DVD-Rezension: Show Me A Hero, Staffel 1

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Erschaffen von David Simon ("The Wire") und William F. Zorzi und basierend auf der Buchvorlage der Journalistin Lisa Belkin ging die sechsteilige Miniserie "Show Me a Hero" ab dem 16. August 2015 in Doppelfolgen bei HBO auf Sendung. Bereits zur US-Ausstrahlung konnten die deutschen Zuschauer "Show Me a Hero" parallel bei Sky on Demand abrufen. Leider wurde die Miniserie bisher nicht im Free-TV ausgestrahlt, sondern war lediglich ab dem 18. Januar 2016 auf dem Pay-TV Sender Sky Atlantic HD zu sehen. Seit dem 25. August 2016 ist die Dramaserie, mit vielen bekannten Darstellern wie unter anderem Oscar Isaac, Winona Ryder, Jim Belushi, Terry Kinney, Peter Riegert, Danny Mastrogiorgio, Catherine Keener, Michael Potts und Bob Balaban, auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel erhältlich.

Inhalt

Foto: Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.

1987 in der mittelgroßen Stadt Yonkers, im Bundesstaat New York, schafft es der junge Newcomer Nick Wasicsko (Oscar Isaac), sich im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt gegen den seit zwölf Jahren amtierenden Angelo Martinelli (Jim Belushi) durchzusetzen. Doch ein brisantes Wohnbauprojekt, das Martinelli letztendlich die Wahl gekostet hat, bringt auch Nick Wasicsko, der durch seine Amtseinführung der jüngste Bürgermeister der USA ist, an seine Grenzen. Denn die Stadt wird durch ein Gerichtsurteil dazu verdonnert, Sozialwohnungen nicht mehr in speziellen Bereichen der Stadt anzusiedeln, sondern in Gegenden der Mittelschicht, die bisher hauptsächlich der "weißen" Bevölkerung vorbehalten sind, zu erbauen. Und während sich selbst der Stadtrat uneinig ist, wie nun vorzugehen ist, spaltet dieses soziale Projekt auch die Bürger von Yonkers. Hauseigentümer wie Mary Dorman (Catherine Keener) sehen sich dazu gezwungen, vehement gegen diesen Plan zu protestieren, um ihre Wohngegenden und die damit verbundene Lebensqualität zu schützen.

Rezension

Foto: Oscar Isaac, Show Me A Hero - Copyright: 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
Oscar Isaac, Show Me A Hero
© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved

Basierend auf dem 1999 erschienenen Sachbuch der New York Times Journalistin Lisa Belkin, könnte die HBO-Miniserie "Show Me a Hero", die 1987 in der Stadt Yonkers spielt und auf einer wahren Begebenheit beruht, nicht aktueller sein. Denn aufgrund der augenblicklichen Flüchtlingskrise kommt man nicht umher, Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen zu ziehen. Damals, wie auch heute und wie es auch wohl immer sein wird, ist Rassismus leider ein großes Thema. Besorgte Bürger begründen ihre Handlungen mit abwehrenden und vermeintlich beschwichtigen Worten wie "Wir sind nicht voreingenommen, aber..." und stellen sich damit einen selbstbescheinigten Freifahrtschein aus. Die vorher hochgelobte Toleranzgrenze wird plötzlich klitzeklein, wenn es darum geht "diese Menschen" in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnen zu haben. "Show Me a Hero" trifft also punktgenau den Zahn der heutigen Zeit und zeigt sehr anschaulich auf, wie schnell brave Bürger bereit sind, ihre angebliche Vorurteilslosigkeit zu vergessen. Kombiniert wird diese brisante Thematik mit der spannenden Geschichte rund um den jungen Politiker Nick Wasicsko, der mehr oder weniger zufällig und durch politische Ränkespiele in das Amt des Bürgermeisters von Yonkers rutscht, sich dann aber sehr engagiert für seine Stadt einsetzt. Oscar Isaac, der für seine Darbietung 2016 auch den Golden Globe als bester Hauptdarsteller in einer Miniserie erhielt, brilliert in der Rolle des verkannten Helden. Doch auch weitere Darsteller brauchen sich nicht zu verstecken, da der Cast wirklich exzellent zusammengestellt wurde und sich viele bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen in "Show Me a Hero" tummeln. Alleine die großartigen Schauspieler wie zum Beispiel Alfred Molina als schmieriger Unsympath Henry J. Spallone, Catherine Keener als "besorgte" Bürgerin Mary Dorman oder Ilfenesh Hadera als Einwanderin Carmen Febles, die ihren Kindern ein lebenswertes Umfeld bieten will, machen die Serie schon sehenswert.

