DVD-Rezension: The Blacklist, Staffel 4

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Foto: Megan Boone & James Spader, The Blacklist - Copyright: 2016, 2017 Sony Pictures Television Inc. and Open 4 Business Productions LLC. All Rights reserved
Megan Boone & James Spader, The Blacklist
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Staffel 4 von "The Blacklist" handelt vom Umgang mit Verrat und Vertrauensbrüchen und den Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Ausgestrahlt wurde die vierte Staffel in den USA vom 22. September 2016 bis zum 18. Mai 2017 auf NBC und machte dort im Frühjahr 2017 eine Ausstrahlungspause, in der das acht Episoden umfassende Spin-Off "The Blacklist: Redemption" gezeigt wurde. Im Pay-TV zeigte RTL Crime vom 10. Januar bis zum 27. Juni 2017 die Staffel, die am 17. August auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel erschien.

Inhalt

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Nachdem Raymond Reddington (James Spader) erfahren hat, dass Elizabeth Keen (Megan Boone) noch am Leben ist und dass sie und ihre Tochter bei dem Versuch, sich ein neues Leben aufzubauen, von Alexander Kirk (Ulrich Thomsen) und seinen Leuten entführt wurden, setzt er alles daran, die beiden zu befreien. Liz hingegen scheint durch die Entführung zum ersten Mal die Identität ihres Vaters aufdecken und mehr zu ihrer Kindheit erfahren zu können, wobei tatsächlich einige Erinnerungen geweckt werden. Dies konfrontiert auch Tom Keen (Ryan Eggold) mit der Frage, wer seine Eltern eigentlich waren und ob er mehr über sie erfahren möchte. In der Task Force herrscht unterdessen Uneinigkeit darüber, ob sie nach dem Vortäuschen von Liz' Tod helfen sollen, sie zu befreien oder nicht. Auf dem Weg die Bedrohung durch Kirk zu beseitigen, macht Reddington einen Fehler, der ihm einen mächtigen neuen Feind schafft. Dieser Gegner setzt im zweiten Teil der Staffel alles daran, Reddington und sein kriminelles Imperium zu vernichten.

Rezension

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Megan Boone & Ulrich Thomson, The Blacklist
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Die ersten acht Episoden von Staffel 4 behandeln die Geschichte rund um Alexander Kirk, die in der vergangenen Staffel bereits angefangen hatte. Schon in der dritten Staffel erwies sich Kirk als brutaler und kaltblütiger Mensch, der nicht davor zurückschreckte, alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen. Augenscheinlich ist sein Ziel in dieser Staffel die Wiedervereinigung mit seiner Tochter Liz und ihrem Kind Agnes. Dieses erste Drittel der Staffel war in Bezug auf Haupthandlung eher mittelmäßig bis schwach, was vor allem daran liegt, dass Kirks Handlungsweise überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Es ist schon klar, dass er als einer von Reddingtons Widersachern nicht mal eben in Liz' Leben spazieren und seine Absichten erklären kann, aber andererseits ist es unglaublich unlogisch, dass er erst Liz und dann ihre Tochter zur Familienzusammenführung (und für seine eigentlichen Absichten) entführt und dabei auch anfänglich vorhat, Tom umbringen zu lassen. Wieso hätte er nicht behutsamer an Liz herantreten können? Sie wäre garantiert neugierig geworden, wenn er sie in Kuba einfach besucht und ihr dabei erklärt hätte, dass er ihr Vater sei. Vielleicht hätte sie erst einmal einige Beweise dafür haben wollen, aber dennoch hätte sie ihm sicherlich zugehört, immerhin ist sie schon immer auf der Suche nach Antworten zu ihrer Familie. Und der Zeitpunkt für einen normalen Besuch hätte gar nicht günstiger sein können: anfänglich versuchte sie ja Reddington und seinen Machenschaften zu entkommen und hat in der vorherigen Staffel dafür sogar ihren Tod vorgetäuscht. Statt Liz von Reddington zu lösen, wie Kirk es eigentlich wollte, schafft er genau das Gegenteil, er treibt sie zurück in seine Arme. Durch die Bedrohung, die Kirk für Liz durch seine Handlungen darstellt, ist sie auf Reddingtons Schutz und auch seine Hilfe angewiesen, um Agnes zurückzubekommen. Dadurch, dass ich als Zuschauer diesen ersten Haupthandlungsbogen überhaupt nicht logisch fand und dass auch die Endenthüllung zu Liz' richtigem Vater mich alles andere als vom Hocker haute, machte dieser Teil der Staffel mir nur wenig Freude, auch wenn der ein oder andere interessante Blacklister dabei war, der im Zuge um Kirks Festsetzung auftauchte.

