DVD-Rezension: Call the Midwife - Ruf des Lebens, Staffel 4
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Obwohl in Großbritannien über zehn Millionen Fernsehgeräte bei jeder neuen Episode von "Call the Midwife - Ruf des Lebens" eingeschaltet sind, hat diese großartige Produktion über das Leben der Hebammen im Londoner East End, Ende der fünfziger Jahre, in Deutschland immer noch nicht den wirklichen Durchbruch geschafft. Nachdem die Serie im letzten Jahr zwar noch von ZDFneo ausgestrahlt wurde, hat es die vierte Staffel, die in Großbritannien ab dem 18. Januar 2015 ausgestrahlt wurde, bisher noch nicht ins deutsche Fernsehen geschafft. Zum Glück für alle Fans geht die DVD-Veröffentlichung der Serie, die auf den Bestseller-Memoiren der ehemaligen Krankenschwester Jennifer Worth basiert, aber auch nach der dritten Staffel nahtlos weiter und die vierte Staffel ist ab dem 27. Oktober 2016 im deutschen Handel erhältlich. Neben den alten Bekannten gibt es in der vierten Staffel von "Call the Midwife" mit Charlotte Ritchie und Linda Bassett auch einige neue Gesichter zu entdecken.
Inhalt
Anfang der 1960er Jahre stehen einige Veränderungen im Nonnatus Haus an. Denn während Cynthia Miller (Bryony Hannah) sich endlich dazu entschließt, dem Ruf Gottes zu folgen, kümmern sich die anderen Hebammen parallel zur ihrer Arbeit im Londoner East-End-Armenviertel Poplar um ein plötzlich führungsloses Mutter-Kind-Heim, was schließlich dazu führt, dass Chummy Noakes (Miranda Hart) die Gemeinschaft erstmal verlässt. Als zudem noch Schwester Evangelina (Pam Ferris) erkrankt, bekommt das Nonnatus Haus endlich Verstärkung in Form der fleißigen, aber noch sehr jungen Pfarrerstochter Barbara Gilbert (Charlotte Ritchie) und der überaus erfahrenen und rigorosen Schwester Phyllis Crane (Linda Bassett), die direkt einige Ideen auf Lager hat, um die Abläufe der Hebammenarbeit zu verbessern. Trixie Franklin (Helen George) schwebt unterdessen im siebten Himmel, nachdem ihr Dekan Tom Hereward (Jack Ashton) einen Antrag gemacht hat, ahnt aber noch nicht, was das Leben als Frau eines Geistlichen so mit sich bringt. Und neben all den privaten Problemen und Neuerungen kümmern sich die Hebammen nach wie vor aufopferungsvoll um die schwangeren Frauen und deren Familien, dessen oftmals schweren Schicksale die Frauen auch häufig nach Feierabend nicht los lassen.
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Rezension
Ich war sehr gespannt, wie nach dem Ausstieg der Hauptdarstellerin Jessica Rain (die sich unterdessen anderen Serienprojekten widmete, wie zum Beispiel "Fortitude" oder "Wölfe"), die die junge Jenny Lee alias Jennifer Worth darstellte, die ganze Geschichte weitergeführt wird. Doch zum Glück bestätigten sich meine Befürchtungen, die Serie würde nun ihren eigentlichen roten Faden und damit vielleicht auch ihren Zauber verlieren, nicht. Denn den Autoren ist es hervorragend gelungen, die Situation zu lösen, indem sie dem Zuschauer am Anfang der Weihnachtsepisode, die vor den regulären Folgen spielt, eine ältere Jennifer zusammen mit ihrem Ehemann Philipp (Ronald Pickup) präsentierten. Und während die beiden so in Erinnerungen schwelgen und Jennifer von ihren Erlebnissen in Poplar und den dort geschlossenen Freundschaften berichtet, schlägt Philipp ihr vor, doch ein Buch über diese Geschehnisse zu schreiben. Diese dann am Anfang der vierten Staffel gezogene Verbindung, ermöglichte es den Autoren, auch weiterhin jede Episode mit einem kurzen und immer sehr stimmigen Begleittext (im Original gesprochen von Vanessa Redgrave und im deutschen hervorragend synchronisiert von Judy Winter) zu beginnen und zu beenden. Ein schönes Stilmittel auf das ich persönlich sehr ungerne verzichtet hätte, da es zu "Call the Midwife" gehört, wie die Nonnen oder die Geburten selber.
