DVD-Rezension: Dexter, Staffel 7

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"Dexter" riskierte im Finale der sechsten Staffel ein kreatives Wagnis, das im Nachhinein aber das Beste war, was der Serie zu diesem Zeitpunkt passieren konnte: Man enthüllte Dexters (Michael C. Hall) tödliches Geheimnis gegenüber seiner Schwester Debra (Jennifer Carpenter), die ihn in flagranti bei einem Mord erwischt. Damit stellte man völlig neue Weichen für die anschließende siebte Staffel, die von dieser radikal neuen Ausgangssituation nur profitieren konnte.

Inhalt

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

Debras Welt steht Kopf nachdem sie herausgefunden hat, dass Dexter ein geheimes Doppelleben als Serienkiller führt. Während Dexter versucht, seine Schwester davon zu überzeugen, dass seine Morde von einem bestimmten Sinn von Gerechtigkeit getrieben werden, will Debra, dass Dexter mit seinem Dasein als Serienmörder aufhört. Gleichzeitig müssen die Geschwister versuchen, die Geschehnisse rund um Travis Marshalls (Colin Hanks) Mord zu vertuschen, in dem Maria Laguerta (Lauren Vélez) im Alleingang ermittelt. Angel (David Zayas) und Quinn (Desmond Harrington) untersuchen derweil für das Miami PD, was es mit dem mysteriösen Isaak Sirko (Ray Stevenson) auf sich hat, der ganz klar in den Mord an ihrem Kollegen Mike Anderson (Billy Brown) verwickelt zu sein scheint.

Rezension

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

"Are you a serial killer?" - Diese Frage, die Debra am Ende der ersten Episode von Staffel 7 stellt und die Dexter mit einem schockierten, aber auch erleichterten "Yes" beantwortet, läutet die große neue Storyline für das nunmehr siebte Jahr des Showtime-Crimedramas ein: Debra erfährt, dass ihr Bruder, die für sie wichtigste Person auf der Welt, ein Serienkiller ist. Und damit taucht die Serie endlich in die psychologischen Tiefen ein, die sie schon vor ein oder gar zwei Staffeln hätte ausloten können. Was heißt es, ein Serienmörder zu sein - für den Killer selbst, aber vor allem auch für die Personen um ihn herum? Wie soll jemand mit solch einer Wahrheit umgehen? Wie weit geht die Liebe zu einem Menschen, der selbst ein Monster ist? Diese neue Situation rückt den Charakter Debra erstmals ins Zentrum des Geschehens und damit auch die Interaktion zwischen den ungleichen Geschwistern, die Michael C. Hall und Jennifer Carpenter auch in dieser Season sehr, sehr stark verkörpern. Die Beziehung zwischen Dexter und Debra ist einer der beste Aspekte dieser Staffel und ist elegant eingebettet in eine Reihe anderer Storylines, die sich vor allem zu Beginn und am Ende der Staffel konsequent entfalten.

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
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Gerade in den ersten Episoden verfolgt man als Zuschauer mit großem Interesse, wie Debra und Dexter versuchen, sich wieder anzunähern und die grausame Wahrheit, die zwischen ihnen steht, zu verarbeiten. Während Debra versucht, Dexter wie einen Drogenjunkie zum Entzug zu zwingen und seinen Mordtrieb auszumerzen, sucht Dexter immer wieder Schlupflöcher, um seinem tödlichen Hobby zu frönen. Doch bald beginnen die moralischen Grenzen zu verschwimmen: Debra bringt - vor allem nach der Gänsehaut verursachenden Ray-Speltzer-Geschichte - ihrem Bruder immer mehr Verständnis entgegen, während Dexter sich seiner Schwester immer mehr öffnet, als er sieht, dass er ihr die Wahrheit zutrauen kann. Die sich verschiebende Dynamik dieser Geschwisterbeziehung entpuppt sich als Highlight der Staffel, doch gleichzeitig entwickelt Dexter noch eine weitere ungewöhnliche Beziehung, nämlich zu Isaak Sirko. Die zwei scheinbar so unterschiedlichen, und letztendlich doch gar nicht so ungleichen Männer, liefern sich ebenfalls ein Katz-und-Maus-Spiel, das jedoch völlig überraschend endet und ein paar großartige Szenen zwischen Hall und Ray Stevenson (man denke an das Bargespräch oder Dexters letzten Freundschaftsdienst) bietet.