Foto: James Spader, Susan Blommaert, The Blacklist - Copyright: 2016, 2017 Sony Pictures Television Inc. and Open 4 Business Productions LLC. All Rights reserved
James Spader, Susan Blommaert, The Blacklist
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Ein gutes haben diese acht Episoden jedoch, sie legen den Grundstein für die Entstehung eines neuen äußerst gefährlichen Gegners. Dieser Grundstein ist der aus Reddigtons Sicht begangene Verrat von Mr. Kaplan (Susan Blommaert), als sie Liz beim Vortäuschen ihres Todes half. Für ihn gab es bisher immer nur eine Handlungsweise, wenn seine Mitarbeiter sich als illoyal erwiesen haben, er brachte sie um, um so auch ein Exempel für die anderen Mitglieder seiner Organisation zu statuieren. Die Frage, ob er dieses Verhalten auch gegenüber Mr. Kaplan zeigt, die bezüglich Liz nur die besten Absichten hatte, war zu Beginn dieser vierten Staffel von vornherein eine der spannendsten. Schnell offenbart sich, dass er auch bei Kate zu Beginn der Staffel in alten Mustern denkt und nicht bereit ist ihren Verrat zu verzeihen. Die Konsequenz aus dieser Tat beschert ihm ein Gegner zum Ende der Staffel, der ihm meiner Meinung nach von all seinen großen Widersachern am ehesten ebenbürtig zu sein scheint, weil er Reddington und seine Institution ausgezeichnet kennt und ihn somit auch ausspielen kann. Das macht das letzte Drittel der Staffel die meiste Zeit zu einem spannenden Fernsehvergnügen und macht einiges wieder gut, was zu Beginn der Staffel weniger erfreulich war.

Die Entscheidung von Reddington bezüglich Mr. Kaplans Verhalten beeinflusst auch massiv die Beziehung zu Dembe (Hisham Tawfiq), der in Mr. Kaplan immerhin auch eine gute Freundin hatte. Ich persönlich fand äußerst interessant zu sehen, wie Dembe damit umgeht, der sich vorwirft, nichts unternommen zu haben, und dem sicherlich auch bewusst geworden ist, dass Reddington möglicherweise mit ihm, seinem langjährigen Freund, genauso umgehen würde. Die Gespräche zwischen den beiden, die immer sehr subtil auch die Gefühle der beiden preisgeben, waren oft meine persönlichen Lieblingsszenen in der Serie. Gerade dass Reddington nach und nach sein Fehlverhalten erkennt und gegenüber Dembe auch zugibt, macht die Szenen in den einzelnen Episoden immer zu den stärksten.

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James Spader & Megan Boone, The Blacklist
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Diese Szenen waren für mich noch gelungener als die zwischen Liz und Reddington, wovon die ersten Staffeln oft profitiert hatten. Das liegt vor allem daran, dass auch in der vierten Staffel lange Zeit weiterhin unklar ist, in welchem Verhältnis Reddington zu Liz steht und warum sie ihm eigentlich so wichtig ist. Dieses Geheimnis machte zwar noch die erste Staffel mitreißend und führte dazu, dass man wöchentlich einschaltete, ist in der vierten Staffel dann eigentlich nur noch nervig. Wenigstens scheint es, dass in dieser Staffel endlich das große Geheimnis gelüftet wird, das für den Zuschauer leider dann doch irgendwo wenig überraschend ist. Die positivste Entwicklung in ihrer Beziehung ist aber sicherlich, dass Liz erkennt, dass Reddington zu ihrem Leben gehört, auch wenn sie nicht mit all seinen Entscheidungen zufrieden ist. Ich hoffe, dass diese Entwicklung anhält, und sie ihn nicht bei der nächstbesten Gelegenheit, wie in den vorherigen Staffeln, von sich stößt, um dann aus irgendwelchen Gründen doch wieder mit ihm zu arbeiten.

