DVD-Rezension: Criminal Minds, Staffel 7
Die sechste Staffel von "Criminal Minds" ist in der Gesamtheit eine der schlechtesten Staffeln, wenn nicht gar die schlechteste der Serie überhaupt gewesen. A.J. Cook verkörperte nur in wenigen Episoden ihren Charakter der Jennifer 'JJ' Jareau, was in der Serie zwar hinreichend thematisiert wurde, dennoch nicht gut genug aufgefangen werden konnte. Mit Rachel Nichols bzw. ihrer Rolle der Ashley Seaver hatte man sich einen vielversprechenden neuen Charakter geschaffen, dessen Potenzial jedoch nahezu gar nicht ausgeschöpft wurde. Den wahren Störfaktor der Staffel machte jedoch die episodenübergreifende Handlung rund um Emily Prentiss (Paget Brewster) aus. Erstmals hat sich die Serie intensiv um die Geschichte eines Charakters gekümmert und ist dabei kläglich gescheitert, da man zum einen die anderen Charaktere in den Hintergrund stellte und zum anderen eine enorm hanebüchene Storyline auspackte. Die siebte Staffel hatte also viel wieder gut zu machen...
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Inhalt
© 2011 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Im Finale der sechsten Staffel verkündete Aaron Hotchner (Thomas Gibson) seinem Team, dass es einige Umbrüche geben würde und jeder freigestellt sei, sich einen anderen Job zu suchen. Gleichzeitig erklärte JJ ihrem Freund und Kollegen David Rossi (Joe Mantegna), dass sie nicht mehr weiter für das Pentagon arbeiten wolle, sondern wieder Teil der BAU sein möchte. So bedeutungsschwanger das Finale präsentiert wurde, so einfach löst sich alles schließlich im Auftakt der siebten Staffel auf: Ashley Seaver hat das Team verlassen, dafür ist Emily Prentiss zurück und das Team setzt sich so zusammen, wie wir seit der dritten Staffel gewohnt sind. Der Auftakt der Staffel dreht sich zunächst um Emily und ihre 'Wiederauferstehung', was vor allem Derek Morgan (Shemar Moore) und Spencer Reid (Matthew Gray Gubler) sehr zusetzt, da der vermeintliche Tod ihrer Freundin sie damals an den Rand des Wahnsinns getrieben hat und sie nun erfahren müssen, dass sie die ganze Zeit angelogen wurden. Aaron versucht derweil wieder etwas mehr Normalität in sein Privatleben zu bekommen und lernt mit der liebevollen Beth Clemmons (Bellamy Young) erstmals seit Haleys Tod eine neue Frau kennen. Rossi und Morgan werden stetig mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, was nur selten ein gutes Ende nimmt. In all dem müssen die Ermittler der BAU sich mit brutalen Serienmördern, Kinderschändern und Vergewaltigern auseinander setzen, was die Bewältigung der privaten Probleme nicht unbedingt leichter macht.
Rezension
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Bereits nach den ersten Episoden der siebten Staffel von "Criminal Minds" ist klar: Die Serie hat zu ihrer alten Stärke zurück gefunden. Sei es die Beziehung zwischen Hotchner und seinem Sohn, die liebevolle Freundschaft zwischen Morgan und Penelope, der Spagat zwischen Familie und Beruf von JJ, die Männerfreundschaft von Hotchner und Rossi, die Nachwirkungen von Emilys vermeintlichen Tod oder die einzelnen Dämonen aus der Vergangenheit der Charaktere. Alle Aspekte spielen immer wieder in die Episoden hinein, ohne dabei aufdringlich zu wirken oder zu viel Gewichtung zu bekommen. Das Wichtigste ist jedoch, dass man sich nicht nur mehr auf einen Charakter im speziellen konzentriert, sondern jeder Charakter ins Zentrum gerückt wird - selbst einige der größeren Nebencharaktere wie Kevin Lynch (Nicholas Brendon) oder Erin Strauss (Jayne Atkinson).
Wie gewohnt werden die Erkenntnisse über die einzelnen Charaktere dabei von den jeweiligen Fällen bestimmt. Sei es Spencers Angst vor der Schizophrenie und seine Selbstzweifel, ob er mit seiner Intelligenz an anderer Stelle besser aufgehoben wäre; Dereks Vergangenheit als geschändetes Kind; JJs Probleme Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen oder Emilys Verarbeitung ihres vorgetäuschten Todes. Die siebte Staffel versteht es diese charakterlichen Erkenntnisse und Entwicklungen perfekt an die jeweiligen Fälle anzuschließen, ohne dabei zu konstruiert oder aufdringlich zu wirken.
