DVD-Rezension: Eine himmlische Familie, Staffel 6
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Staffel 6 von "Eine himmlische Familie" beginnt nach den Sommerferien und die Camdens haben sich in dem anstehenden Schuljahr wieder allerlei Herausforderungen des Alltags zu stellen. Die Staffel wurde vom 24. September 2001 bis zum 20. Mai 2002 auf dem amerikanischen Sender The WB ausgestrahlt. In Deutschland zeigte VOX die Staffel zum ersten Mal von 20. August bis zum 18. September 2002.
Inhalt
Das neue Schuljahr fängt wieder mit allerlei Trubel für die Camdens an: Lucy (Beverley Mitchell) ist wieder aus New York zurückgekehrt und möchte niemandem in der Familie die Gründe für ihre plötzliche Rückkehr nennen, Simon (David Gallagher) möchte wie ein Erwachsener behandelt werden, Matt (Barry Watson) sucht einen neuen Job und Robbie (Adam LaVorgna) leidet wegen Mary (Jessica Biel), die in Buffalo versucht einen geeigneten Job zu finden und gleichzeitig eine erwachsene und reife Beziehung mit Wilson (Andrew Keegan) zu führen, unter Liebeskummer. Aber nicht nur seine Kinder machen Eric (Stephen Collins) Sorgen, denn auch Annie (Catherine Hicks) führt sich wegen ihrer Wechseljahre unberechenbar, emotional und oftmals gereizt auf. Ohne Eric in ihren Entschluss miteinzubeziehen, hört sie mit ihrem Studium auf und fängt an als Lehrerin in Ruthies (Mackenzie Rosman) Schule zu arbeiten, wo ein Fehler sie fast ihren Job kostet. Neben all den Problemen gibt es auch wieder jede Menge Herausforderungen in der Gemeinde und in der Nachbarschaft.
Rezension
Zu Beginn der Staffel teilt man die Handlung auf zwei Orte auf, zum einen erlebt man die Camdens in New York, zum anderen Mary in Buffalo. Nachdem es in der vergangenen Staffel in "Eine himmlische Familie"-Manier bergab mit Mary ging, fängt sie an ihr Leben zu ordnen. So versucht sie zu Beginn der Staffel nicht nur eine Beziehung mit Wilson aufzubauen, sondern auch mit ihm und seinem Sohn Billy (Casey Boersma und Dylan Boersma) eine Familie zu erschaffen. Durch Gespräche mit Familienmitgliedern wird ihr klar, dass sie einen gut bezahlten Job braucht, um Billy großziehen zu können, falls Wilson etwas zustoßen sollte. Sie entscheidet sich dafür eine Ausbildung bei der Feuerwehr zu machen, was bei ihrer Familie auf Kritik stößt. Sie hatten sich einen anderen Beruf im öffentlichen Dienst vorgestellt – Lucy zum Beispiel dachte an einen Job bei der Post. Mich hat hier wirklich die Reaktion der Familie und die von Wilson gestört. Anstatt sich zu freuen, dass Mary nach ihrer schwierigen Phase scheinbar etwas gefunden hat, was sie interessieren könnte und wo sie sich mit ihren sportlichen Stärken vielleicht auch wohlfühlen zu könnte, gefällt ihnen der Job nicht. So ganz genau weiß ich immer noch nicht, warum. Mir kam es vor allem so vor, als würden sie den Beruf bei der Feuerwehr für eine Frau ungeeignet halten. Ganz ehrlich bei solchen Gedankengängen läuft es mir als Frau des 21. Jahrhunderts wirklich kalt den Rücken herunter. Ich hätte verstehen können, wenn sich ihre Eltern zum Beispiel Sorgen wegen möglicher Gefahren gemacht hätten und wenn so etwas mal in einer Episode deutlich thematisiert worden wäre. Aber was sonst spricht heutzutage (oder vor zehn Jahren, als die Staffel lief) für eine Frau gegen diesen Beruf? Vor allem hätte ich mich auch gefreut zu sehen, wie Mary sich in einem von Männern dominierten Beruf behauptet und sich dort neuen Konflikten und Herausforderungen stellen muss, so dass man vielleicht auch wieder etwas weggekommen wäre, von den langweiligen Liebesdramen, die gerade die Mädchen immer wieder erleben. Als würde sich das Leben von jungen Frauen nur um ihren jeweiligen Freund drehen! Am Ende war das ganze Drama umsonst, denn Mary löst ihre Beziehung zu Wilson, kehrt nach Glen Oak zurück, fängt mit dem Studium an und wird zum Ende plötzlich Stewardess. Ich hab nichts gegen den Beruf der Stewardess, aber ich finde, dass die Macher damit mal wieder einen typisch klischeehaften Berufe für "ihre" Frauen gewählt haben. Annie ist Hausfrau und Lehrerin und Lucy wird Pastorin. Gut, das ist vielleicht schon etwas außergewöhnlich, aber gerade für die handwerklich begabte Lucy hätte ich mir etwas anderes gewünscht. Wie wäre es mit Architektin oder Bauleiterin gewesen? Immerhin war sie in einer der vorangegangenen Staffeln beim Sozialen Wohnungsbau tätig. Nein, auch in dieser Staffel hatte ich das Gefühl, dass die Macher der Serie Frauen leider wie vor einigen Jahrzehnten noch eher hinter dem Herd stehen und nicht die Karriereleiter hochklettern sehen.
