DVD-Rezension: Great Expectations - Große Erwartungen (Miniserie)
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Nach dem großartigen Roman von Charles Dickens und zu Ehren seines 200. Geburtstages, hat sich die BBC mal wieder an eine Adaption des Werkes "Große Erwartungen" herangetraut. In einer dreiteiligen Mini-Serie und nach dem Drehbuch von Sarah Phelps, ging "Great Expectations – Große Erwartungen" Ende 2011 erstmalig auf Sendung. Mit der bekannten Story um den Waisenjungen Pip konnte die BBC nicht nur traumhafte Quoten von bis zu sieben Millionen Zuschauer verbuchen, sondern heimste auch zahlreiche Auszeichnungen, darunter sogar vier Emmys, ein. Neben bekannten Stars wie Gillian Anderson, Ray Winstone und David Suchet sieht man in den Rollen des Pip und der Estella mit Douglas Booth und Vanessa Kirby noch relativ unbekannte Schauspieler.
Inhalt
Nach dem Tod seiner Eltern wächst der Waisenjunge Philip Pirrip (Douglas Booth), von allen nur Pip genannt, bei seiner lieblosen Schwester und deren freundlichen Mann, dem Dorfschmied Joe Gargery (Shaun Dooley), auf. Pips Leben ist bis dato recht trostlos und nur Joe bringt dem Jungen etwas Liebe und Geborgenheit entgegen. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, als Pip, nach dem Besuch auf dem Friedhof dem gerade entflohenen Straftäter Abel Magwitch (Ray Winstone) in die Arme läuft. Der setzt den kleinen Jungen massiv unter Druck, so dass Pip alles unternimmt, um Abel die Flucht zu ermöglichen. Zwar wird der wenig später doch noch aufgegriffen, verrät aber nicht, dass ihm Pip geholfen hat. Noch am gleichen Tag wird Pip etwas später von der exzentrischen und wohlhabenden Miss Havisham (Gillian Anderson) engagiert, um deren Adoptivtochter Estella (Vanessa Kirby) wöchentlich Gesellschaft zu leisten. Pip lernt eine, ihm bis dato, völlig neue Welt kennen und verliebt sich in Estella. Als Pip einige Jahre später von einem unbekannten Wohltäter eine vornehme Erziehung bezahlt bekommt, geht er nach London um eine Gentleman mit großen Erwartungen zu werden. Pip sieht darin seine lang ersehnte Chance, endlich Estella ebenbürtig zu werden und sie heiraten zu dürfen. Doch leider verläuft in London nicht alles so wie Pip sich das vorstellt. Die Schatten seiner Vergangenheit holen den jungen Mann immer wieder ein und er muss herbe Rückschläge und große Enttäuschungen wegstecken.
Rezension
Der grobe Inhalt des berühmten Charles Dickens Roman "Große Erwartungen" dürfte wohl so ziemlich jedem bekannt sein, da der Stoff mittlerweile schon über unglaubliche zweihundertmal verfilmt wurde. Denn neben anderen Werken wie "Little Dorrit", "Oliver Twist" und "David Copperfield" zählt "Great Expectations" zu Charles Dickens bekanntesten Werken. Bei dem, erstmals im Dezember 1860, als Fortsetzung erschienenen Roman, ging Dickens gewohnt sozialkritisch und mit seinem berüchtigten sarkastischen Unterton ans Werk. Für diese Mini-Serien-Version der BBC mussten natürlich, wie immer, einige Stellen des rund 500 Seiten starken Romans gekürzt und in eine fernsehtaugliche Fassung von drei Stunden gebracht werden. Leider gingen dabei hauptsächlich die etwas lockereren Themen und komisch skurrilen Personen, wie zum Beispiel der Kirchendiener Mr. Wopsle, drauf. Auch die, in der Mini-Serie vorkommenden, Charaktere wie unter anderem Joe, Herbs (Harry Lloyd) Eltern und Wemmick (Paul Ritter) sind in Punkto Skurrilität und Komik stark entschärft worden. Diese ganzen Abzüge macht die hier rezensierte Version von "Große Erwartungen" unheimlich düster und schwer, da sie sich hauptsächlich auf die dramatischen Elemente konzentriert. Noch dazu ist die ganze Serie in einem Meer von grauer Farbe getüncht worden, was das Ganze, für meinen Geschmack, etwas zu melancholisch und bedrückend macht.
