DVD-Rezension: Californication, Staffel 4
Während sich "Californication" in den USA großer Beliebtheit erfreut, hat der TV-Sender RTL2 in Deutschland nicht den richtigen Weg gefunden, um die Zuschauer vor die Bildschirme zu locken. Wenigstens trudeln nach und nach, in akzeptablem Abstand die DVDs auf den Markt, sodass man als deutscher Fan selbstbestimmt in den Genuss der Serie kommen kann. Seit dem 05.04.2012 geht dies nun auch mit der vierten Staffel von "Californication".
Inhalt
Hanks Geheimnis ist an die Öffentlichkeit gedrungen. Durch Mias Buchvorstellungen und seinen anschließenden Streit mit ihrem Agenten musste Hank nicht nur wegen Körperverletzung in Haft, ihm hängt nun auch ein Verfahren wegen Verführung einer Minderjährigen nach. Auf der Suche nach einer geeigneten Rechtsvertretung organisiert Charlie ihm die Anwältin Abby Rhodes, doch Hank macht es ihr alles andere als einfach, ihn verteidigen zu können. Als wäre das noch nicht genug, muss Hank nun auch noch damit leben, dass Karen sich nun von ihm abgewendet hat und auch Becca bitter enttäuscht ist. Immerhin läuft es beruflich recht viel versprechend. Sein Roman "Fucking & Punching" soll bereits verfilmt werden und Hank wird umworben, als Drehbuchautor mitzuwirken. Dabei trifft er auch gleich auf die an dem Projekt sehr interessierte Jungschauspielerin Sasha Bingham, die sich mit der Rolle der Mia von ihrem Teeniestarimage verabschieden will. Dabei versucht Sasha ihrer Filmrolle so nahe wie möglich zu kommen.
Unterdessen versuchen Charlie und Marcy ihre Scheidung voran zu treiben und orientieren sich neu. Während Marcy von dem Produzenten Stu Beggs umgarnt wird, lässt sich Charlie nach einigen Exzessen schließlich mit einer wilden Immobilienmaklerin ein, um Marcy etwas entgegen setzen zu können. Dass sich ihre Wege auch in näherer Zukunft kaum trennen werden, bringt eine andere unerwartete Nachricht mit sich.
Rezension
Über drei Staffel lang konnte Hank es mit viel Mühe und teilweise Leid organisieren, dass sein Faux Pas aus der Pilotfolge, ein One Night Stand mit einer Minderjährigen, die er selbst für älter erachtete, ein Geheimnis blieb. Nach dem Staffelfinale von Staffel 3 war nun aber klar, dass sich die vierte Staffel sehr intensiv mit diesem Ereignis wird auseinander setzen müssen. Anwaltssuche, Faktensammlung und Vermeidung weiterer Probleme stehen also im Zentrum dieser Staffel doch all dies erweist sich als nicht gerade einfach. Hank steht privat vor einen Scherbenhaufen und versucht sich zumindest mit der beruflichen Perspektive über Wasser zu halten. In erster Linie macht er aber Unsinn und lässt viel zu selten Reue erkennen. Somit hat man es als Zuschauer manches Mal etwas schwer, mit Hank sympathisieren zu können. Zu ignorant und selbstgefällig ist seine Figur, zu stolz und uneinsichtig, obwohl er genau weiß, dass seine Art der Lebensführung seit geraumer Zeit nur Probleme hervor bringt, die ihm und vor allem die wichtigsten Menschen in seinem Leben, Becca und Karen, immer wieder vor den Kopf stoßen.
Die Staffel ist schon durch diese Selbstgeißelung von Hank höchst interessant. Die ganze Aufarbeitung der Geschehnisse bringt unheimlich stimmungsvolle, nostalgische Momente hervor, seien es Rückblicke oder gegenwärtiges Schwelgen in Erinnerungen an eine bessere Zeit. Trotzdem geht das Leben weiter. Hank ist mit der Realität konfrontiert und kann ihr nicht entrinnen. Natürlich ergattert er eine attraktive Anwältin, die fest entschlossen ist, dem natürlichen Charme des Hank Moody zu widerstehen. Auch das Filmbusiness bekommt sein Fett weg, wenn Schauspieler ihren Ruhm über bestimmte Rollen kalkulieren und Produzenten ihr Leben mit all den Vorteilen genießen und ihr Ding machen. Da geht Charlie mit Marcy regelrecht unter, was nach dem Hin und Her der letzten Staffeln nur bedingt ein Problem darstellt. Trotzdem fällt es schwer, die Staffel einzuordnen! Ist sie besser, schlechter oder genau so gut wie die letzte Staffel? Man kann es so pauschal nicht sagen. Diese Staffel ist inhaltlich unabdingbar für die Serie und kommt keinen Moment zu früh. Stilistisch schöpft man wieder aus dem Vollen, wird nicht müde, skurrile Partys feiern zu lassen und immer wieder Sex in den Mittelpunkt der Charaktere zu stellen. Wer also die bisherigen Staffeln gemocht hat, wird auch hier nicht enttäuscht, selbst wenn man Hanks Uneinsichtigkeit nicht gutheißen mag.
