DVD-Rezension: "Die Erbschaft", Staffel 1

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"Die Erbschaft" (im Original: "Arvingerne") ist eine dänische Familiensaga, die am Neujahrstag 2014 ihre TV-Premiere auf DR1 feierte und dabei sensationelle Einschaltquoten einfuhr. Die Serie stammt aus der Feder der Drehbuchautorin Maya Ilsøe und wurde gemeinsam mit der schwedischen Regisseurin Pernilla August umgesetzt. Im deutschen Fernsehen war "Die Erbschaft" bislang noch nicht zu sehen, dennoch wurde die zehn Episoden umfassende erste Staffel am 8. Januar 2015 hierzulande bereits auf DVD veröffentlicht.

Inhalt

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© Constantin Film

Die weit über die Grenzen Dänemarks anerkannte Künstlerin Veronika Grønnegaard (Kirsten Olesen) steht nach einer unerwarteten Krebsdiagnose vor der schwierigen Aufgabe, über die Zukunft des imposanten Familienanwesens entscheiden zu müssen. Als Erben kommen nicht nur ihre drei erwachsenen Kinder Gro (Trine Dyrholm), Frederik (Carsten Bjørnlund) und Emil (Mikkel Boe Følsgaard) infrage, sondern auch ihre uneheliche jüngste Tochter Signe (Marie Bach Hansen), die als kleines Mädchen zur Adoption freigegeben wurde. Als Veronikas Entscheidung kurz vor ihrem Tod - zur Überraschung aller Beteiligten - zugunsten von Signe ausfällt, löst dies einen erbitterten Streit um das Grønnegaard-Erbe aus. Im Zuge dessen kommt so manch gut gehütetes Familiengeheimnis ans Licht, wodurch das Leben der vier Geschwister endgültig aus den Fugen gerät.



Rezension

Foto: Die Erbschaft - Copyright: Constantin Film; Martin Lehmann / DR
Die Erbschaft
© Constantin Film; Martin Lehmann / DR

Die Tatsache, dass so ziemlich jede Beschreibung von "Die Erbschaft" den Hinweis "von den Machern von 'Kommissarin Lund' und 'Borgen'" beinhaltet, ist weder überraschend noch vermarktungstechnisch unklug. Schließlich handelt es sich dabei um zwei unbestrittene Vorzeigeserien aus Dänemark, die das kleine Land schlagartig in die oberste Liga des Qualitätsfernsehens - und zwar nicht nur in Europa - gehievt haben. Auch "Arvingerne", wie sich das Familiendrama rund um das Erbe der impulsiv-exzentrischen Matriarchin Veronika Grønnegaard im Original nennt, wird dem guten Ruf der Vorgängerprojekte mühelos gerecht, wenngleich das zugrunde liegende Erfolgsrezept diesmal ein anderes ist. Anstatt nämlich auf eine ausgewogene Mischung aus handlungs- und charaktergetriebener Erzählweise zu setzen, wie es bei den Erlebnissen der unermüdlichen Ermittlerin Sarah Lund und der resoluten Premierministerin Birgitte Nyborg der Fall ist, steht bei dem Werk von Maya Ilsøe eindeutig die sorgfältige Figurenzeichnung im Vordergrund. Der langsam eskalierende Streit der im Fokus stehenden Geschwister treibt das Geschehen zwar unterschwellig voran, doch im Grunde präsentiert sich "Die Erbschaft" als eindringliche, dicht verwobene Studie vierer ungleicher Personen.

Foto: Carsten Bjørnlund, Mikkel Boe Følsgaard & Trine Dyrholm, Die Erbschaft - Copyright: Constantin Film; Martin Lehmann / DR
Carsten Bjørnlund, Mikkel Boe Følsgaard & Trine Dyrholm, Die Erbschaft
© Constantin Film; Martin Lehmann / DR

Neben den cleveren Drehbüchern und der famosen Regiearbeit von Pernilla August zählt die dargebotene schauspielerische Leistung zu den ganz großen Pluspunkten der Serie. Dies gilt vor allem für die Darsteller der beiden älteren Geschwister Gro und Frederik Grønnegaard, sprich Trine Dyrholm und Carsten Bjørnlund: Während Dyrholm sich in der ersten Staffelhälfte eindeutig als Highlight des Ensembles hervortut und sich keineswegs hinter Lund-Mimin Sofie Gråbøl oder Borgen-Frontfrau Sidse Babett Knudsen zu verstecken braucht, avanciert Bjørnlund im weiteren Verlauf zum eigentlichen Star der Familiensaga. Seine Darstellung des vermeintlich gefühlskalten Anwalts, der an der Enthüllung der Familiengeheimnisse zu zerbrechen droht, bleibt an emotionaler Wucht unübertroffen. Besonders deutlich zeigt sich dies im Vergleich zu den beiden jüngeren Mimen im Bunde, Mikkel Boe Følsgaard und Marie Bach Hansen, die - teilweise auch aufgrund ihrer weniger dankbaren Nebenhandlungen - nicht ganz so glänzen können. In Anbetracht des stimmigen Gesamteindrucks ist dies wohl aber als Jammern auf hohem Niveau zu werten.

Foto: Mikkel Boe Følsgaard & Carsten Bjørnlund, Die Erbschaft - Copyright: Constantin Film; Martin Lehmann / DR
Mikkel Boe Følsgaard & Carsten Bjørnlund, Die Erbschaft
© Constantin Film; Martin Lehmann / DR

Warum "Die Erbschaft" trotz der besagten Vorzüge gewiss nicht die Herzen aller Zuschauer im Sturm erobern wird, ist relativ leicht vorherzusagen. Zum einen mag die Serie auf manche etwas zu langatmig wirken, da das Vorantreiben der Handlung, wie zuvor erwähnt, nicht die primäre Intention der Macher zu sein scheint. Zum anderen wird - im Gegensatz zu typischen Familienserien - bewusst darauf verzichtet, große Sympathien für die handelnden Figuren zu wecken. Vielmehr wird in altbewährter "Nordic Noir"-Manier auf schonungslose Authentizität gesetzt, was spätestens in Form der menschlichen Abgründe, die sich im Zuge des Erbschaftsstreits bei allen Beteiligten auftun, deutlich wird. Auf Weichzeichner und manipulative Tränendrüsendrückerei, wie sie etwa bei amerikanischen Vergleichsformaten à la "Parenthood" oder "Brothers & Sisters" (viel zu) häufig zum Einsatz kommen, wird hingegen komplett verzichtet. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und auf der Suche nach anspruchsvoller Serienkost fernab des US-Mainstreams ist, sollte "Die Erbschaft" unbedingt auf die Merkliste setzen.

PS (obwohl es sich bei dänischen Staffelboxen fast schon von selbst versteht): Sowohl Specials als auch die Originaltonspur sucht man hier leider vergebens.

Technische Details

Erscheinungstermin: 8. Januar 2015
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 10 Episoden à ca. 56 Minuten
Bildseitenformat: 16:9
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Fazit

Aller guten Dinge sind drei: Nach "Kommissarin Lund - Das Verbrechen" und "Borgen - Gefährliche Seilschaften" ist die Familiensaga "Die Erbschaft" die dritte hochwertige Eigenproduktion in Folge, mit der das dänische Fernsehen auch international aufhorchen lässt. All jene Serienliebhaber, die sich gerne auf tiefgründige Charakterstudien einlassen und dabei nicht vor einem bewusst gemächlichen Erzähltempo zurückschrecken, kommen hier voll auf ihre Kosten.

Willi S. - myFanbase

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