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Lucy und Mary verbringen die meiste Zeit der Staffel damit, in Liebeskummer zu schwelgen, entweder wegen der Exfreunde oder weil Robbie eine neue Freundin hat, bis sie am Ende dann mit den Brüdern Kevin (George Stults) und Ben (Geoff Stults) zusammenkommen. An der Mädchenfront also das übliche Trara und damit entsprechend wenig unterhaltsam.
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Unterhaltsamer versprach die Storyline von Annie zu werden, die in die Wechseljahre kommt. Anstatt diesen wichtigen Lebensabschnitt einer Frau realistisch aufzuzeigen, wirkt das ganze überzeichnet und eher wie eine schlechte Karikatur. Nachdem ich meine eigene Mutter in diesem Lebensabschnitt erlebt habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass sie sich nicht wie Annie aufgeführt hat. Zum Glück muss man da sagen, denn wenn man der teilweise wie eine Wahnsinnige wirkenden Annie so zusieht, bekommt man es als Frau ja schon mit der Angst zu tun. Ich will gar nicht wissen, was unsere (Ehe-)Partner da tun würden, wenn wir uns so verhalten würden – vorübergehend auswandern, vielleicht?
Die mir liebste weibliche Camden war Ruthie. Gerade weil sie noch nicht in der "Eine himmlische Familie"-Version von Beziehungen und Liebe angekommen ist, macht es Spaß mit ihr erwachsen zu werden. Hin und wieder gingen mir ihre altklugen Kommentare auf den Geist, aber die Geschichten ihrer Schwestern haben mich mehr genervt. Schön war hier die Episode #6.12 Hand in Hand, in der sie sich für ein muslimisches Mädchen einsetzt, das gehänselt wird. Insgesamt gehörte die Episode zu einer meiner liebsten dieser Staffel, weil sie sich mit den Vorurteilen gegenüber dem Islam nach 9-11, mit Hass und mit Angst auseinandersetzt, wobei kurz auch noch mal der Bezug zu dem Vorgehen gegen Japaner nach dem Angriff auf Pearl Harbor hergestellt wurde. Natürlich geschieht das auf die übliche leichte und teils oberflächliche Art und Weise der Serie. Die Episode hat in Zeiten, in denen die Nachrichten voll von Ängsten und Radikalisierungen sind, natürlich immer noch extrem aktuellen Bezug und stimmt einen daher auch nachdenklich, wenn in Ruthies Schule ein "besorgter" Vater sich zur Wort melden und jetzt wieder "besorgte" Bürger auf die Straße gehen. Manche Themen bleiben einfach zeitlos.
