DVD-Rezension: Vinyl, Staffel 1

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Als Hommage auf die Musikszene der 1970er Jahre in New York ging "Vinyl" erstmalig ab dem 14. Februar 2016 bei HBO auf Sendung. Nach einer Idee von Terrence Winter ("Boardwalk Empire", "Die Sopranos") und mit Martin Scorsese und Mick Jagger als ausführende Produzenten, wurde "Vinyl" direkt nach der Ausstrahlung des Pilotfilms um eine zweite Staffel verlängert, ein Versprechen das HBO aber nur wenige Monate später zurückzog. Hierzulande strahlte der Pay-TV Sender Sky Atlantic HD "Vinyl" ab dem 7. April 2016 aus. In den Hauptrollen sind in "Vinyl", welches ab dem 8. September 2016 auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel erhältlich ist, einige bekannte Seriengesichter wie Bobby Cannavale, Olivia Wilde, Ato Essandoh und J.C. MacKenzie zu entdecken.

Inhalt

Foto: Bobby Cannavale, Vinyl - Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
Bobby Cannavale, Vinyl
© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved

New York City, 1973: Plattenboss Richie Finestra (Bobbie Cannavale) steht kurz davor sein Musiklabel "American Century Records" an die deutsche Plattenfirma "Polygram" zu verkaufen, als er plötzlich, aus seiner Sicht eine Erleuchtung erfährt und den Deal, sehr zum Ärger seiner Partner, über den Haufen wirft. Während der Höhepunkt der "Sex, Drugs & Rock'n'Roll"-Ära in vollem Gange ist, versucht Richie sein kränkelndes Label mit neuen Künstlern wieder an die Spitze bringen. Und dabei geht der Plattenboss wenig zimperlich ans Werk, sondern macht all seinen Angestellten klar, dass sie Zeit haben, ihm innerhalb von zwei Wochen einen neuen Künstler zu präsentieren oder das Label sofort verlassen können. Richies Sekräterin und Drogenlieferantin des kompletten Ladens, Jamie Vine (Juno Temple), scheint mit der Undergroundband "The Nasty Bits" als erstes Erfolg zu haben. Doch Richies manisches Verhalten kostet ihn nicht nur einige Freundschaften und verprellt Partner, sondern gefährdet auch seine Ehe mit dem ehemaligen Model Devon (Olivia Wilde). Denn der Deal war, als die beiden vor einigen Jahren beschlossen einen Familie zu gründen, dass keiner der beiden jemals wieder Drogen anrührt und davon ist Richie gerade meilenweit entfernt.

Rezension

Foto: Bobby Cannavale, Vinyl - Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
Bobby Cannavale, Vinyl
© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved

Wenn sich große und erfahrene Namen wie Terence Winter, Mick Jagger und Martin Scorsese zusammentun und eine Hommage an die Musikszene der 70er Jahre kreieren, sollte man meinen mit "Vinyl" ein todsicheres Ding in der Hand zu halten. Doch selbst wenn man die hohen Erwartungen mal beiseite lässt, lässt bereits der ca. zweistündige Pilot darauf schließen, was einen in den restlichen neun Episoden erwartet. Denn so zäh wie die ganze Story eingeläutet wird, zieht sie sich leider auch über den kompletten Staffelverlauf. Trotz atmosphärisch stimmiger Kulissen und Kostümen, die dem Ganzen einen perfekten 70er-Jahre-Look verpassen, und wirklich guten Darstellern, ist der gesamte Plot leider so unglaublich dünn, dass auch das wahrhaft aufwendige Setting "Vinyl" leider nicht retten kann. Die komplette Handlung dreht sich in jeder Episode immerzu im Kreis und kommt aus dem immer wiederkehrenden Kreislauf von "Hey, wir brauchen neue Künstler" und "Ach, koksen wir erstmal wieder ne Runde" nicht hinaus. Leider passiert einfach deutlich zu wenig an wirklicher Handlung und man weiß als Zuschauer gar nicht, wo das Ganze letztendlich hinführen soll, beziehungsweise tut sich einfach wahnsinnig schwer damit überhaupt Interesse für das Geschehen aufzubringen. Klar gibt es hier und da ein paar interessante Nebenstorys, wie die um den begnadeten Musiker Lester Grimes (Ato Essandoh), der von Richie am Anfang seiner Karriere geopfert wurde, um selber aufzusteigen, oder die Storyline um Jamie Vine, Richies Sekretärin, die endlich in der Hirachie aufsteigen möchte. Aber leider ist all das nichts wirklich Neues und so strotzt "Vinyl" wahrlich nicht vor neuen innovativen Ideen, sondern wärmt nur Altbewährtes in einem anderem Look, mit leider sehr dürftigen Dialogen, wieder auf. Ach ja und die Mafia ist auch dabei, scheint bei einer Martin-Scorsese-Produktion wohl nicht ohne zu gehen, auch wenn sie hier völlig deplatziert und überflüssig ist.

