DVD-Rezension: Luther, Staffel 1
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Die bei Preisverleihungen stets als Miniserie ins Rennen gehende BBC-Produktion "Luther" mit Golden-Globe-Gewinner Idris Elba flimmert im Sommer 2012 schon zum dritten Mal mit neuen Episoden über die britischen Bildschirme. Nachdem die erste Staffel der Psychothriller-Serie hierzulande im vergangenen Herbst auf dem Nischensender ZDFneo Free-TV-Premiere feierte, strahlte das ZDF die Folgen im Februar auch im Hauptprogramm aus. Für all diejenigen, die Gefallen an der Serie gefunden oder auch einfach bloß die Ausstrahlung verpasst haben, gibt es nun die DVDs zur ersten Staffel.
Inhalt
Nachdem der hartgesottene Kriminalkommissar John Luther (Idris Elba) auf der Jagd nach einem Kindesmörder tatenlos dabei zusieht, wie der Killer aus großer Höhe ins Koma stürzt, erleidet er einen Nervenzusammenbruch und wird für ein halbes Jahr suspendiert. Als er schließlich in den Polizeidienst zurückkehrt, wird er auf den Mordfall eines Ehepaars angesetzt. Schnell identifiziert Luther die Tochter der beiden Opfer, das Astrophysik-Genie Alice Morgan (Ruth Wilson), als Täterin, kann ihr den Mord jedoch nicht nachweisen.
Während Luther sich gemeinsam mit seinen Kollegen Justin Ripley (Warren Brown) und Ian Reed (Steven Mackintosh) der Lösung anderer Verbrechen widmet, bricht sein Privatleben zunehmend auseinander, weil seine Frau Zoe (Indira Varma) nach einer Trennung auf Probe mittlerweile mit ihrem neuen Freund Mark North (Paul McGann) zusammenlebt. Die Tatsache, dass sich die gerissene und von Luther äußerst faszinierte Alice zu allem Überfluss auch noch kontinuierlich in sein Leben einmischt, macht es ihm nicht gerade einfacher, sich voll auf seinen Beruf zu konzentrieren. Spätestens als der impulsive Luther selbst unter Verdacht gerät, entpuppt sich die psychopathische Mörderin jedoch als überaus wertvolle, wenn auch gefährliche Komplizin.
Rezension
Krimis sind immer nur so spannend wie ihre Hauptfigur. So sind die Abenteuer von Sherlock Holmes, Philip Marlowe, Kurt Wallander oder auch Columbo nicht aufgrund ihrer mysteriösen Fälle so unheimlich fesselnd und erfolgreich, sondern vielmehr weil ihre Protagonisten faszinierende, vielschichtige Antihelden verkörpern, mit denen man trotz ihrer ausgeprägten Macken und Schwächen einfach mitfühlen und -fiebern muss. So gesehen gehört die erste Staffel der BBC-Serie "Luther" zweifellos mit zur besten Krimiunterhaltung der vergangenen Jahre, reiht sich ihr mehrdimensionaler und innerlich zerrissener Titelheld doch nahtlos in die Riege der genannten Publikumslieblinge ein – und zwar nicht zuletzt, weil Idris Elba in seiner Darstellung John Luthers wirklich alle Register seines Könnens zieht und sich durch überaus nuancierte Mimik, Körpersprache und Artikulation einmal mehr als absoluter Ausnahmeschauspieler beweist.
Schon im Piloten wird deutlich, dass Luther mit Elbas karriereprägendem Alter Ego Stringer Bell aus "The Wire" den messerscharfen Verstand und eine gewisse Unerbittlichkeit gemein hat, nicht jedoch das kühl kalkulierende Gemüt. So steht sich Luther durch sein emotionales, aufbrausendes Temperament immer wieder selbst im Weg – und zwar sowohl in seinem auseinander brechenden Privatleben als auch bei der täglichen Arbeit als Ermittler in der Londoner Serious Crime Unit. Seine Frau Zoe hat ihn verlassen, weil ihn sein Job einfach nicht loslässt und psychisch derart zermürbt, dass er ein völlig anderer Mensch geworden ist. Seine Vorgesetzten und Kollegen wiederum beobachten ihn mit Argusaugen, stets bereit auf den nächsten Wutausbruch oder Nervenzusammenbruch und nie so ganz sicher, ob Luthers teils abenteuerliche Ideen nun Ausdruck seines Genies oder doch eher seines Wahnsinns sind.