Die DVD-Box reiht sich in der Aufmachung komplett an seine Vorgänger an. Die vier Staffeln geben im Schrank ein gutes Bild ab. Trotzdem dürfte die Bildauswahl ruhig etwas großzügiger sein. Großzügiger würde ich mir auch nach wie vor die Special Features wünschen, auch wenn es schwarz auf weiß erst mal recht umfangreich aussieht. Auf Disc 1 befindet sich ein etwas albernes, aber sehr kurzweiliges (und sehr kurzes Interview) mit David Duchovny, welches von Pamela Adlon geführt wurde. Die Affentagebücher wirken auch recht absurd, aber irgendwie passt es zur Serie. Nervend ist eigentlich in erster Linie, dass man nicht alle drei Teile mit einer Auswahl ansehen kann. Da jeder Teil nur etwa eine Minute geht, ist man mehr am Auswählen als am Gucken. Generell fällt auf, dass auch dieses Mal die Specials wieder sehr kurz gehalten sind. So relativiert sich die anscheinend lange Liste doch gleich. Allerdings kann man sagen, dass es seit der ersten Staffel immer eine Steigerung gab und die Ausstattung der Boxen eigentlich immer besser wurde.
Sehr nett ist "Cali-Fan-ication", weil hier Fanfragen von den Schauspielern beantwortet werden. Die Antworten sind interessant und werden durch einige Szenen aus der Serie sinnvoll ergänzt. Die immerhin gut drei Minuten sind zwar immer noch zu kurz für meinen Geschmack, aber man hat sich auch hier die Mühe gemacht, um die Interviews so zusammen zu schneiden, dass es keine Chance mögliche Langeweile gibt. Als Fan will man aber trotzdem immer mehr. Das vierte Special auf der ersten Disc heißt "Get Connected" und ist wirklich lächerlich. Es sollte verboten sein, so etwas als Special Feature zu bezeichnen, denn hier bekommt man nur den Hinweis für Facebook und Twitter, um alle Infos zur Serie zu bekommen. Wäre es wenigstens von den Schauspielern vorgestellt oder irgendwie gemacht, aber es ist nur eine Seite im Menü. Das ist eher traurig.
Bleibt die Hoffnung noch auf die Specials auf Disc 2. Das Q & A macht durch das einminütige Video einen trostlosen Eindruck, doch überraschenderweise gibt es dann tatsächlich zehn Fragen, die man auswählen kann und zu denen sich wichtigen Darsteller der vierten Staffel äußern, auch die Nebendarsteller. Das dauert pro Frage auch immer nur etwa ein bis zwei Minuten, was den Wunsch erneut nach einem "Alles abspielen" – Button steigert, aber man ist insgesamt doch zufrieden, dass man so viel zu sehen bekommt. Auch "Im Gespräch mit Rob Lowe" überrascht dann regelrecht, weil man hier fünf Minuten am Stück Infos zu Eddie Nero und Stellungnahmen von Rob Lowe erhält. So stelle ich mir ein Special vor. Die Fotogalerie befriedigt dann in Maßen (17 Episodenbilder) auch noch das Bedürfnis nach mehr Bildern und so ist man dann doch recht glücklich mit den Bonusmaterialien, glücklicher als bei den bisherigen Boxen, aber etwas Luft nach oben gibt es schon noch.
Technische Details
Format: HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Surround), Italienisch (Dolby Digital 2.0 Surround), Englisch (Dolby Digital 5.1), Italienisch (Dolby Digital 2.0 Surround), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 18 Jahren
Spieldauer: 325 Minuten
Fazit
Auch die vierte Staffel von "Californication" kann insgesamt wieder bestens unterhalten, erzählt schöne Geschichten und wartet mit tollen Gastdarstellern auf. Die Ausstattung mit Bonusmaterialien erreicht inzwischen auch ein sehr zufrieden stellendes Niveau. Fans werden zufrieden sein.
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Emil Groth - myFanbase
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