Foto: Max Casella, Vinyl - Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
Max Casella, Vinyl
© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved

Auch der Versuch mit dem cholerischen Plattenboss Richie Finestra einen Antihelden à la Walter White oder Don Draper zu erschaffen, ist leider kläglich gescheitert. Denn obwohl sich Bobbie Cannavale, meines Erachtens nach, wirklich große Mühe gegeben hat, gibt das Pofil von Richie einfach deutlich zu wenig her. Diese komplexe Vielschichtigkeit, die letztendlich die Faszination eines Antihelden ausmacht, wurde bei dem Charakter Richie Finestra nicht mal ansatzweise erreicht, und als Zuschauer findet man über die komplette Staffel lang leider absolut keinen Zugang zu der Hauptperson, da Richie einfach viel zu stereotypisch und wenig nachvollziehbar agiert. Deutlich mehr gibt da schon Richies frustrierte Ehefrau Devon, gespielt von einer bezaubernden Olivia Wilde, her. Leider wurde hier aber das komplette Potential verschenkt, da sie mehr oder weniger nur Nebenfigur sein durfte. Ein nettes Gimmick sind dagegen die Auftritte, die natürlich durch Schauspieler dargestellt werden, von großen Stars wie Alice Cooper (Dustin Ingram), John Lennon (Stephen Sullivan) oder Andy Warhol (John Cameron Mitchell), die immer mal wieder etwas Abwechslung in den zähen Handlungsverlauf bringen. Und auch der Soundtrack sollte hier ebenfalls lobend erwähnt werden. Denn anscheinend wanderte die komplette Portion Herzblut zwar nicht in die Storyline und die Charakterausarbeitung, dafür aber in die Auswahl der diversen gespielten Musiktitel. Fans der 70er-Jahre-Musik erwartet in "Vinyl" eine hübsche Zusammenstellung bekannter und auch weniger bekannter Songs dieser Ära, die durch die neue Entdeckung von American Century, die Nasty Bits (der Bandleader wird hier gespielt von Mike Jaggers Sohn James Jagger), komplementiert wurde.

Specials

Foto: Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
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Das Bonusmaterial zu "Vinyl" ist recht umfangreich und der Zuschauer findet auf jeder der vier Discs entweder Audiokommentare zu einzelnen Folgen oder ein "Hinter den Episoden"-Special, welches immer direkt zur jeweiligen Folge anwählbar ist. Mir persönlich gefallen gerade diese "Hinter den Episoden"-Specials immer sehr gut, da sie einem einen direkten Einblick, noch während man sich direkt in der Staffel befindet, geben. So hat man noch einen direkten Bezug zu dem Gesehenen und bekommt nicht erst am Ende der Staffel in einem klassischen Making-Of Hintergrundinfos. Zusätzlich findet der Zuschauer aber auch auf der letzten DVD von "Vinyl" das Special "Making-Of: Rekonstruktion der 70er".

Technische Details

Erscheinungstermin: 8. September 2016
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 587 Spielminuten (10 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Französisch

Fazit

"Vinyl" schafft es zwar den Zeitgeist der 70er Jahre wieder auferstehen zu lassen, doch das alleine reicht leider nicht um zehn Episoden mit Leben zu füllen. Die fehlende Charakterausarbeitung und eine zähe Storyline, die dem Zuschauer leider überhaupt nichts Neues bietet, lässt einen die 587 Minuten der ersten Staffel verdammt lang werden.

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Nina V. - myFanbase

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