Blu-ray-Rezension: Ku'damm 59

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Mitte März wurde im ZDF der Dreiteiler "Ku'damm 59" ausgestrahlt. Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung des 2016 erschienen Dreiteilers "Ku'damm 56", der wie der Titel schon erahnen lässt im Berlin der 50er Jahre spielt. Nun erscheinen die drei ca. 90-minütigen Filme am 27. April 2018 in Deutschland auch auf DVD und Blu-ray. Verantwortlich für das Projekt sind die Drehbuchautorin Annette Hess und Regisseur Sven Bohse.

Inhalt

Foto: Trystan Pütter & Sonja Gerhardt, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Trystan Pütter & Sonja Gerhardt, Ku'damm 59
© ZDF/Stefan Erhard

Wie auch bei "Ku'damm 56" steht die Familie Schöllack aus West-Berlin wieder im Fokus der Handlung. Monika Schöllack (Sonja Gerhardt) verfolgt mit Freddy Donath (Trystan Pütter) ihre Karriere als Musikerin und Tänzerin, während ihre Mutter Caterina (Claudia Michelsen) sich inzwischen mit dem Lebenswandel ihrer Tochter arrangiert hat und als ihre Managerin auftritt. Sie besorgt den beiden einen Auftritt in einer Fernsehshow, wodurch sie in Kontakt mit dem schmierigen Regisseur und Produzenten Kurt Moser (Ulrich Noethen) kommt und sich in ihn verliebt. Monika und Freddy erhalten dadurch die Möglichkeit auch als Schauspieler durchzustarten, als sie die Hauptrollen in einem Heimatfilm bekommen. Währenddessen fällt es Monika schwer, sich damit abzufinden, dass ihre Tochter Dorli (Alma & Smilla Löhr) von ihrer Schwester Helga (Maria Ehrich) sowie deren Ehemann Wolfgang von Boost (August Wittgenstein) aufgezogen wird. Sie gibt alles, um das Sorgerecht für ihr Kind zugesprochen zu bekommen, doch Helga und Wolfgang haben Angst, dass dadurch ihre Ehe nach außen hin nicht mehr so perfekt erscheint. Auch Eva (Emilia Schüle) befindet sich in einer immer unglücklicheren Ehe mit Prof. Fassbender (Heino Ferch). Sie sehnt sich nach mehr Freiheit, schürt damit jedoch auch die Eifersucht ihres Mannes, was ihr immer mehr Angst bereitet. Währenddessen kehrt Joachim Franck (Sabin Tambrea) von seinen Auslandsreisen nach Berlin zurück, da sein Vater schwer erkrankt ist. Haben er und Monika nun eine Chance, gemeinsam glücklich zu werden?

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Rezension

Foto: Sonja Gerhardt & Alma & Smilla Löhr, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Sonja Gerhardt & Alma & Smilla Löhr, Ku'damm 59
© ZDF/Stefan Erhard

Bei der Menge an Filmen und Serien, die ich im Durchschnitt konsumiere, kommt es sehr selten vor, dass mich eine Produktion so packt, wie es bei "Ku'damm 56" und "Ku'damm 59" der Fall war. Irgendwie hat man alles schon irgendwo gesehen, selten ist was wirklich Überraschendes dabei und viel zu selten sticht eine deutsche Produktion aus den alltäglichen Krimi-Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen heraus. Die "Ku'damm"-Reihe hat mich jedoch gleich in ihren Bann gezogen, was auch an ihrem Setting liegt. Das Berlin der 50er Jahre verbindet man mit dem Wirtschaftswunder, dem Aufschwung nach den Kriegsjahren und am Kurfürstendamm pulsiert das Leben. Man neigt dazu, es zu romantisieren, doch die Serie zeigt auch wie schonungslos vor allem die gesellschaftlichen Normen dieser Zeit waren.

"Ku'damm 59" setzt etwas mehr als zwei Jahre nach den Ereignissen aus "Ku'damm 56" an. Monika hat sich im Vergleich zu vorher deutlich emanzipiert und genießt ihr Leben als Künstlerin, ihr eigenes Auto und das Tragen von Hosen. Obwohl sie die Trennung von ihrer Tochter Dorli sichtlich mitnimmt, sieht man sie in vielen Momenten dennoch fröhlicher als in früheren Jahren. Sie versinkt nicht mehr in Depressionen, sondern hat mit sich selbst Frieden geschlossen. Da sie jetzt mit sich selbst im Reinen ist, ermöglicht es ihr auch, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. Als Joachim wieder in ihrem Leben auftaucht, erkennt sie, dass sie nun für eine Beziehung mit ihm bereit ist, doch ist er es auch? Ganz so einfach möchte es uns "Ku'damm 59" da nicht machen. Leider sorgt die Verkettung verschiedener Umstände dafür, dass die beiden ihr Glück nicht so einfach finden, wie man es sich für sie wünschen würde.

