DVD-Rezension: "Lilyhammer", Staffel 1

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Als Koproduktion der staatlichen norwegischen Rundfunkanstalt NRK und des amerikanischen Streaming-Anbieters Netflix, deren erste Eigenproduktion diese Serie war, ging "Lilyhammer" am 25. Januar 2012 als Premiere beim norwegischen Sender NRK1 auf Sendung. Im Anschluss daran war die erste Staffel von "Lilyhammer", die mit Steven Van Zandt ("Die Sopranos") in der Hauptrolle auch ein sehr bekanntes Gesicht an Bord hat, ab dem 6. Februar 2012 auf Netfix verfügbar. In Deutschland nahm sich der Pay-TV Sender TNT Serie als erstes "Lilyhammer" an und sendete die erste Staffel von April bis Mai 2013. Doch auch im Free-TV kommen die Zuschauer bald in den Genuss von "Lilyhammer", da sich Arte die Rechte an der ersten Staffel gesichert hat und diese voraussichtlich im Oktober 2014 ausstrahlen wird.

Inhalt

Foto: Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
© 2014 STUDIOCANAL GmbH

Frank "The Fixer" Tagliano (Steven Van Zandt) ist Mitglied der New Yorker Mafia und nachdem er sein Leben in ernsthafter Gefahr sieht, entscheidet er sich dafür mit dem FBI zusammenzuarbeiten und seinen Boss ans Messer zu liefern. Nach dem Prozess kommt Frank in ein Zeugenschutzprogramm und wird auf seinem eigenen Wunsch hin in die Kleinstadt Lillehammer in Norwegen verfrachtet, wo er unter dem Namen Giovanni "Johnny" Henriksen ein neues Leben beginnt. Bei Johnny, der "Lillehammer" nur aus dem Fernsehen durch die olympischen Winterspiele 1994 kannte und seitdem fasziniert von der Kleinstadt ist, stellt sich schnell Ernüchterung ein, als er sein neues Domizil bezieht. Doch Johnny bleibt seinen Mafia-Methoden treu und entpuppt sich als wahrer Überlebenskünstler. Er schafft es eine Bar zu eröffnen, Freunde zu finden und mit der Lehrerin Sigrid (Marian Saastad Ottesen) eine Beziehung anzufangen. Aber seine alten Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen und ziehen schnell die Aufmerksamkeit der örtlichen Polizei auf sich.


Rezension

Foto: Steven Van Zandt, Lilyhammer - Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
Steven Van Zandt, Lilyhammer
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Ich muss leider gestehen, schon lange nicht mehr so verdammt unschlüssig gewesen zu sein, ob mir eine Serie gefällt oder eben nicht, wie bei "Lilyhammer". Prinzipiell hat "Lilyhammer" alles richtig gemacht und ist in der Theorie eine wirklich tolle und einfach mal andere Serie. Die einzelnen Rollen sind fast ausnahmslos gut und vor allem sehr authentisch besetzt, die diversen Landschaftsaufnahmen und teilweise skurrilen Kulissen sind eine wahre Freude für die Augen und auch die Story rund um den Mafioso Johnny tritt nicht wirklich auf der Stelle, sondern ist sogar recht kurzweilig. Trotzdem ist bei mir einfach nicht der letzte Funke übergesprungen, denn "Lilyhammer" ist eben einfach nur halb witzig, nur halb dramatisch und nur halb spannend, so dass dieses geliebte Gefühl, nicht abschalten zu können und der letzte Kick unbedingt weiterschauen zu wollen, einfach fehlte und ausblieb.

