DVD-Rezension: Looking, Staffel 1

Foto:

Staffel 1 von "Looking" bei Amazon bestellen:
DVD | Blu-ray | Instant Video

Mit "Looking" trat die im Januar 2014 auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO gestartete Serie für viele die legitime Nachfolge der nicht nur in der Gay-Community beliebten Showtime-Serie "Queer as Folk" an. Die erste Staffel mit acht Folgen lief in den USA von Januar bis März 2014. Im gleichen Jahr feierte die Serie ihre Deutschlandpremiere von September bis Oktober auf Sky Atlantic HD. Eine zweite Staffel mit zehn weiteren Episoden präsentierte HBO im Jahr 2015 erneut von Januar bis März. Ein abschließendes, noch unterminiertes Serienspecial wurde nach deren Ende angekündigt. Bereits am 26. Februar 2015 erschien die erste Staffel von "Looking" in Deutschland auf DVD und Blu-ray.

Inhalt

"Looking" zeigt am Beispiel dreier guter Freunde das schwule Leben in San Francisco in Sachen Liebe, Freundschaft, Familie und Berufsleben. Patrick (Jonathan Groff), ein Videospiel-Designer, ist auf der Suche nach der großen Liebe und findet sich alsbald in einem Liebesdreieck zwischen seinem Boss Kevin (Russell Tovey) und dem Frisör Richie (Raúl Castillo) wieder. Agustín (Frankie J. Alvarez), ein engagierter Künstler, wagt den nächsten Schritt in seiner Beziehung und zieht zu seinem Freund Frank. Dom (Murray Bartlett) will sich seinen Traum eines eigenen Restaurants erfüllen und macht dabei eine interessante Bekanntschaft.

Rezension

Foto: Copyright: 2015 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten
© 2015 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten

Inzwischen sind schwule Charaktere in TV-Serien schon längst zur Normalität geworden, dennoch suchte man seit dem Ende von "Queer as Folk" mit wenigen Ausnahmen wie z.B. "Noah's Arc", vergeblich nach einer Serie, die nahezu ausschließlich im schwul-lesbischen Milieu spielt. Nach langer Zeit hat sich HBO mit "Looking" dieser Aufgabe verschrieben und einen erfrischend, geerdeten Ansatz gefunden, um die Geschichte dreier schwuler Freunde im heutigen San Francisco zu erzählen. Dabei verzichtet der Serienerfinder Michael Lannon auf eine provokative und skandalträchtige Inszenierung, sondern setzt durch seine natürliche Darstellung des schwulen Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen, in denen sich genauso gut auch Heterosexuelle wiederfinden können, auf eine hohe Glaubwürdigkeit. Dieser kommt auch zu Gute, dass man bis auf den vor allem durch die Serie "Glee" bekannten und offen schwul lebenden Darsteller Jonathan Groff sowie den in einer Nebenrolle auftretenden Scott Bakula (u.a. "Star Trek: Enterprise") nahezu auf bislang weitgehend unbekannte und überwiegend schwule Schauspieler setzt.

Ein grundsätzliches Problem der Serie liegt in den leider nur auf knapp 30 Minuten ausgelegten Episoden, was es "Looking" in Verbindung mit der gerade einmal acht Folgen umfassenden ersten Staffel vor allem zu Beginn erschwert, den eigenen Ton zu finden. Besonders die Pilotfolge setzt hier noch auf die unvermeidlichen schwulen Klischeebilder, sei es Cruising im Park oder der obligatorische Dreier. Doch diese stereotypen Abziehbilder verschwinden mit zunehmender Folgenanzahl mehr und mehr und der Serie gelingt es allerspätestens mit Folge #1.05 Looking for the Future ihren eigenen, charakteristischen Ton zu finden. Die sich nahezu völlig auf zwei Charaktere im Dialog zentrierende Folge ist ein, wenn nicht DAS, Staffelhighlight und nimmt sich mit seiner außergewöhnlich ruhigen Inszenierung die für die Charakterentwicklung entscheidende Zeit. Spätestens mit dieser Episode kristallisiert sich auch heraus, dass Patrick die vermeintliche Hauptfigur der Serie ist. Seine Geschichten nehmen nicht nur hier, sondern auch in allen weiteren Folgen mehr Screentime in Anspruch, als dies bei Dom und erst recht Agustín der Fall ist.

Diese Konstellation ist auch verantwortlich dafür, dass man als Zuschauer vermutlich mit Patrick, und mit Abstrichen auch Dom, am ehesten eine Bindung aufbauen kann. Hinzu kommt außerdem, dass ihre Figuren auch deutlich sympathischere und dadurch massentauglichere Züge mit sich bringen. Wohingegen es einem Agustín durch sein mitunter verstörendes Verhalten schwer macht, Gefallen an ihm und seiner Geschichte zu finden. Durch das hohe Identifizierungspotential mit Patrick und Dom (Wer kann Patricks Dilemma im Liebesdreieck oder Doms Wunsch nach Erfüllung seines Lebenstraums nicht nachvollziehen?) fällt es mit zunehmender Seriendauer immer leichter, mit den Figuren mit zu fiebern und zu leiden. Überzeugen können auch eine Reihe von wichtigen Nebenfiguren, die die einzelnen Geschichten überhaupt erst ermöglichen und vervollständigen. Der mitunter ernste und geerdete Richie und der durch seinen Charme punktende Kevin lassen den Zuschauer Patricks Unentschiedenheit bestens nachfühlen, während Doms Mitbewohnerin Doris (Lauren Weedman) die Rolle des Comic Reliefs zugeteilt bekommt, dabei aber auch mehr persönlichen Hintergrund verdient hätte.

Specials

Das Bonusmaterial fällt mit sechs Audiokommentaren, u.a. mit den Hauptdarstellern und Serienerfinder Michael Lannon, etwas spärlich aus. Dennoch bieten die Kommentare eine Vielzahl an aufschlussreichen Hintergrundinformationen zum Dreh der einzelnen Episoden und zeigen zudem auf, wie viel Spaß Cast und Crew dabei und auch miteinander hatten. Erwähnenswert ist noch das Übersichtsmenü der beiden Discs, das mit einer hübsch zusammengestellten, ca. einminütigen Bildermontage hinterlegt ist. Die sphärischen Chillout-Klänge sind hier jedoch gerade im Vergleich zu den stets gut ausgewählten, die einzelnen Episoden abschließenden Songs, meines Erachtens etwas unglücklich ausgewählt worden.

Technische Details

Erscheinungstermin: 26. Februar 2015
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: 213 Minuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Untertitel für Hörgeschädigte: Englisch, Italienisch

Fazit

Auch wenn die Serie in ihrer ersten Staffel hier und da noch an den angesprochenen Kinderkrankheiten leidet, ist HBO mit "Looking" eine empfehlenswerte, kleine Serienperle gelungen, die nicht nur Schwule, sondern gleichermaßen auch Heteros ansprechen sollte. Die präsentierten Geschichten und Probleme in Sachen Liebe und Lebensführung sind durchaus geschlechtsneutral zu konsumieren und zudem häufig durch Erfahrungen aus dem eigenen Leben gut nachzuvollziehen. Ähnlich spärlich wie die gerade einmal acht ca. 30-minütigen Folgen fallen leider auch die Extras aus, doch das tut der Serie an sich und damit meiner Empfehlung keinen Abbruch.

Staffel 1 von "Looking" bei Amazon bestellen:
DVD | Blu-ray | Instant Video

Jan H. - myFanbase

Kommentare