Foto: August Wittgenstein & Maria Ehrich, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
August Wittgenstein & Maria Ehrich, Ku'damm 59
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Während Monika ihre Freiheit genießt und ihren Schwestern vorlebt, befinden sich die beiden in sehr unglücklichen Ehen. Sie leben so, wie es ihre Mutter ihnen immer vorgepredigt hat: Such dir einen reichen Mann und heirate ihn. So erging es wohl vielen Frauen in dieser Zeit. Man hätte es ihnen gewünscht, dass sie jemanden finden, der sie auch glücklich machen kann, der zu ihnen passt und der sie liebt. Während Wolfgang die Ehe nutzt, um von seiner - damals noch illegalen - Homosexualität abzulenken, geht es Prof. Fassbender vor allem darum, die Kontrolle über seine Frau zu behalten. Während man sowohl mit Helga als auch Eva Mitleid empfindet, ist es Helgas Geschichte, die in "Ku'damm 59" negativ hervorsticht. Helga ist wahnsinnig oberflächlich und berechnend, sorgt sich vor allem um ihren Ruf. Ihr Verhalten ist noch schlimmer als das ihrer Mutter Caterina, bei der man wenigstens immer noch wusste, dass sie ihren Töchtern nur etwas Gutes will. Besonders schlucken musste ich, als sie Monika vorwirft, egoistisch zu sein und nicht an Dorlis Wohl zu denken, wobei es ihr selbst doch nur darum ging, mit Dorli das Bild einer heilen Familie aufrecht zu erhalten. In der Ehe zwischen Helga und Wolfgang empfinde ich bei "Ku'damm 59" genau andersrum als im vorherigen Dreiteiler. Damals war Wolfgang für mich der Buhmann, weil er mit Helga die heile Ehe vorgespielt hat und seine Frustration an ihr ausließ. Inzwischen ist Helga so kalt geworden, dass einem Wolfgang in jeder Szene Leid tut, in der er sein Glück mit Hans Liebknecht (Andreas Pietschmann) nicht ausleben kann. Dafür kann Helga natürlich nicht alleine etwas, immerhin war Homosexualität damals gesellschaftlich nicht akzeptiert und sogar strafbar; Wolfgang ist leider in der falschen Zeit geboren. Wäre Helga in Wolfgang verliebt und ihre Gefühle verletzt, würde ich ihr Verhalten vielleicht noch verzeihen können, doch hier geht es alleine um ihren verletzten Stolz und ihre Angst vor der öffentlichen Meinung.

Als Helga versucht, ihre Ehe mit allen Mitteln zu retten, sucht Eva verzweifelt nach einem Ausweg. Sie bringt viele Opfer, um sich zu emanzipieren. Sie weiß, welche Wirkung sie auf Männer hat und da sie irgendwann nicht mehr unter Jürgens Kontrolle steht, testet sie aus, wie weit sie dabei gehen kann. Man mag von ihrem weiteren Lebensweg halten, was man will, aber sie lebt ihre Freiheit aus. Doch natürlich schwingt die ganze Zeit die Sorge mit, wie lange das gutgehen kann. Schließlich sorgt ein schrecklicher Vorfall später für einige der stärksten Szenen dieser Staffel - wie Caterina endlich um ihre Tochter kämpft und die letzte Szene im Badezimmer.

Foto: Claudia Michelsen, Sonja Gerhardt & Trystan Trystan Pütter, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Claudia Michelsen, Sonja Gerhardt & Trystan Trystan Pütter, Ku'damm 59
© ZDF/Stefan Erhard