Und so sehr ich Jessica Rain als Schauspielerin geschätzt und ihre, doch auch sehr zentrale, Rolle als Jenny Lee gemocht habe, muss ich gestehen, dass es dem restlichen Cast mühelos gelungen ist, diese Lücke zu füllen. Auch die vierte Staffel von "Call the Midwife" schafft es problemlos an die vorherigen Staffeln anzuknüpfen und liefert dem Zuschauer wieder einen gekonnten Mix aus Herzschmerz, so wie anrührenden, manchmal lustigen und teilweise schockierenden Geschichten. Wie gewohnt bekommt der Zuschauer in den einzelnen Folgen jeweils immer ein oder zwei separate und dann in sich abgeschlossene Geschichten zu sehen, kann aber die ganze Staffel über den Entwicklungen der diversen Hauptcharakteren folgen. Und da haben sich die Autoren in der vierten Staffel so einiges an spannenden Geschichten einfallen lassen, denn noch nie bekam man als Zuschauer einen so tiefen Einblick in die Charaktere und so spannende und teilweise auch brisante Geschichten erzählt. Sei es Schwester Juliennes (Jenny Agutter) für Gott geopferte Liebe, Trixies Alkoholproblem oder Patsys (Emerald Fennell) Homosexualität. Nach wie vor geht "Call the Midwife" da zwar nie wirklich richtig in die Tiefe und kommt über ein Kratzen an der Oberfläche nicht hinaus, was aber nie störend wirkt oder den Zuschauer davon abhält, ordentlich mitzuleiden. Und da gerade Trixies und auch Patsys Storyline erst zum Ende hin etwas mehr in Fahrt kommen, gehe ich davon aus, dass speziell hier der Fokus in der fünften Staffel noch mehr auf die beiden Frauen und ihren Weg gesetzt wird. Auch die Neuzugänge, Charlotte Ritchie und Linda Bassett, fügen sich nahtlos in das bestehende Team ein und erweitern die Runde, nachdem Bryony Hannah als Cynthia Miller und Miranda Hart als Chummy Noakes leider in der vierten Staffel in vielen Episoden nur durch Abwesenheit glänzen. Auch die diversen Problemfälle in den einzelnen Episoden sind nach wie vor originell, immer wieder erfrischend anders und dabei aber meistens sehr anrührend und ans Herz gehend. Nach wie vor wird dem Zuschauer hier auch nicht nur ein Heile-Welt-TV präsentiert, sondern brisante Themen wie die Glasknochenkrankheit, Totgeburten, Kindesvernachlässigung und sogar die Einsetzung des, damals noch für unbedenklich gehaltenen, Beruhigungsmedikaments Contergan angesprochen.
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Das komplette Setting, wie auch die Kostüme sind nach wie vor absolut großartig und werden, für mein Empfinden, von Staffel zu Staffel authentischer. Dem Zuschauer werden großartige Bilder in satten Farben geliefert, die zur passenden Zeit ruhiger werden, wenn zum Beispiel Szenen in sehr armen Gegenden spielen, aber, trotz manchmal erdrückender Geschichten, immer eine stimmige Atmosphäre schaffen. "Call the Midwife" gelingt es unheimlich gut, mit den passenden Kulissen und jeweiligen Farbkontrasten die richtige Stimmung für die jeweilige Geschichte zu erzeugen. Ebenso perfekt ist auch der Soundtrack, der, neben dem von Peter Salem komponierten Opening Credit "Call the Midwife Theme Tune", absolut stimmig ist und in dieser Staffel immer mehr Richtung Anfang der sechziger Jahre mit vielen bekannten Songs rückt.
Specials
Neben dem Christmas-Special, einer zusätzlichen zweiteiligen Weihnachtsepisode, gibt es auf der DVD-Box zur vierten Staffel zwar auch endlich wieder Extras, nachdem darauf bei der Box zur dritten Staffel verzichtet wurde. Leider sind diese aber ohne Untertitel, was ich persönlich etwas schade finde, da ja niemand verlangt, dass die Specials auch synchronisiert werden, eine Untertitelung aber eigentlich zum Standard gehören sollte. Wer also der englischen Sprache mächtig ist findet auf der zweiten DVD unter dem Punkt "Interviews mit Cast & Crew" folgende Specials:
- 60's Mufti in Poplar
- Lacquer Lashes & Flick
- Babies Bumps & Cords
- 60's New Era of Music
Technische Details
Erscheinungstermin: 27. Oktober 2016
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 505 Spielminuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Fazit
Die vierte Staffel zeigt, dass das Grundkonzept der Serie stark genug ist, um auch ohne die ehemalige Hauptfigur Jenny Lee zu funktionieren. "Call the Midwife" schafft es weiterhin mühelos, den Zuschauer zu bezaubern, und geht mit seinen einzelnen Geschichten ganz tief ans Herz. Somit spielt auch die vierte Staffel auf einem unheimlich hohen Niveau, welches man sich als Fan der Serie nicht entgehen lassen sollte.
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Nina V. - myFanbase
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