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Noch jemand versucht in dieser Staffel erwachsen zu werden: Simon. Nachdem Simon seinem Vater bei einem Restaurantbesuch in Episode #6.01 Wechselhaft bis stürmisch sagt, dass er gerne wie ein Erwachsener behandelt werden würde, kommt Eric auf seine Weise diesem Wunsch nach. Er lässt seinen Sohn, ohne vorher darüber mit ihm zu reden, erst sein eigenes Essen bezahlen, ihn am nächsten Morgen verschlafen und ihn für den Rest des Schuljahres Bus fahren. Auf diese Weise soll Simon lernen, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Und mir hingen mal wieder Erics dermaßen übertriebene und unrealistische Erziehungsmaßnahmen zum Hals raus. Hätte er seinem Sohn nicht einfach vorschlagen können, dass er zum Beispiel zukünftig versucht selbstständig, ohne von seinen Eltern geweckt zu werden rechtzeitig für die Schule aufzustehen? Stattdessen lässt er ihn einfach verschlafen. Eric kann man also auch nicht sonderlich reifes und erwachsenes Verhalten nachsagen. Ansonsten ist es aber ganz nett, dabei zuzusehen, wie Simon versucht vernünftig zu handeln, aber sich dabei auch hin und wieder einen kleinen Fehltritt leistet, wie zum Beispiel in Episode #6.13 Die Feuerzangenbowle, in der er sich wider besseren Wissens betrinkt, weil er zu einer Gruppe dazugehören möchte. Zum Glück hat er seine Geschwister, die ihn versuchen unbemerkt auszunüchtern, damit Eric und Annie keinen Wind davon bekommen. Dieser Zusammenhalt der Geschwister ist für mich einer der herausragenden Aspekte der Serie.
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Während man Simon seine kleinen Fehltritte gut nachsehen kann, fällt einem das bei Matt im letzten Drittel der Staffel wirklich nicht leicht. Matts spontane Ehe mit Sarah Glass (Sarah Danielle Madison) in #6.15 Her mit der Braut, weil er noch vor dem Studium in New York unbedingt heiraten möchte (den Grund kann ich bis jetzt nicht nachvollziehen), war der dominierende Handlungsbogen in diesem Teil der Staffel und ruinierte die ohnehin schon nicht so gute Staffel endgültig. Mal abgesehen davon, dass es zu Matt nicht passt, wegen eines Brautmagazins einfach zu heiraten, gingen mir vor allem die Eltern, insbesondere die Väter, schnell auf den Geist. Für Eric und Richard Glass (Richard Lewis) gibt es scheinbar nichts Schlimmeres als das ihr Kind jemanden mit einer anderen Religion heiratet und dabei predigen sie immer wieder Toleranz gegenüber anderen Religionen. Als sie aber ihre Kinder nicht davon abbringen können, ergreifen sie im Finale dann andere Maßnahmen, um die Hochzeit zu verhindern, was ihnen aber dank ihrer Ehefrauen und eigenen Eltern nicht gelingt. Es war zwar schon seit einer Weile abzusehen, dass eines der Camden-Kinder früher oder später heiraten würde, aber dass die erste Hochzeit noch unrealistischer und überzogener als für "Eine himmlische Familie" üblich dargestellt wurde, damit war nicht zu rechnen. Spaß hat mir dieses Drittel der Staffel auf keinen Fall gemacht und ich kann nur hoffen, dass die Hochzeiten der anderen Kinder authentischer erzählt werden.
Entsprechend zu den vorherigen Boxen finden sich die 22 Episoden auf fünf Discs, die mit den Bildern der Familienmitglieder bedruckt sind. Die Serie kann sowohl in Deutsch als auch in Englisch geschaut werden.
Technische Details
Erscheinungstermin: 30. April 2014
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: 940 Minuten (22 Episoden)
Bildformat: 4:3 - 1.33:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Fazit
Für mich war Staffel 6 bisher der Tiefpunkt der Serie und hat mich eher schlecht als recht unterhalten. In der ersten Hälfte dominierten Annies Gefühlsschwankungen wegen ihrer Wechseljahre, in der letzten Hälfte dann Matts Hochzeit. Die fehlende Authentizität der Geschichten nehmen ihnen die Überzeugungskraft und machen daher auch keinen Spaß. Wenig unterhaltsam ist das übliche Beziehungschaos bei Lucy und Mary, denen ich auch mal wieder einen Handlungsbogen wünschen würde, der nichts mit Jungs zu tun hat. Lediglich die Versuche von Simon und Ruthie, erwachsen zu werden, waren für mich ein Vergnügen und unterhaltsam. Hoffentlich werden die Geschichten in der nächsten Staffel wieder besser.
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Ceren K. - myFanbase
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