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Frank Lewallen & Harry Lennix, The Blacklist
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Dadurch, dass bei den Hauptfiguren der Fokus auf Reddington, Liz, Tom und Dembe liegt, bleibt die Task Force auch in dieser Staffel schrecklich blass und uninteressant. Sie sind nettes Beiwerk, die Liz bei den Ermittlungen unterstützen, und die, wie sie selbst erkennen, eigentlich nur Reddingtons Marionetten sind, um für ihn Blacklister aufzuspüren, von denen er irgendetwas braucht. Vor allem begreift das Harold (Harry Lennix), der ansonsten überhaupt keinen nennenswerten Handlungsbogen in dieser Staffel hat. In früheren Staffeln spielte wenigstens seine Erkrankung und seine Ehe eine Rolle. Bei Aram (Amir Arison) und Samar (Mozhan Marnò) gibt es auch in dieser Staffel wieder ihr Liebes-Hin-und-Her, auf das ich verzichten könnte. Mir fehlt komplett die Chemie zwischen den beiden Figuren, weil es so konstruiert wirkt und eigentlich nur dazu dient, um regelmäßig Schwierigkeiten zwischen den beiden zu schaffen. Das macht einfach keinen Spaß und ich hätte Aram lieber noch eine Weile mit seiner Hacker-Freundin Janet (Annie Heise) gesehen. Etwas spannender hat es tatsächlich Ressler (Diego Klattenhoff) am Ende der Staffel, der auf einen alten Kollegen der ehemaligen Reddington-Task-Force trifft und so seine Einstellung zu Reddington reflektieren muss. Als Zuschauer erkennt man deutlich, dass der prinzipientreue Ressler sich durch die Ereignisse der vergangenen Staffeln ziemlich gewandelt hat und dass es für ihn nicht mehr nur Schwarz oder Weiß gibt. Dieser Eindruck wird im Staffelfinale bestätigt, in dem Donald etwas tut, wofür er Liz vor nicht allzu langer Zeit verurteilt hat. Dass die Charaktere der Task Force in Staffel 4 eigentlich komplett im Schatten der anderen Hauptfiguren stehen, ist äußerst bedauerlich, weil mir dadurch auch der Teamgeist fehlt, der in anderen Ermittlergruppen von Crime-Serien deutlich authentischer dargestellt ist. Bei mir ist es gerade oft das, warum ich eine Crime-Serie auch noch über die ersten Staffeln hinaus schaue, denn die Fälle der Woche sind nach mehreren Staffeln dann eher selten wirklich außergewöhnlich, aber die Teams sind mir dafür so ans Herz gewachsen, das ich deswegen regelmäßig einschalte. Daher hoffe ich, dass hier in der kommenden Staffel endlich die notwendige Arbeit geleistet wird, um aus ihnen wirklich "ein Team" zu machen.

Specials

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Megan Boone, The Blacklist
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Die 22 Episoden der vierten Staffel befinden sich auf 6 Discs und sind in den Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch verfügbar. Als Untertitel lassen sich neben Englisch auch Arabisch, Dänisch, Finnisch, Hindi, Norwegisch, Spanisch, Schwedisch und Türkisch auswählen. Die Episoden werden durch zahlreiche gelöschte Szenen und ein Gag-Reel ergänzt. Die beiden kurzen Dokumentationen "Mr. Kaplan: Ende einer Ära" und "Ein helleres Rot" geben dem begeisterten Fan noch ein klein wenig mehr Einblick in die Handlung der vierten Staffel.

Technische Details

Erscheinungstermin: 17. August 2017
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: 908 Minuten (22 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Hindi, Türkisch, Arabisch, Finnisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Englisch für Hörgeschädigte

Fazit

"The Blacklist" bietet auch noch in Staffel 4 die meiste Zeit nette Crime-Unterhaltung. Nach einem schwachen Start wird die Serie in der zweiten Hälfte mit Reddingtons neuem Widersacher deutlich sehenswerter und spannender – zum Glück.

Ceren K. - myFanbase

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