DVD-Rezension: Kommissarin Lund - Das Verbrechen I-III, Komplettbox
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"Kommissarin Lund - Das Verbrechen" (im Original: "Forbrydelsen") ist eine dänische Kriminalserie von Drehbuchautor Søren Sveistrup, die von 2007 bis 2012 auf dem Sender DR1 ausgestrahlt wurde. Dank der erstklassigen Produktion und der spannungsgeladenen Handlung entwickelte sich die Serie rasch zum Publikumsmagneten, heimste eine Vielzahl von Auszeichnungen ein und zog sogar ein US-Remake mit dem Titel "The Killing" nach sich. Für die deutschsprachigen Fans der eigenwilligen Ermittlerin Sarah Lund sind seit Oktober 2013 alle drei Staffeln des dänischen Exportschlagers in einer limitierten Komplettbox erhältlich.
Inhalt
Im Zentrum der Serie steht die wortkarge und unnahbare Kommissarin Sarah Lund (Sofie Gråbøl), die zusammen mit ihrem Team von der Kopenhagener Polizei in drei großen, jeweils eine Staffel umfassenden Kriminalfällen ermittelt. Im ersten Fall gilt es, den brutalen Mord an der Teenagerin Nanna Birk Larsen aufzuklären, der die ganze Stadt erschüttert. Während die verzweifelten Eltern des Mädchens von Rachegedanken zusehends zur Selbstjustiz getrieben werden, deckt Lund bei ihren fieberhaften Nachforschungen immer mehr Abgründe auf, und das in allen gesellschaftlichen Milieus. Zwei Jahre nach der Aufklärung dieses Falls, der die Karriere der Kommissarin ins Wanken bringt und eine Strafversetzung aufs Land zur Folge hat, wird Lund von ihrem alten Chef neuerlich um Unterstützung gebeten. Diesmal sorgt der Fund einer Leiche an einem nationalen Kriegerdenkmal für Aufsehen und gewinnt an Brisanz, als sich weitere Morde, die allesamt mit dem Afghanistan-Einsatz Dänemarks in Verbindung stehen, ereignen. Im dritten und letzten großen Fall der Ermittlerin geht es schließlich darum, die Entführung der Tochter eines einflussreichen dänischen Unternehmers aufzuklären, ehe das junge Mädchen, eingesperrt in einem Schiffscontainer, auf offener See erstickt (Details dazu siehe DVD-Rezension zur 3. Staffel von "Kommissarin Lund").
Rezension
Inhaltsangaben können sich mitunter als ganz schön trügerisch erweisen, so auch im Falle von "Kommissarin Lund". Liest man nämlich nur die oberflächliche Beschreibung der Geschichte, entsteht vermutlich der Eindruck, es handle sich dabei bloß um einen weiteren Ableger des in der Film- und Fernsehbranche bereits zur Genüge breitgetretenen Krimigenres. Nichts wäre jedoch vermessener, als das Geschehen rund um die titelgebende Protagonistin Sarah Lund als ein gewöhnliches Spannungsformat abzutun. Zugegeben, auch in dieser Kriminalserie geht es, wie bei so vielen ähnlichen TV-Produktionen davor, um die Aufklärung von nicht ganz alltäglichen Mordfällen. Und ja, auch "Kommissarin Lund" bedient sich im Laufe der drei Staffeln immer wieder der hinlänglich bekannten Kniffe des Genres, seien es Red Herrings, ganz bewusst am Episodenende platzierte Wendungen oder teils frustrierend offensichtliche Ermittlungsfehler auf Seiten der Polizei. Dennoch gelingt es der Serie irgendwie, der Kriminalthematik frischen Wind einzuhauchen, den Zuschauer bereitwillig über besagte Stolpersteine hinwegschauen zu lassen und von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Worin liegt es nun also, das Geheimrezept dieses dänischen Geniestreichs?