Mit diesem offenkundigen Fokus auf das zerrüttete Seelenleben der Hauptfigur positioniert sich die Serie als eine Mischung aus Charakterdrama und psychologischem Thriller, anstatt mit konventionellen Krimiplots aufzuwarten. So ist beispielsweise die Identität des Täters den Zuschauern und der Polizei in jeder Episode schon sehr früh bekannt, weil sich "Luther" der klassischen "Whodunnit"-Formel, nach der lediglich das Miträtseln und Identifizieren des Mörders im Mittelpunkt stehen, widersetzt und den Schwerpunkt bei den Fällen der Woche vielmehr auf die Psyche des Täters und die Suche nach seinem Motiv legt. Das nicht zu Unrecht, denn genau hier, auf der psychologischen Ebene, liegt der eigentliche Reiz der Serie.
Dass auf Luthers Jagd nach Verbrechern immer mal wieder die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt, weil so einige seiner Aktionen überhastet oder unzureichend motiviert scheinen, verzeiht man der Serie gerne, sorgt das rasante Erzähltempo doch kontinuierlich, insbesondere in der Finalfolge, für nervenzerreißende Spannung. Davon abgesehen ist es auch sehr gut möglich, dass so manch ein scheinbares Logikloch lediglich dem Umstand geschuldet ist, dass die deutsche Version der Staffel (wie bei BBC-Produktionen leider üblich) insgesamt um rund 40 Minuten gekürzt ist. Zudem muss man der Serie trotz ihrer leichten Tendenz zur Übertreibung ihren Mut und ihre Konsequenz zugutehalten. Denn so wie Luther selbst sich nur seiner eigenen Definition von Recht und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt und falls nötig auch mal moralische Grenzen überschreitet, trifft auch Drehbuchautor Neil Cross immer wieder drastische Entscheidungen, die man kaum einem anderen Police-Procedural zutrauen würde. So erfolgt die sonst so beliebte Rettung in letzter Sekunde bei "Luther" nicht selten wenige Sekunden zu spät und Waffen werden nicht bloß gezogen, sondern auch abgefeuert – selbst dann, wenn sie auf den Protagonisten der Serie gerichtet sind.
Das eigentliche Herz der Serie bildet im Endeffekt aber ohne Zweifel die unheimlich faszinierende Beziehung zwischen Luther und seiner psychopathischen Gegenspielerin Alice. Denn während die Pilotfolge noch darauf hindeutet, dass sich die episodenübergreifende Haupthandlung der Staffel um Luthers Bemühungen drehen wird, Alice den Mord an ihren Eltern nachzuweisen, entwickelt sich mit der Zeit vielmehr eine ganz eigenartige Freundschaft zwischen den beiden, die hin und wieder ein wenig an "Das Schweigen der Lämmer" mit umgekehrten Geschlechterrollen erinnert. So wird die manipulative und unberechenbare Mörderin, die sich stets in Luthers Leben einmischt, am Ende sogar zu seiner treuesten Verbündeten – was im großen Finale letztlich in einem grandiosen Cliffhanger endet, nach dem man es kaum erwarten kann, die DVDs zur zweiten Staffel in den Händen zu halten.
Neben den Episoden selbst befindet sich auf den "Luther"-DVDs zur ersten Staffel noch ein halbstündiges Bonus-Special mit dem Titel "Luther – The World of a True Maverick", das den Zuschauer hinter die Kulissen der Serie führt und interessante Interviews mit den Schauspielern und Serienmachern zu bieten hat.
Technische Details
Erscheinungstermin: 27. Februar 2012
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 300 Minuten (3 Episoden) + Bonus
Bildformat: 16:9 (1,78:1)
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Fazit
Die erste Staffel der britischen Psychothriller-Serie "Luther" bietet spannende Unterhaltung, die so manch ein amerikanisches Police Procedural blass aussehen lässt. Durch ein sehr hohes Erzähltempo, fesselnde Fälle der Woche sowie eine übergreifende Handlung, die mitreißt und immer wieder überrascht, kommt bis hin zur fulminanten Finalszene kein einziges Mal Langeweile auf. Kleine Ungereimtheiten und andere erzählerische Schwächen machen interessante, mehrdimensionale Charaktere und die famose Chemie zwischen den zu Höchstformen auflaufenden Idris Elba und Ruth Wilson mehr als wett. So bleibt der einzige wirkliche Wermutstropfen die Tatsache, dass die deutschen DVDs lediglich die zu drei Episoden zusammengeschnittene und deutlich gekürzte internationale Fassung der Staffel beinhalten. Wer die Folgen lieber in der ungeschnittenen Originalversion im Regal stehen haben möchte, muss also leider auf die britischen DVDs zurückgreifen.
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Paulina Banaszek - myFanbase
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