Nicht ganz so überzeugend, aber dennoch keinesfalls schlecht, entwickeln die Autoren die Storyline rund um Hannah McKay, die vor allem von der tollen Präsenz von Yvonne Strahovski und ihrer Chemie mit Hall profitiert. Zwei Staffeln nach Ritas (Julie Benz) Tod und eine Staffel nach dem Intermezzo mit Lumen (Julia Stiles) hielt man es wohl an der Zeit, Dexter wieder ein wenig Romantik in Aussicht zu stellen. Der intrigante Charakter Hannah bietet hier durchaus Unterhaltungspotential, zumal wirklich lange nicht klar ist, wie aufrichtig die Liebe zwischen Dexter und Hannah denn eigentlich ist.

Foto: Dexter, Staffel 7 - Copyright: Paramount Pictures
Dexter, Staffel 7
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Was die restlichen Stories, die sich im Miami PD abspielen, angeht, so sind diese leider auch in dieser Staffel weitestgehend schwach. Angel und Quinn und ihre Ermittlungen bezüglich Sirko sind nichts anderes als Lückenfüller und vor allem Quinns Story ist schlichtweg Zeitverschwendung. Weitaus interessanter sind da Laguertas Ermittlungen, die zwar nie derart brenzlig für Dexter werden wie die in Staffel 2 von Doakes (Erik King) unternommenen Anstrengungen (und daher leider nie für richtige Spannungsmomente sorgen), jedoch binden sie den in den letzten Staffeln so überflüssig gewordenen Charakter Laguerta zumindest wieder sinnvoll ein - und führen letztlich zu einem fantastischen Showdown für diese Staffel.

Die DVD zu Season 7 bietet den Fans endlich einmal ein bisschen mehr als die bisherigen DVD-Boxen. Interessant sind die Interviews von Hall, Carpenter und Produzent Scott Buck zu den ersten Episoden der Staffel und die sich verändernde Beziehung zwischen Dexter und Debra. Auch Matt Geralds Stellungnahme zu seinem Charakter Ray Speltzer ist durchaus sehenswert. Am besten ist jedoch der Autoren- bzw. Produzenten-Roundtable, bei dem Scott Buck, Manny Coto, Tim Schlattmann, Wendy West, Jace Richdale, Lauren Gussis, Scott Reynolds, Arika Lisanne Mittman und Karen Campbell sich über die Konzeption von Staffel 7 unterhalten. Man bekommt einen kleinen Eindruck davon, was in den Köpfen der Macher vorgeht, was sie sich bei ihren Plänen gedacht haben und wie bestimmte Ideen angebracht und umgesetzt werden. Auch Jennifer Carpenters ausführlicher Audiokommentar zu ausgewählten Szenen des Staffel-7-Finales sind beeindruckend, vor allem weil man mitbekommt, wie emotinal ergriffen Carpenter gerade von der finalen Szene war.

Technische Details

Erscheinungstermin: 5. Juni 2014
FSK: 18
Laufzeit: 626 Min. (12 Folgen)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch
Extras:


Fazit

In seinem vorletzten Jahr holt "Dexter" nochmal alles raus und schafft es, sich weitestgehend auf seine Stärken zu konzentrieren - nämlich das Beleuchten einer psychologisch komplexen und interessanten Außenseiterfigur und ihrer Interaktion mit seinem Umfeld. Staffel 7 lebt von der großartigen Entwicklung und Inszenierung der Beziehung zwischen Dexter und Debra und den starken Storylines, die mit Ray Speltzer, Isaak Sirko und Hannah McKay geboten sind. Auch wenn es stellenweise Durchhänger gibt, so kann Season 7 letztlich als eine der besten Jahre von "Dexter" in Erinnerung behalten werden, die man als Fan ruhig im DVD-Regal stehen haben sollte.

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Maria Gruber - myFanbase

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