So mancher Lund-Fan wird als Antwort auf diese Frage sicherlich die düstere Bildsprache und die immerzu beklemmende Atmosphäre, die die gesamte Serie über herrscht, anführen. Tatsächlich stellt das oftmals verregnete und mit Vorliebe bei Nacht gefilmte Dänemark die perfekte Kulisse für eine inhaltlich so kompromisslose, streckenweise nahezu deprimierend und trostlos daherkommende Krimiserie dar. Noch viel mehr zeichnet "Kommissarin Lund" allerdings aus, dass die Kriminalfälle und die damit einhergehende Polizeiarbeit lediglich als Rahmenhandlung dienen, in die zahlreiche andere Aspekte eingeflochten werden. So rücken etwa Themen wie Korruption, Amtsmissbrauch und fehlgeleiteter Idealismus wiederholt in den Vorgrund, da in allen drei Staffeln politische Großereignisse - Bürgermeisterwahlen in Kopenhagen (Staffel 1), Umbrüche im Justizministerium (Staffel 2) und Parlamentswahlen in Dänemark (Staffel 3) - eine zentrale Rolle spielen. Aber auch das soziale Umfeld der Opfer und ihrer Angehörigen wird kritisch beleuchtet, von den Problemen einer krisengeschüttelten Arbeiterfamilie bis hin zum Schicksal einer erpressten Industriellensippe. Ergänzt man dies um ebenfalls thematisiertes Zeitgeschehen wie die globale Finanz- und Wirtschaftskrise oder die Beteiligung Dänemarks am Krieg in Afghanistan, so dürfte endgültig kein Zweifel mehr daran bestehen, dass diese Serie deutlich mehr zu bieten hat als konventionelle Krimikost. Sie ist ein Sittenbild des modernen Dänemarks und der westlichen Gesellschaft im Allgemeinen.
Dem nicht genug, präsentiert sich "Kommissarin Lund" als beeindruckende Charakterstudie, die nicht davor zurückschreckt, die Hauptfigur beim Zuschauer anecken zu lassen. Quasi im Alleingang räumt Sarah Lund mit dem weit verbreiteten Irrglauben auf, die internationale Serienlandschaft werde in puncto komplexe Protagonisten ausschließlich von Männern wie Tony Soprano und Don Draper dominiert. Dank des großen handwerklichen Geschicks der Drehbuchautoren und der nicht minder imposanten Leistung von Schauspielerin Sofie Gråbøl reiht sich die Titelheldin zweifellos in die Riege der kultverdächtigsten Serienfiguren der jüngsten Vergangenheit ein. Insbesondere im letzten Drittel von Staffel 1 und in den schockierenden finalen Minuten der Serie liefert Sofie Gråbøl eine dermaßen packende und perfekt in Szene gesetzte Performance ab, dass einem besagte Momente noch lange Zeit nach dem Abspann im Gedächtnis bleiben. Zusammen mit der zuvor erwähnten Themenvielfalt und inhaltlichen Tiefe trägt die starke Charakterarbeit dazu bei, dass "Kommissarin Lund" auch beim wiederholten Schauen noch genauso unterhaltsam ist wie beim ersten Mal. Und das will im Krimigenre, wo der große Reiz mit der Enthüllung des Täters in der Regel rasch nachlässt, nun wahrlich etwas heißen.
Specials
Während die einzelnen Staffelboxen von "Kommissarin Lund" in Bezug auf das gebotene Bonusmaterial eher enttäuschen, hält die Gesamtbox zumindest ein paar interessante Features für die Fans der dänischen Ausnahmeermittlerin parat. Das Herzstück stellt dabei zweifellos der Original-Soundtrack aus der Feder von Komponist Frans Bak dar. Auf der Bonus-CD mit einer Laufzeit von rund 50 Minuten sind insgesamt 21 Stücke enthalten, mit denen man sich die geheimnisvolle, düstere Grundstimmung der Serie jederzeit ins Wohnzimmer holen kann. Durchaus interessant ist auch das halbstündige Interview mit Sofie Gråbøl im dänischen TV, das mit deutschen Untertiteln versehen ist und einige Hintergründe über die Konzeption des Charakters Sarah Lund liefert. Darüber hinaus finden sich in der Gesamtbox ein Auszug aus dem ersten Roman zur Serie (sowohl zum Nachlesen als auch zum Hören), drei doppelseitig bedruckte Sammelbilder im Postenkartenformat und ein Schlüsselanhänger im Lund-typischen Strickpulloverdesign. Schade nur, dass man nicht auch Serienschöpfer Søren Sveistrup und sein Team im Rahmen der Specials zu Wort kommen hat lassen.
Technische Details
Erscheinungstermin: 18. Oktober 2013
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: 2.235 Minuten + 124 Minuten Bonusmaterial
Bildformat: 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1) / Bonusmaterial: OmU (Dolby Digital 2.0)
Fazit
Mit der deutschsprachigen Komplettbox zu "Kommissarin Lund - Das Verbrechen" erhält eine der besten Serienproduktionen der letzten Jahre auch hierzulande eine würdige DVD-Veröffentlichung, die dank einiger toller Extras bestimmt so manches Lund-Fanherz höher schlagen lässt. Aber auch interessierten Neulingen, die gern anspruchsvoll unterhalten werden und sich von einer Kriminalserie mehr erwarten als nur einen spannenden Mordfall zum Miträtseln, sei dieser hochwertige Serienexport aus Dänemark wärmstens an Herz gelegt.
Willi S. - myFanbase
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