Foto: Ilfenesh Hadera, Show Me A Hero - Copyright: Paul Schiraldi Photography
Ilfenesh Hadera, Show Me A Hero
© Paul Schiraldi Photography

Besonders interessant wird die komplette Geschichte der sechsteiligen Miniserie durch ihren Wahrheitsgehalt. Bestimmt werden einige Sachen hinzugefügt worden sein, um die Handlung auch fernsehtauglich zu machen, doch letztendlich ist diese Geschichte, mit fast allen ihren Beteiligten, so in der Stadt Yonkers passiert und der Fall wurde erst 2007 beigelegt und endgültig abgeschlossen. Eventuelle Befürchtungen, auf Grund der Vorlage eines Sachbuches würde es sich bei "Show Me a Hero" vielleicht um relativ schwere und trockene Kost handeln, kann ich beruhigt entkräften. Wie typisch für David Simons wird die Geschichte zwar detailliert, auch mit den politischen Hintergründen, ausgeleuchtet, gleitet aber nie in einen dokumentarischen Stil ab. Denn die politischen Ränkespiele werden immer wieder von dem Schicksal vierer Frauen durchbrochen. Vier Frauen die sinnbildlich dafür stehen, um was es in dem von Richter Leonard B. Sand (Bob Balaban) gefällten Urteil eigentlich geht: Eine Chance dem Ghetto zu entfliehen und ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten. Somit verfolgt der Zuschauer nicht nur von Anfang an die politische Karriere von Nick Wasicsko, sondern auch den oftmals niederschmetternden und emotional großartig dargestellten Weg der vier sozialschwachen Frauen Doreen Henderson (Natalie Paul), Carmen Febles, Norma O'Neal (LaTanya Richardson Jackson) und Billie Rowan (Dominique Fishback). Zusätzlich bekommt auch die wütende Bürgerfraktion mit Mary Dorman ein Gesicht, so dass die komplette Handlung wirklich von allen Seiten beleuchtet wird und es dem Zuschauer unwahrscheinlich leicht gemacht wird, für jede Seite etwas Sympathie und auch Identifikation aufzubringen. Und somit gibt es auch kein Schwarz und Weiß, keine der Parteien macht alles richtig, aber auch niemand macht alles falsch. David Simon ist es mit seinem scheinbar äußerst kompetenten Team großartig gelungen, eine spannende und fesselnde Geschichte zu erzählen, die in vielen Passagen nachdenklich macht und nicht nur zum mitdenken, sondern auch vielleicht zum umdenken anregt. Und das nicht nur bezugnehmend auf das Thema Integration, sondern auch auf politischer Ebene. Denn auch hier wird eindrücklich klar, dass auch Politiker oft zu Entscheidungen gezwungen sind, die vielleicht nicht immer ihrem Grundsatz entsprechen oder sie in der Beliebtheitsskala nach oben rutschen lassen. Denn letztendlich sind wir alle nur Menschen und niemand von uns ist fehlerfrei, egal in welchem Viertel der Stadt wir wohnen.

Specials

Auf der letzten DVD der Box zu "Show Me a Hero" findet der Zuschauer ein klassisches Making-Of. Hier kommen Serienmacher, Schauspieler und auch real betroffene Personen zu Wort die dem Zuschauer nochmal einen Blick hinter die Kulissen gewähren und einige interessante Hintergrundinfos preisgeben.

Technische Details

Erscheinungstermin: 25. August 2016
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 345 Spielminuten (6 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

David Simons ist mit seinem Team eine packende Serie über Politik, Integration, Rassismus und Mitgefühl gelungen, die einen von Anfang bis Ende mitreißt und in allen Punkten überzeugen kann. Komprimiert auf sechs Episoden hat "Show Me a Hero" die perfekt Spieldauer, um die tatsächlich passierte Geschichte der Stadt Yonkers ausführlich und ohne deutliche Längen zu erzählen. Erstklassige Schauspieler, ein fesselndes Drehbuch und der stimmige Erzählstil machen die Miniserie zu einem wahren Highlight der Fernsehgeschichte.

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Nina V. - myFanbase

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