DVD-Rezension: Allein gegen die Zeit, Staffel 1

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Die deutsche Jugendserie "Allein gegen die Zeit" hat das unmöglich Geglaubte wahr gemacht: Sie wurde ein voller Erfolg beim Publikum, fuhr Rekordquoten für den ausstrahlenden Sender KiKa ein und wurde von der nationalen und internationalen Presse für ihr kreatives Grundkonzept und die gelungene Umsetzung hoch gelobt.

Inhalt

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Die Schüler Ben (Timon Wloka), Jonas (Timmi Trinks), Leo (Janina Fautz), Sophie (Ruby O. Fee) und Özzie (Uğur Ekeroğlu) haben nicht viel gemeinsam, außer dass sie an einem schicksalsträchtigen Samstagvormittag in ihrer Schule zum Nachsitzen antreten müssen. Sie haben alle Fünf ganz unterschiedliche Gründe dafür, vom rebellisch-aufmüpfigen Jonas bis zur Streberin Sophie, die eigentlich nur einmal zu den coolen Kindern dazugehören will. Der Tag beginnt auch ganz normal, aber als ihr Lehrer Herr Funke (Peter Lohmeyer) nach dem Kopieren lange Zeit nicht wiederkommt und sie sich im verlassenen Schulgelände auf die Suche nach ihm machen, entdecken sie dass ein weiterer Schülerkurs von unbekannten Gangstern als Geiseln gehalten wird und Herr Funke, der eigentlich Professor Bremer heißt und ein untergetauchter Wissenschaftler ist, sich vor ihnen verstecken muss. Die fünf Schüler versuchen zunächst aus der Schule zu fliehen und Hilfe zu holen, dies gelingt ihnen aber nicht. So beschließen sie, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und ihre Mitschüler zu retten. Dabei geht es um mehr, als sie ahnen, denn die Entführer planen einen großen Coup, der die Freiheit der ganzen Nation in Gefahr bringen könnte.

Rezension

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Allein gegen die Zeit
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Als Fan von amerikanischen TV-Serien geht es vielen Zuschauern unweigerlich mit der Zeit so, dass sie sich von den deutschen Produktionen abwenden, denn mit ganz wenigen Ausnahmen können die hiesigen Serien rund um die "Tatorte" und "Traumschiffe" doch wahrlich nicht mit den ambitionierten Produktionen aus Übersee mithalten. Meist wollen die Produzenten dieser Stoffe das auch gar nicht und bewegen sich lieber in altbekannten Gewässern und verfassen immer wieder die gleichen Konzepte in neuen Variationen. Dass es auch anders geht, beweißt die unter Federführung des Norddeutschen Rundfunks produzierte Jugendserie "Allein gegen die Zeit". Da hat man ein recht simples, aber eben noch nicht tausendfach tot gespieltes Konzept zu Grunde gelegt, mit clever durchdachten Drehbüchern zum Leben erweckt und durch sehr gute Jungschauspieler letztendlich zur Vollendung gebracht. Zwar ist die Serie in erster Linie klar auf eine Zielgruppe von jungen Erwachsenen ausgerichtet, da man es hier aber im Kern mit einem spannenden Krimi zu tun hat, kann man sich auch sehr gut damit identifizieren, wenn man dieser Zielgruppe schon entwachsen ist.

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Was macht "Allein gegen die Zeit" aber zu etwas Besonderem? Beschäftigt man sich oberflächlich mit der Serie, stolpert man immer wieder auf den Vergleich, es würde sich um eine Art "24 - Twenty Four" für Kinder handeln, auch auf den DVDs taucht diese Beschreibung als Pressezitat immer wieder auf. Dabei bezieht man sich darauf, dass die gesamte Handlung der ersten Staffel innerhalb eines Tages spielt und sich die Episoden alle genau über eine Stunde Handlung strecken. Da die Folgen aber nur eine Laufzeit von 25 Minuten haben, kann man aber nicht wirklich von einer Echtzeitserie wie "24" sprechen, auch die anderen Stilmittel des amerikanischen Vorbilds, wie die unterteilten Bildschirme fehlen hier vollkommen. So empfinde ich den immer wieder herangezogenen Vergleich etwas unglücklich gewählt, denn damit legt man zuviel Wert auf ein äußeres Format, was nicht wirklich angewendet wird und was auch nicht wirklich die Qualität der Serie ausmacht. Die straffe zeitliche Handlung ist lediglich der Rahmen der Geschichte und sorgt für einen rasanten Ablauf, drängt sich aber nie wirklich in den Vordergrund.

