DVD-Rezension: Victoria, Staffel 2
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Der von Daisy Goodwin geschaffenen Serie "Victoria", die das Leben der britischen Königin in ihren ersten Herrschaftsjahren zeigt, wurde 2016 eine Fortsetzung ermöglicht. Staffel 2 mit Jenna Coleman in der Rolle der Protagonistin wurde vom 27. August bis zum 15. August 2017 auf dem Sender ITV ausgestrahlt und im Dezember 2017 um ein Weihnachtsspecial ergänzt. In Deutschland zeigte Sky 1 die Episoden vom 25. bis zum 29. Dezember und am 2. Februar 2018 erschien die Staffel auf DVD und Blu-ray.
Inhalt
Nach der verordneten Ruhe aufgrund der Geburt ihrer ältesten Tochter kehrt die junge Königin Victoria (Jenna Coleman) in das politische Leben zurück. So muss sie dem Volk Hoffnung spenden, als die britische Armee eine schmachvolle Niederlage in Afghanistan erleidet oder als die große Hungersnot in Irland um sich greift. Gleichzeitig muss sie sich der Herausforderung stellen, neben dem Regieren eines gewaltigen Königreichs auch dem Verständnis der Mutterrolle in dieser Zeit zu genügen. Immer wieder gerät sie dadurch mit ihrem Ehemann, Prinz Albert (Tom Hughes), aneinander, der vor allem die Modernisierung des Palasts und des Königreichs anstrebt und der den Fortschritt in der Wissenschaft fördert. Zwischen den beiden vermitteln oft Victorias enge Vertraute Baronin Lehzen (Daniela Holtz), Alberts Bruder Ernest (David Oakes) und Alberts Onkel König Leopold (Alex Jennings).
Die Ereignisse in der Epoche haben auch Einfluss auf das Leben von Victorias Dienstboten, die aber auch mit ihren privaten Problemen zu kämpfen haben. Nach ihrer Ernennung zur ersten Garderobenfrau wird Miss Skerett (Nell Hudson) mit der Aufgabe betraut, den Koch Francatelli (Ferdinand Kingsley) zurück an den Hof zu holen. Dieser zürnt ihr noch, weil er in dem Glauben ist, dass sie ihn abgewiesen hat. Lord Alfred Paget (Jordan Waller) und Peels Sekretär Edward Drummond (Leo Suter) kämpfen in jenen Zeiten damit, dass sie mehr als nur Freundschaft verbindet.
Rezension
Die zweite Staffel von "Victoria" behält den hervorragenden Stil der ersten Staffel bei und erzählt wichtige Ereignisse aus den ersten Herrschaftsjahren der Königin Victoria. Dabei handelt es sich um persönliche Ereignisse, wie die Geburt ihrer Kinder und Fragen und Probleme, die sie in der Hinsicht quälen, oder historische Tragödien, wie die Niederlage der britischen Armee in Kabul oder die große Hungersnot in Irland in dieser Epoche. Nicht nur die Sichtweise Victorias oder die ihres Gemahls kommen dabei zur Geltung, sondern auch die ihr nahestehenden Personen, ihrer Bediensteten oder der Politiker. Letztere hört man beispielsweise zu dem richtigen Umgang mit der Hungersnot im britischen Oberhaus streiten, weil manche den Iren selbst die Schuld daran geben und sich weigern andere "mitdurchzufüttern". Während man sich noch fragt, wie ein Teil der Politiker jemals ernsthaft so rücksichtslos und gleichgültig gegenüber anderen sein können, leidet der Zuschauer gleichzeitig mit Victorias Dienerin, Cleary, die sich verzweifelt von England aus bemüht, ihre Familie in der schweren Zeit zu unterstützen. Diese Mischung gibt der Serie ihren besonderen Charme und sorgt für eine Spannung, die einen nur zu gerne weiterschauen lässt. Dass zwischen den Episoden oft Wochen, Monate oder Jahre liegen, merkt man dabei kaum und fällt einem oft erst bewusst wieder auf, wenn man das Wachstum von Victorias beiden Kindern registriert.
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Ob alles immer historisch akkurat ist, ist sicherlich nicht immer anzunehmen. Für mich hat das allerdings keinerlei Rolle gespielt. Es handelt sich nun mal um eine fiktive Serie und mir persönlich reicht es da, ein Gefühl für die Epoche zu bekommen. Das bekommt die Serie auch in dieser Staffel ausgezeichnet hin.
Victoria agiert im Vergleich zur ersten Staffel und zu den ersten Jahren ihrer Herrschaftszeit politisch wesentlich geschickter und hat oft den richtigen Instinkt, wenn es darum geht, dem Volk Hoffnung in schweren Zeiten zu spenden oder Sir Robert Peel (Nigel Lindsay) von politischen Maßnahmen zu überzeugen. Manchmal jedoch schlagen ihren Absichten fehl und gerade das Aufzeigen solcher Fehler ist auch notwendig, damit Victoria menschlich, nahbar und im richtigen Maße sympathisch für den Zuschauer bleibt.
