DVD-Rezension: "Grey's Anatomy", Staffel 9

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Mit Knochenbrüchen kennen sich die Ärzte des Seattle Grace/Mercy West sehr gut aus, Umbrüche sind dagegen eine schwierigere Nummer. Die gesamte neunte Staffel ist von einem Umbruch geprägt. Drei Hauptcharaktere haben sich verabschiedet, bzw. verabschieden sich gleich zum Auftakt dieser Season, und ein Schwung neuer Jungärzte fällt ins Krankenhaus ein. Auch das Krankenhaus selbst verändert sich massiv, bis hin zu einer Umbenennung.

Inhalt

Foto: Sandra Oh, Ellen Pompeo, Jesse Williams & Sara Ramirez, Grey's Anatomy - Copyright: 2013 ABC Studios
Sandra Oh, Ellen Pompeo, Jesse Williams & Sara Ramirez, Grey's Anatomy
© 2013 ABC Studios

Der Flugzeugabsturz, der Lexie und Mark das Leben und Arizona ein Bein gekostet hat, wirft einen großen Schatten auf das Seattle Grace/Mercy West. Die Überlebenden strengen einen Prozess an und gewinnen, aber ruinieren damit das Krankenhaus, das nun einem profitgierigen Unternehmen in die Hände zu fallen droht.

Um das Krankenhaus zu retten, wollen Meredith und Co. dieses selbst kaufen. Dazu brauchen sie aber noch einen Investor. Überraschend findet sich eine Lösung, die aber ihren Preis hat.

Die neuen Anfänger versuchen sich derweil einzuleben, mit wechselhaftem Erfolg. Meredith erfährt, dass sie wieder schwanger ist, fürchtet aber, erneut eine Fehlgeburt zu erleiden, und April und Jackson scheitern aneinander.

Rezension

Foto: Grey's Anatomy - Copyright: 2013 ABC Studios
Grey's Anatomy
© 2013 ABC Studios

"Grey's Anatomy" hat mehr Leben als eine Katze. Diese neunte Staffel ist nicht die letzte der Serie, sondern ein Zwischenschritt, der leider des Öfteren aus dem Tritt kommt. Wir erleben eine Umbruchsphase, die es den Zuschauern nicht immer leicht macht, dass richtige "Grey's Anatomy"-Feeling" zu bekommen.

Der Verlust von Lexie, Mark und Teddy wiegt schwer. Besonders die beiden Erstgenannten waren sowohl einzelnd als auch zusammen als kompliziert-romantisches Paar ein bedeutender Bestandteil der Serie, der nun fehlt. Die fünf neuen Juniordoktoren können die entstandenen Lücken erst einmal nicht füllen. Über weite Strecken der Staffel wirken sie wie Fremdkörper, die irgendwie an die Anfänge der Serie und die "Jugendjahre" der inzwischen zu Oberärzten gereiften Ur-Clique um Meredith erinnern sollen, aber dabei ziemlich farblos bleiben. Die emotionale Bindung zu diesen Figuren will sich nicht recht einstellen. Es ist auch alles andere als einfallsreich, dass mit Jo Wilson gleich eine der Neulinge herausgepickt und in eine Dreiecksbeziehung mit Alex involviert wird.

Foto: Sara Ramirez & Jesse Williams, Grey's Anatomy - Copyright: 2013 ABC Studios
Sara Ramirez & Jesse Williams, Grey's Anatomy
© 2013 ABC Studios

Die rechtliche Aufarbeitung des Flugzeugabsturzes hätte ein sehr spannendes Thema dieser Staffel werden können, wechselt aber viel zu abrupt und für den Zuschauer schwer nachvollziehbar den Fokus. Die Fluggesellschaft wird von einem Moment auf den anderen völlig aus jeder Verantwortung genommen, um stattdessen dem Seattle Grace/Mercy West den schwarzen Peter aufzuhalsen, da dass Krankenhaus diese umstrittene Fluggesellschaft engagiert hat. Das heißt im Klartext, dass dem Auftraggeber, der zu sehr auf den Preis geachtet hat, eine größere Schuld eingeräumt wird als dem Auftragnehmer, dessen Leistung extrem fahrlässig war. Dies erscheint ziemlich fragwürdig. Auch wenn das Seattle Grace/Mercy West wusste, dass die Fluggesellschaft mangelhaft arbeitet, entschuldigt das doch die mangelhafte Arbeit nicht.

Der nach dem Urteil drohende Ruin des Seattle Grace/Mercy West wird überzeugender umgesetzt, was aber kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass der Weg dorthin nicht stimmig verlief. Am Ende erhält das Krankenhaus einen neuen Namen und heißt fortan Grey + Sloan Memorial Hospital, in Erinnerung an Lexie und Mark.

Der wohl größte Schwachpunkt dieser Staffel ist das unendliche Hin und Her zwischen April und Jackson, das den Geduldsfaden der Zuschauer gleich an mehreren Stellen zerreißt. Vor allem Aprils Verhalten weckt den Wunsch, eine Remote-Taste auf der Fernbedienung zu haben, mit der man diesen Charakter einfach mal eben aus der Handlung entfernen kann - und das in einer Staffel, die schon drei Hauptcharaktere verloren hat! April hält krankhaft an ihren religiösen Zweifeln fest und haut Jackson wiederholt Vorwürfe und unsensible Bemerkungen um die Ohren, für die der Zuschauer schnell kein Verständnis mehr hat. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen Aprils Glauben und gegen ihre Einstellung zum Sex vor der Ehe, aber dass sie, nachdem "es" passiert ist, partout nicht damit umgehen kann, treibt einen zur Weißglut. Sie behandelt Jackson wirklich mies und merkt es nicht einmal, da sie nur sich und ihre verlorene Jungfräulichkeit sieht. Es gibt wahrlich schlimmeres, als Sex vor der Ehe gehabt zu haben ... ein Flugzeugabsturz zum Beispiel!

Foto: Copyright: 2013 ABC Studios
© 2013 ABC Studios

Kann man also getrost darauf verzichten, sich die neunte Staffel von "Grey's Anatomy" ins DVD-Regal zu stellen? Zunächst einmal wäre die Sammlung ohne Staffel 9 selbstverständlich nicht komplett. Darüber hinaus ist und bleibt diese Serie ein Zuschauermagnet mit einer großen, emotionalen Kraft. Man kann sich über "Grey's Anatomy" aufregen, was ich in dieser Staffel oft getan habe, aber man findet letztlich immer noch viele Gründe, der Serie die Treue zu halten und sich von den dramatischen, mit Humor durchsetzten Geschichten fesseln zu lassen. Die Romanzen, die Freundschaften, die Patientengeschichten und die weitere Entwicklung der liebgewonnenen Charaktere binden das Publikum an "Grey's Anatomy". Echte Fans werden daher auf die neunte Staffel nicht verzichten wollen, denn die tägliche Dosis "Grey's Anatomy" ist nur dann gesund, wenn man auch die Abs übersteht.

Technische Details

Erscheinungstermin: 20. März 2014
FSK: 12
Laufzeit: 987 Minuten (24 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1)

Fazit

"Grey's Anatomy" im Umbruch. Der Verlust von drei Hauptcharakteren und die Einführung von fünf neuen Figuren wirkt sich destabilisierend auf die neunte Staffel aus. Viele Geschichten funktionieren nicht richtig, aber treue Fans werden sich davon kaum abschrecken lassen.

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Maret Hosemann - myFanbase