Einen großen Pluspunkt gibt es allerdings für die traumhaften Kulissen und die wundervollen Kostüme, die einfach großartig waren. Hier wurde definitiv nicht am falschen Ende gespart und aus den Vollen geschöpft. Von Miss Havisham heruntergekommenen Herrenhaus, über die gruseligen Marschlands bis hin zu Joe Gargerys einfachem Wohnhaus, waren alle Kulissen herrlich passend in Szene gesetzt. Auch die einzelnen Kostüme und Masken der diversen Charaktere waren passend gewählt, drückten die einzelnen Stände der Personen authentisch aus und spiegelten den Zeitgeist einer vergangenen Epoche wieder. Einzig bei der Maske und so muss man es wirklich nennen, von Gillian Anderson, die Miss Havisham spielte, wurde vielleicht einen Ticken zu sehr übertrieben. Ich verstehe dass man ihren verschrobenen und exzentrischen Charakter noch mehr hervorheben wollte, doch ein bisschen weniger hätte es auch getan. So hatte die verbitterte Miss Havisham eher was Geisterhaftes und sah aus, wie frisch von den Toten auferstanden.
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Auch in punkto Schauspielerauswahl muss ich leider ein paar Abzüge geben. Neben Shaun Dooley und Ray Winstone, die ihre Sache als Joe Gargery und Abel Magwitch, außerordentlich gut machten, verblassten leider die eigentlichen Hauptdarsteller Gillian Anderson, Douglas Booth und Vanessa Kirby. Während Douglas Booth als Pip noch relativ erträglich war, aber einfach zu glatt, schön und langweilig rüber kam, war Vanessa Kirby als Estella für mich die klassische Fehlbesetzung schlechthin. Vanessa Kirby schafft es nicht mal ansatzweise der Estella Leben einzuhauchen und es fehlte jeglicher Zauber und Charme, um Pips ja fast schon Besessenheit von der jungen Dame nachzuvollziehen. Auch die Chemie zwischen den beiden fehlte komplett, denn es kam leider nicht der kleinste Hauch eines Funken rüber. Das finde ich persönlich sehr schade, da ich diese tragische Liebesgeschichte unheimlich gerne mag, auch in der, hier nicht gezeigten, alternativen Variante ohne Happy End. Wesentlich authentischer waren dagegen die Darsteller des Pip und der Estella als Kinder, Oscar Kennedy und Izzy Meikle-Small. Denn da spielte der kleine Pip den großen Pip definitiv komplett an die Wand. Gillian Anderson war, wie auch ihre Maske, einfach einen Tick zu viel. Sie hatte für mich kaum menschliche Züge und kam eher wie ein Zombie rüber, so dass es mir schwer viel für die Rolle irgendein Gefühl, egal ob Mitleid oder Abscheu, aufzubringen.
Trotzdem weiß die dreistündige Mini-Serie durchaus zu unterhalten, was bei Vorlage dieses Stoffes auch nicht schwierig ist. "Große Erwartungen" ist einfach eine tolle Geschichte, die mit vielen verschiedenen Elementen zu überzeugen und zu fesseln weiß. Und obwohl mich in dieser Version die Liebesgeschichte zwischen Pip und Estella nicht mitreißen konnte, wurden die zwischenmenschlichen Verbindungen durch Pips Beziehungen zu Joe und Abel wieder gut gemacht. Wie immer empfand ich große Traurigkeit bei Pips Entfremdung zu Joe, die besonders durch die Darstellung von Shaun Dooley an Emotionalität gewann. Denn leider konnte sich auch hier Douglas Booth nicht von seinem immer gleichbleibenden Gesichtsausdruck trennen. Auch bei der aufkommenden Beziehung zwischen Pip und Abel, war es leider nicht der Hauptdarsteller der die Szenen rettete, sondern ein großartiger Ray Winstone, der es verstand die Wandlung des Schwerverbrechers zu einem zerbrochenen Mann unglaublich emotional und gekonnt in Szene zu setzen.
Specials
Auf der DVD selber gibt es keine weiteren Specials, sondern nur noch einen Menüpunkt um sich Trailer zu weiteren ähnlichen Produktionen von polyband anzuschauen. Dafür ist aber die DVD-Box selber ein wahres Highlight und ich muss zugeben, selten so eine schöne und liebevoll gearbeitete Box in den Händen gehabt zu haben. Der Pappschuber ist komplett in Grautönen gehalten und sieht mit den ineinander überlaufenden Bildern unheimlich hochwertig und kostbar aus. Neben der DVD mit den drei Episoden findet man ein Booklet, das sich optisch perfekt in den Hintergrund einfügt, mit wissenswerten Informationen über Charles Dickens und seinem Roman, die Verfilmung selber und diverse Hintergrundinfos zu den Darstellern und den Charakteren die sie spielen. Zusätzlich sind noch sechs Postkarten beigelegt, die die einzelnen Darsteller zeigen und unglaublich stilvoll und hochwertig gemacht sind.
Technische Details
Erscheinungstermin: 30. November 2012
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 180 Minuten (3 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Fazit
Nicht unbedingt die beste Verfilmung die ich je von "Große Erwartungen" gesehen habe, aber durchaus sehenswert und unterhaltsam. Einen Fehler macht man beim Kauf dieser Box definitiv nicht, da sie kurzweilige Unterhaltung bietet und noch dazu in einer wunderschönen Optik überzeugen kann.
Nina V. - myFanbase
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