieren. Kennt man sich aber bereits ein wenig aus, so wird man feststellen, dass der Charakter der Tara mit ihren Alternativpersönlichkeiten durchaus sehr realitätsnah ist. Diese Persönlichkeiten können unterschiedlichen Alters und Geschlechts sein, sowie wie hier im Falle Bucks sogar Linkshänder, während die anderen Persönlichkeiten Rechtshänder sind. Sie können ihre Stimme genauso unterschiedlich einsetzen wie ihre Körpersprache, und manchmal schiftet die Person innerhalb kürzester Zeit zwischen ihren Persönlichkeiten hin und her, so dass das Gegenüber oftmals nur am Unterschied in Stimme, Gestik und Mimik erkennt, wen es vor sich hat. All das verkörpert Toni Collette hier so gut, dass sie mit ihrer Darstellung sowohl den Emmy als auch den Golden Globe gewann. In der ersten Staffel werden die Wechsel zwischen den Persönlichkeiten für den Zuschauer zwar noch ein wenig vereinfacht, indem Alice, Buck und T sich auch unterschiedlich kleiden, aber wie Serienerfinderin Diablo Cody und Autorin Jill Soloway im Audiokommentar bereits verraten, wird das im Laufe der späteren Staffeln immer weniger und es liegt allein an Toni Collette, die unterschiedlichen Persönlichkeiten durch ihre distinktiven Merkmale rüberzubringen.
John Corbett, Keir Gilchrist, Brie Larson und Rosemarie DeWitt geben der Familie rund um Toni Collettes Tara das passende Gesicht, um das Bild der Familie mit den nicht ganz alltäglichen Problemen wunderbar abzurunden. John Corbett ist als Max der anbetungswürdig gelassene Ehemann und Vater, der vor allem viel Geduld und Verständnis hat und aus Liebe alles für seine Frau tun würde. Dabei schafft er es auch noch, nicht zum langweiligen Gutmensch zu verkommen, sondern durchaus cool und attraktiv zu bleiben. Keir Gilchrist und Brie Larson spielen die Teenager mit all ihren Eskapaden ausgesprochen authentisch und Rosemarie DeWitt ist in der Rolle der manchmal nervigen, leicht neurotischen Schwester, die aber sehr wohl ihre eigene Meinung vertreten kann, auch absolut überzeugend, so dass man sich beim Zuschauen im Grunde mit jedem Familienmitglied mal mehr, mal weniger identifizieren kann.
Specials
Das Interview mit Diablo Cody ist mehr ein flottes Brainstorming als ein ausführliches Gespräch. Man sieht hier vor allem, wie locker, lustig und erfrischend unprätentiös die Serienerfinderin ist. Am besten gefallen aber hat mir das Special über die Alternativpersönlichkeiten Taras, denn in die Einführung und Charakterisierung von Alice, T, Buck und Gimme sind kurze Interviewauszüge mit Toni Collette, John Corbett, Alexa Junge und Diablo Cody eingeflochten, die zum Teil sehr amüsant darüber sprechen, welche der Alternativpersönlichkeiten sie am liebsten mögen, und was dies über die eigene Person aussagt.
Im Audiokommentar, den Diablo Cody und Jill Soloway zu Episode #1.08 Weibliche Tricks und Triebe eingesprochen haben, erfährt man nette Details zur Entstehung der Titlecredits und dazu, wie sie den Humor durch Wortwitz entstehen lassen. Auf manche Witze in den Dialogen wird man vielleicht erst durch diesen Audiokommentar aufmerksam, wenn man dazu tendiert, sich vom tragischen Aspekt des Geschehens rund um Taras psychische Störung mitreißen zu lassen.
Die Infotafeln mit Biographien der Darsteller und eine Galerie mit Szenenfotos sind schöne Beigaben, aber auf das allseits beliebte Gag Reel muss man hier leider verzichten.
Die Extras in der Übersicht:
Im Gespräch mit Diablo Cody
Audiokommentar mit Diablo Cody und Jill Soloway
Taras Alter-Egos (Special mit Cast-Interviews)
Biographien
Fotogalerie
Technische Details
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 321 Minuten (12 Episoden)
Bildformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Schwedisch, Dänisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch
Fazit
Die Serie sollte in keinem DVD-Regal fehlen. Tony Collette zeigt brillantes Schauspiel, die Charaktere sind zum Liebhaben, man wird gut unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken angeregt. Was will man von gutem Fernsehen mehr?
Nicole Oebel - myFanbase
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