Während das Verhalten der Protagonistinnen unterschiedlich zu bewerten ist, sorgten die männlichen Hauptfiguren für mich in "Ku'damm 59" fast ausschließlich für Highlights. Freddy trat im ersten Dreiteiler vor allem als Gute-Laune-Mensch und Rebell auf und seine Vergangenheit wurde immer nur in kurzen Momenten angedeutet. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass man es nicht dabei belassen hat und ihn in "Ku'damm 59" zwingt, sich mit seiner Zeit in Ausschwitz auseinander zu setzen. Man sieht in verschiedenen Szenen in "Ku'damm 59", dass der Antisemitismus noch nicht vollständig aus der Denkweise der Menschen verschwunden ist. Deshalb ist es für mich absolut nachvollziehbar, dass Freddy versucht, seine Jahre im Konzentrationslager, in dem seine ganze Familie getötet wurde, zu verdrängen. Doch verdrängte Gefühle haben es oft so an sich, dass sie wieder an die Oberfläche wollen und dann ist die Frage, wie man damit umgeht. Freddy ist der Meinung, dass er es nicht kann und will sich das Leben nehmen. Während er hier am absoluten Tiefpunkt ist, ist es Monika, die ihn rettet. Eine traurig schöne Parallele zu "Ku'damm 56", als Freddy Monika davon abhält aus der fahrenden U-Bahn zu springen. Die beiden verbindet inzwischen eine so tiefe Freundschaft, die einfach wunderbar mitanzusehen ist.

Weitere Parallelen zu "Ku'damm 56" lassen sich in der Handlung von Joachim finden. Hier sieht man, welch großen Wandel er in den vergangenen drei Jahren durchgemacht hat. Er ist verantwortungsbewusst geworden, zieht es sogar in Erwägung die Leitung der Fabrik seines Vaters zu übernehmen, was für ihn zuvor noch undenkbar gewesen wäre, und er heiratet die schwangere Ninette (Laura de Boer), auch wenn er eigentlich nur Gefühle für Monika hat. Er tut das Richtige, ist nicht mehr der Egoist und Taugenichts aus früheren Tagen und dennoch fühlt es sich für ihn falsch an. Als Zuschauer leidet man hier richtig mit, denn man weiß, dass er sich in einer Zwickmühle befindet und wie er sich auch entscheidet, er wird immer jemanden verletzen - am meisten sich selbst. Sabin Tambrea spielt diesen verletzlichen Joachim einfach unglaublich gut und er hat es geschafft eine Figur darzustellen, die man zu Beginn der Serie abgrundtief hasst - denn Joachim vergewaltigt Monika - und der man am Ende einfach nur ein Happy End wünscht. Joachim zeigt von Arroganz bis Zuneigung einfach wahnsinnig viele Facetten, die ihn zusammen mit Monika, die ebenfalls einen unglaublichen Wandel durchmacht, zu meinen Lieblingscharakteren der "Ku'damm"-Reihe machen.

Foto: Sonja Gerhardt & Trystan Pütter, Ku'damm 59 - Copyright: ZDF/Stefan Erhard
Sonja Gerhardt & Trystan Pütter, Ku'damm 59
© ZDF/Stefan Erhard

Meine Highlights aus "Ku'damm 59":

  • Joachim und Monika fahren an die Ostsee und sprechen sich aus
  • Freddy setzt sich mit seiner Vergangenheit auseinander
  • Wolfgang und Hans gehen spazieren
  • Monika möchte keine Lüge mehr leben und geht an die Öffentlichkeit
  • Caterina kämpft für ihre Tochter
  • Eva konfrontiert ihren Angreifer
  • der Heiratsantrag zur Musik von Elvis Presley


Und nicht zu vergessen: die Musik. Die Lieder aus "Ku'damm 59" sind einfach toll und mir gefällt Sonja Gerhardts Stimme vor allem in "Standing Tall" wahnsinnig gut. Ich kann allen nur den Soundtrack zur Serie ans Herz legen.

Specials & Technische Details

Foto: Copyright: Universum Film
© Universum Film

Die Blu-ray zu "Ku'damm 59" umfasst leider kein Bonusmaterial. Es sind neben den drei Filmen lediglich einige Trailer zu anderen UFA- bzw. Universum Film-Produktionen zu sehen. Wer auf zusätzliches Material zur Serie zugreifen möchte, sollte einen Blick in die ZDF Mediathek werfen.

Erscheinungstermin: 27. April 2018
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 278 Spielminuten (3 Episoden)
Bildseitenformat: 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch (DTS-HD 2.0)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Fazit

Die 50er Jahre sind eigentlich noch gar nicht so lange her, dennoch hat sich in unserer Gesellschaft einiges verändert. Trotz aller Nostalgie führt uns "Ku'damm 59" vor Augen, wie gut wir es heute haben. Dennoch findet man unzählige Anknüpfungspunkte, mit denen man sich identifizieren kann - seien es Figuren, Beziehungen oder Handlungen. Das zeigt, dass auch eine Serie, die in den 50ern spielt, heute noch große Relevanz haben kann.

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Catherine Bühnsack - myFanbase

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