Interessant sind auch ihre Konflikte nach der Geburt ihrer ältesten Tochter, die ebenfalls den Namen Victoria trägt. Sie beschäftigt die Vereinbarkeit zwischen der Rolle der Frau in dieser Zeit, die sich den Erwartungen der Gesellschaft entsprechend den Wünschen ihres Mannes beugt, und ihrer Rolle als Königin, die ein Volk regieren soll. Diese beide gegensätzlichen Rollenbilder lassen sie eine Zeit lang verständlicherweise auch nach dem richtigen Handeln fragen und geben dem Zuschauer das Gespür dafür, welche Stärke und welches Geschick Victoria besitzen musste, um in dieser Welt regierender Männer sich überhaupt durchsetzen zu können. Es erklärt jedoch auch, warum sie sich durch ihren Ehemann bedroht fühlt und schnell und energisch zurück in das politische Leben drängt.
Die Serienmacher machen jedoch nicht den Fehler, ihrem Ehemann in dieser Zeit den schwarzen Peter zuzuschieben. Eher das Gegenteil ist der Fall: in jeder Folge wird – auch trotz der gelegentlichen Streitereien – deutlich, dass Albert der perfekte Partner für Victoria ist. Er kommt nicht nur mit ihrer aktiven Rolle als Herrscherin zurecht und unterstützt sie nahezu immer, sondern er treibt auch die Entwicklung und den Fortschritt des Landes aktiv voran. Er fördert die Wissenschaft (dabei lernt der Zuschauer erfreulicherweise die einzige Mathematikerin der Royal Society, Ada Lovelace, kennen), modernisiert den Palast und setzt sich für Reformen in der Armee ein. Mit seinen Taten gestaltet er aktiv diese Epoche mit und trägt seinen Teil dazu bei, dass sie heute nach der Königin benannt wurde. Was Albert und Victoria so vollkommen macht, ist aber nicht nur, dass sie sich beruflich oder privat ergänzen, sondern auch aufrichtig lieben. Dass man den Figuren dieses Gefühl immer anmerkt, ist nicht nur der herausragenden Leistung von Jenna Coleman und Tom Hughes zu verdanken, sondern auch der Chemie, die die beiden Schauspieler miteinander haben. Eine meiner Lieblingsszenen, in der man genau das spürt, ist das Pferderennen, das sich Victoria und Albert nach ihrer Einsegnung liefern. Es spiegelt nicht nur wunderbar die wichtigsten Eigenschaften ihrer Charaktere wieder, sondern auch ihre Beziehung zueinander.
© iTV; edel
Neben Victoria und Albert nimmt sich die Serie die Zeit aus dem Leben der Nebencharaktere zu erzählen. Bei einigen sind es nur kleine entscheidende Episoden, anderen wird mehr Raum zu teil. Schade ist, dass der Zuschauer deutlich weniger in dieser Staffel von Victorias Mutter (Catherine Flemming) sieht, da mir die Beziehung zwischen den beiden in Staffel 1 so gut gefallen hat. Dafür jedoch bekommt man mehr von der Bedeutung von Baronin Lehzen mit, der Victoria so sehr vertraut, dass sie ihre Kinder bei wichtigen Reisen immer in ihrer Obhut lässt. Ihrem Urteil in Erziehungsfragen vertraut sie so sehr, dass sie sogar mit ihrem Mann aneinander gerät. Auch Alberts Bruder Ernest bekommt in dieser Staffel einen umfangreicheren Handlungsbogen, der sich nicht nur darauf beschränkt, dass er seinem Bruder als Ratgeber zur Seite steht. Nicht weniger interessant sind auch die Ereignisse um die Dienstbotin Skerett, deren Geheimnis aus Staffel 1 endlich gelüftet wird. Mir am liebsten war jedoch der neu eingeführte Charakter der Herzogin von Buccleuch (Diana Rigg), die das Amt der Oberhofmeisterin übernimmt. Anfangs durch ihre überkritische und konservative Art nicht unbedingt sympathisch, ändert sich das, wenn sie in wenigen Momenten ihr Herz durchscheinen lässt. Hin und wieder ist sie sogar die einzige, die Victoria besser als all die anderen in ihrem Umfeld versteht. Bei ihr freue ich mich am meisten sie in der kommenden Staffel wiederzusehen.
Specials
Für Fans der Serie ist der Kauf der Deluxe Edition ein Muss: neben einer wunderschönen Aufmachung der Box enthält sie drei Karten mit Motiven aus der Serie sowie eine weitere eigenständige Disc mit umfangreichen Hintergrund-Dokumentationen (insgesamt ca. 90 Minuten), darunter auch Interviews mit zahlreichen Schauspielern zu den von ihnen porträtierten Figuren. Neben der deutschen Fassung lassen sich auch alle Episoden auf Englisch sehen.
Technische Details
Erscheinungstermin: 2. Februar 2018
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 469 Minuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Fazit
Ich kann auch die zweite Staffel von "Victoria" nur wärmstens empfehlen, weil es sich für mich bei der Serie aktuell um einer der besten Historienserien handelt. Ich freue mich daher schon auf die nächste Staffel.
Ceren K. - myFanbase
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