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Die wahre Stärke von "Allein gegen die Zeit" ist es, dass man eine fesselnde und mitreißende Krimigeschichte erzählt und das man dies rund um fünf wirklich gelungene Charaktere aufbaut. Dabei behandelt man ganz nebenbei die Klassikerthemen der Jugendunterhaltung wie Freundschaft, Liebe, Mut, Loyalität und wahre innere Größe, ohne dass dies jemals zu einem Lehrstück abdriften würde. Am wichtigsten in all der rasanten Action, die durchaus zu genüge vorkommt, bleibt immer die entstehende Freundschaft unter den fünf Protagonisten und das jeder einzelne von ihnen im Laufe dieses Tages über sich hinaus wachsen wird. Man merkt den Geschichten der Serie einfach an, dass die Integrität der Charaktere und ihre Interaktion untereinander immer oberste Priorität für die Drehbuchautoren hatten. Und das ist das wahre Qualitätsmerkmal, dass "Allein gegen die Zeit" aus dem Einheitsbrei herausstechen lässt. Dazu kommt eben eine spannende Handlung, die zum Ende hin immer rasanter wird und bei der man vor dem Mut der Drehbuchautoren, ganz in die Vollen zu gehen, manchmal richtig Respekt bekommt. Denn wer hätte bei einer Serie rund um fünf Schüler schon vermutet, dass die am Ende irgendwie die Welt vor dem Untergehen retten? Dabei bleibt der Realismus natürlich hier und da auch manchmal auf der Strecke und die Geschichte nimmt auch aufgrund des strengen Zeitbudgets manchmal etwas abwegige Wendungen, aber dies bezieht sich eben immer auf nebensächliche Fakten. Da wird man schon mal etwas kreativer wenn es darum geht, die fünf Freunde in einen Politikergipfel einzuschleusen oder eine hochkomplexe chemische Substanz im Handumdrehen zu synthetisieren, aber ich für meinen Teil muss sagen, dass mich das überhaupt nicht gestört hat. Denn dann, wenn es darauf ankam, wenn es um die zwischenmenschlichen Interaktionen ging, hat man nie den einfachen Weg gewählt und auch nie die entsprechende Logik über Bord geworfen.

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Ein weiteres Highlight dieser ersten Staffel von "Allein gegen die Zeit" waren die liebevoll ausgearbeitet Nebencharaktere. Hat man anfangs von manchen dieser Figuren noch das Gefühl gehabt, sie wären lediglich wandelnde Klischees, wie die Schulschönheit ohne viel Sinn für ihre Mitschüler oder der leicht trottelige Polizist, haben gerade diese Charaktere im Laufe der Zeit eine richtige Seele eingehaucht bekommen und waren für viele Momente zum Schmunzeln, aber auch zum Mitfühlen verantwortlich. An dieser Stelle muss man auch die fünf jungen Darsteller erwähnen, die die Protagonisten spielen. Die meisten von ihnen hatten trotz ihres jungen Alters bereits einige Erfahrung vor der Kamera gesammelt und sie waren dadurch den ihnen gestellten Anforderungen offenbar gut gewachsen. Besonders sticht aber Uğur Ekeroğlu mit seinem liebenswert-spitzbübischen Charme heraus und so war ich doch sehr überrascht, als ich erfahren habe dass dies sein erster Schauspieljob war und er bei einem Straßencasting entdeckt wurde.

Specials

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Üppig ist die Ausstattung der DVDs über die obligatorischen 13 Episoden der Staffel hinaus nicht, aber dies kann man von einer eher kleinen Produktion wohl auch nicht erwarten. Man findet noch einige Trailer für weitere Jugendproduktionen, aber auch ein Making Of mit dem Titel "Inside Allein gegen die Zeit". Das ist wirklich nett gemacht und auch aufschlussreich über die Serie, kratzt aber nur an der Oberfläche der Produktion, da dieses Feature offensichtlich eher zu Promotionzwecken gedreht wurde, und nicht um wirklich tiefe Einblicke zu bieten. Dieser Mangel an Extras sollte aber niemanden vom Kauf der DVDs abhalten, denn die sind es auch so wirklich wert.

Technische Details

Erscheinungstermin: 20. August 2010
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 325 Min. (13 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 2.0)

Fazit

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Die deutsche Serie kann vielleicht in der Breite nicht mit anderen Produktionsländern mithalten, aber im Einzelnen gelingen doch immer wieder kleine Perlen, für die man sich nun wahrlich nicht zu verstecken braucht. Die erste Staffel von "Allein gegen die Zeit" wurde für einen internationalen Emmy nominiert und hat diese Ehre wirklich verdient. Jahre nachdem mit "Berlin, Berlin" und "Türkisch für Anfänger" schon einmal frischer Wind gerade durch das Genre der Jugendserie wehte, führt "Allein gegen die Zeit" diese Tradition fort und bietet erstklassige Unterhaltung nicht nur für die angestrebte Zielgruppe. Die DVD-Box der ersten Staffel wird sicher Jung und Alt vor dem Fernsehen fesseln können.

Cindy Scholz - myFanbase

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