DVD-Rezension: Justified Staffel 1
"Justified" startete im März 2010 auf dem amerikanischen Pay-TV-Kanal FX. Die Krimiserie von Graham Yost basiert lose auf einer Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Elmore Leonard, der schon die Vorlagen zu Filmen wie "Jackie Brown" und "Schnappt Shorty!" lieferte. Im Fokus der Serie steht Marshal Raylan Givens (Timothy Olyphant), der Protagonist der Kurzgeschichte "Fire in the Hole".
Inhalt
Deputy U.S. Marshal Raylan Givens erschießt einen Mordverdächtigen mit Verbindungen zum Miami-Drogenkartell, in aller Öffentlichkeit, am hellichten Tage, ruhig am Tisch an einem Pool sitzend. Aber gerechtfertigt, wie er sagt. Seinen Vorgesetzten ist der moderne Westernheld mit Cowboyhut und losem Finger am Abzug zu heiß geworden, und so nutzen sie die Gelegenheit, ihn loszuwerden und versetzen ihn nach Kentucky, nahe seiner alten Heimat Harlan County.
Für Raylan kommt dies einer Strafversetzung gleich, denn in Harlan hat sich nicht viel verändert, seit er die Stadt vor ca. 20 Jahren verlassen hat. So sieht er sich hier mit seiner Ex-Frau Winona (Natalie Zea), seinem ehemaligen Kumpel Boyd Crowder (Walton Goggins), den er nun als Kriminellen jagen muss, vor allem aber mit seinem Vater Arlo Givens (Raymond J. Barry) konfrontiert, zu dem er ein äußerst angespanntes Verhältnis hat.
Sein neuer Vorgesetzter ist ein ehemaliger Bekannter aus der Berufsausbildung, Art Mullen (Nick Searcy), der Raylans Fähigkeiten als Gesetzeshüter durchaus schätzt, sich aber nicht sicher ist, ob es Segen oder Fluch ist, diesen Mann, dessen Eigensinnigkeit er genau kennt, nun zu seinen Leuten zu zählen.
Rezension
Wenn man sich Butch Cassidy & the Sundance Kid im Kentucky des 21. Jahrhunderts vorstellt, könnte dies in etwa so aussehen wie "Justified". Butch und Sundance waren Ganoven, deren Herz auf dem rechten Fleck saß, Freunde und doch von unterschiedlichem Naturell. Auch Raylan Givens und Boyd Crowder waren Freunde, denen das Leben in der Jugend in Harlan, Kentucky, so einiges abverlangt und in beiden eine unterschwellige Wut entfacht hat. Um Haaresbreite wären sie beide in die Fußstapfen ihrer Väter getreten und ebenso Ganoven geworden. Raylan aber sah, dass dieser Weg für ihn keine Zukunft hat und so entschied er sich für ein Leben als Revolverheld - aber auf der richtigen Seite des Gesetzes, während Boyd ein Krimineller wurde. Abgesehen davon aber unterscheidet die beiden nicht sehr viel voneinander. Sie zögern nicht zu schießen, lassen sich von niemandem etwas vormachen und scheuen nicht den Alleingang. In Raylans Welt bzw. in seinem Job als Deputy U.S. Marshal sind dies allerdings Qualitäten, die es seinem Boss und seinen Kollegen schwer machen, mit ihm auszukommen. Die U.S. Marshals Tim Gutterson und Rachel Brooks wissen nie, woran sie bei ihm sind und ob sie sich auf ihn verlassen können. Sein Chef Art Mullen wiederum weiß, dass er ihn allerhöchstens an der langen Leine halten kann, wenn überhaupt. Denn irgendwann werde er sich eh eine Kugel einfangen.
Auch seine Beziehungen zu Frauen werden durch Raylans Starrsinn und seine unterschwellige Wut erschwert. Obwohl offensichtlich auf beiden Seiten noch tiefe Zuneigung vorhanden ist, hat Raylans Ehefrau Winona sich von ihm scheiden lassen und einen anderen geheiratet. Die Affäre mit Ava Crowder ist indessen von Anfang an zum Scheitern verurteilt, besinnt Raylan sich deshalb aber eines Besseren? Natürlich nicht.
In dieser ersten Staffel wird vor allen Dingen die Figur Raylan Givens eingeführt. Einige Fälle der Woche erscheinen im Gesamtbild der Serie nicht so tiefgreifend, die Zeichnung Raylans allerdings nimmt auch durch sie immer weiter an Ecken und Kanten an. Überhaupt wird hier sehr an der Ausarbeitung der Charaktere gefeilt, besonders auch hinsichtlich der Figur Boyd Crowder, die ursprünglich im Piloten hatte sterben sollen. Man kann das Gespür der Serienmacher hier nur loben, denn in der Entwicklung der Freund-/Feindschaft von Raylan und Boyd liegt eine der Hauptstärken der Serie. Timothy Olyphant und Walton Goggins haben dabei eine herrliche Chemie und jede ihrer sparsam verteilten, gemeinsamen Szenen ist ein Hochgenuss. Insgesamt hat man es bei "Justified" mit gehobener Unterhaltung zu tun, denn die Dialoge sind messerscharf, der rote Faden wird behutsam entwickelt, jede Rolle - bis zu den Gastdarstellern - ist perfekt besetzt und es gibt durchaus auch passend platzierten Witz.
Specials
Das Hightlight unter den Specials ist "Shooting for Kentucky", denn hier erzählen die Leute, die hinter der Kamera stehen, vom Serienmacher bis zur Kostümdesignerin, wie sie zunächst für den Piloten Harlan, Kentucky, in Pittsburgh und für die restliche Staffel in Kalifornien nachgestellt haben und welche Herausforderungen sich ihnen dabei stellten. Auch das Gespräch mit Marshal Alamanza ist sehr unterhaltsam, da er ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, wie Timothy Olyphant und die anderen sich beim Schießtraining angestellt haben. Zudem ist es sehr interessant, von ihm nochmal genau zusammengefasst zu hören, welche Aufgaben tatsächlich den U.S. Marshals im Vergleich zu anderen Gesetzeshütern zukommen.
Das Musikvideo ist ein nettes Extra, aber auf das allseits beliebte Gag Reel muss hier leider verzichtet werden.
Die Extras in der Übersicht:
Audiokommentar zu #1.13 Bulletville von Serienmacher Graham Yost und Autor/Produzent Fred Golan
"Shooting for Kentucky"
"Meet the Marshals": Eine Unterhaltung mit Charlie Alamanza
"Long Hard Times to Come" Musikvideo
Vorschau Staffel 2
Technische Details
FSK: ab 18 Jahren
Laufzeit: 537 Minuten (13 Episoden)
Bildformat: 16:9 - 1.78:1
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch, Spanisch (Dolby, PAL)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Türkisch
Fazit
Timothy Olyphant überzeugt als moderner Westernheld auf ganzer Linie. Ensemble, Setting, Dialoge und Charakterentwicklung geben hier ein rundes Bild ab und Kentucky wird mit viel Lokalkolorit sehr ansprechend nachgezeichnet. Die Serie bietet dem anspruchsvollen Krimi- und Western-Fan phantastische Unterhaltung.
Nicole Oebel - myFanbase
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