Foto: Marian Saastad Ottesen & Steven Van Zandt, Lilyhammer - Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
Marian Saastad Ottesen & Steven Van Zandt, Lilyhammer
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Die einzelnen Charaktere, die hauptsächlich von norwegischen Schauspielern dargestellt werden, sind wirklich ziemlich interessant und relativ authentisch, denn keiner von ihnen entspricht einem Stereotypen, sondern wirkt wirklich wie der nette oder eben nicht so nette Typ von Nebenan. Das ist definitiv eine erfrischende Abwechslung und ein guter Kontrast zu den gängigen US-Serien, in denen ja doch meistens jeder äußerst attraktiv ist. Und so begeistert ich von den diversen norwegischen Schauspielern, wie zum Beispiel Trond Fausa Aurvåg (Torgeir Lien), Sven Nordin (Julius Backe), Fridtjov Såheim (Jan Giovanni) und Marian Saastad Ottesen (Sigrid Haugli) bin, umso mehr hat mich leider der Hauptdarsteller Steven Van Zandt enttäuscht. Van Zandt, der hauptberuflich Gitarrist bei Bruce Springsteens "E Street Band" ist, war mir natürlich durch "Die Sopranos" schon lange ein Begriff und ich hab mich sehr gefreut ihn endlich wieder in seiner Paraderolle als schmierigen Mafioso bewundern zu dürfen. Leider kristallisierte sich schnell heraus, dass Van Zandt teilweise etwas deplatziert und überfordert wirkt und nicht in der Lage ist, die Serie als Hauptdarsteller wirklich zu tragen. Zu sehr wurde Van Zandt einfach von seinen norwegischen Kollegen in den Schatten gestellt und verfrachteten den eigentlichen Hauptdarsteller ins Abseits.

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Steven Van Zandt, Lilyhammer
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Die Story an sich kann definitiv häufig mit guten Gags auftrumpfen, die eher den trockenen Humor und hintergründigen Wortwitz ansprechen, ohne dabei in dümmlichen Slapstick zu verfallen. Leider bleibt dabei aber die norwegische Bevölkerung auf der Strecke, da die meisten dargestellten Norweger als grenzdebile Vollidioten abgestempelt werden und "Lilyhammer" teilweise doch reichlich klischeehaft beladen ist. Und obwohl "Lilyhammer" fast durchgehend ein gutes Tempo behält und mit immer wieder neuen Storywendungen auftrumpft, konnte mich die Serie, wie gesagt, leider einfach nicht fesseln. Besonders zum Schluss hin, als Johnnys ehemalige Mafia-Kumpanen auftauchen um den elendigen Verräter aus dem Weg zu räumen, wird es leider teilweise ziemlich albern, da sich die Mafiosi einfach unglaubwürdig blöd anstellen. Glänzen konnte "Lilyhammer" dagegen durch seine skurrilen und teilweise liebenswerten Charaktere und Johnnys Eingewöhnungsphasen, in denen er seinen Willen mit seinen gewohnten Mafiamethoden durchsetzt. Somit konnte mich "Lilyhammer" leider nur in der ersten Staffelhälfte noch etwas begeistern, sank dann aber rapide ab, was wirklich schade ist, da ich anfangs doch ein relativ großes Potenzial in der Serie gesehen habe.

Specials

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Steven Van Zandt, Lilyhammer
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Leider sind auch die Specials auf der Box sehr dürftig ausgefallen. Unter dem Menüpunkt "Concept Art" werden einige Momentaufnahmen aus der Serie als skizzierte Bilder gezeigt. Als weiteres Special gibt es unter "The Soundtrack - Making of" einen doch recht langweiligen Mitschnitt, der Steven Van Zandt und das Orchester zeigen, wie sie im Studio die Titelmusik einspielen und unter "Outtakes" kann sich der Zuschauer ein paar Missgeschicke und Versprecher die beim Dreh passiert sind anschauen. Alles in allem handelt es sich dabei leider nur um sehr kurze und recht lieblos zusammengestellte Extras.

Technische Details

Erscheinungstermin: 8. Mai 2014
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 360 Minuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: keine

Fazit

Alle die einen "Sopranos"-Ersatz erwarten, sollten definitiv die Finger von "Lilyhammer" lassen, da die Serie diesem, wahrscheinlich auch gar nicht gewollten, Vergleich absolut nicht standhalten kann. Ansonsten kann man sich die Serie mal anschauen, verpasst aber auch nicht wirklich viel, wenn man es nicht tut.

Nina V. - myFanbase

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