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Es gibt nur wenige Episoden, die unmittelbar aus der gesamten Staffel hervorstechen, wobei dies zunächst einmal nichts Schlechtes per se bedeutet. Vielmehr ist dies ein Indiz dafür, dass sich die einzelnen Episoden mit ihren interessanten Fällen und den charakterlichen Entwicklungen allesamt auf einem guten, gleichbleibenden Niveau befinden. Dennoch gibt es immer wieder Episoden, die besonders hervorstechen, was zum einem am Inhalt, oftmals jedoch an der schauspielerischen Leistung der diversen Gastdarsteller liegt.
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So eben auch in #7.10 Der Boxer: Zwar ist der Fall an sich nicht unbedingt einer der spannendsten, jedoch liefert Gastdarsteller Shawn Hatosy ("Southland") hier eine beachtliche Leistung ab. Er verkörpert einen Boxer mit Blutlust, der gleichermaßen ein liebender Vater ist und um das Überleben seines Sohnes, gespielt von "Touch"-Hauptdarsteller David Mazouz, kämpft. Vor allem die Schlussszene zwischen den beiden Charakteren ist fantastisch gespielt und ein emotionaler Höhepunkt der ersten Hälfte der Staffel.
In #7.11 Die perfekte Kopie wird der berühmte Zodiac-Killer thematisiert, dessen Identität bis heute noch ungeklärt ist und nicht zuletzt dadurch selbst Amateure auf den Plan brachte, welche hinter das Rätsel des Serienmörders kommen wollten. Doch nicht nur diese reale Vorbild spielt in dieser interessant inszenierten Episode eine große Rolle, sondern auch das Wunderkind Dr. Spencer Reid selbst, der seinen 30. Geburtstag feiert und sich fragt, ob er an anderer Stelle durch seine Intelligenz nicht mehr aus seinem eigenen Leben und für die Menschheit tun könnte.
Auch #7.16 Die größte Buße hinterlässt Spuren beim Zuschauer, da man es hier mit Eltern zu tun hat, welche die Morde ihres behinderten Sohnes vertuschen, woran die Familie letztlich zu Grunde geht. Die Frage danach, wie weit die Liebe von Eltern gehen kann, ist natürlich mehr als präsent und als Zuschauer kommt man nicht umher zu hinterfragen, welche eigenen Grenzen man hat. Ein wirklich grandioses Schauspiel liefert zudem der junge Jonathan Castellanos ("Off the Map") in #7.18 Flügel der Freiheit ab. Als missbrauchter Junge, der seinem Peiniger entfliehen konnte, baut er eine ganz spezielle Beziehung zu Derek Morgan auf und hilft damit den Fall zu lösen. Auch die anschließende Episode #7.19 Des Teufels Bräute wird von dem Schauspiel von Kyle Gallner ("Veronica Mars") und Madeleine Martin ("Californication") bestimmt und ist deswegen alleine mehr als sehenswert, auch wenn sie ansonsten etwas aus der Reihe tanzt, da der Fokus diesmal auf Visionen bzw. Wahnvorstellungen liegt. Neben den beiden talentierten Jungschauspielern, haben auch Juliet Landau ("Buffy - Im Bann der Dämonen") und Robert Englund ("Nightmare on Elm Street") wichtige Nebenrollen.
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Den Höhepunkt stellen in jedem Fall die letzten drei Episoden der Staffel dar. Zunächst einmal kommen alle Charaktere in #7.22 Ein Name für jedes Jahr zusammen, um David Rossi bei einem Vortrag an der Universität zu unterstützen. Dabei rollen sie gemeinsam einen Fall auf, der vor mehr als 20 Jahren begann. Jeder erläutert seinen Teil, den er zur Lösung des Falls beigetragen hat, wobei die gesamte Situation durch das Nachfragen diverser Studenten aufgelockert wird. Zwar wurde der Mörder letztlich vom Team gefasst und hinter Gitter gebracht, doch das Ende der Episode zeigt einmal mehr in welcher misslichen Lage sich die FBI-Agenten täglich befinden. Denn anstatt den Sieg zu feiern zu können, nutzt der Mörder Rossis Empathie für die Opfer und zwingt ihn so jedes Jahr an Rossis Geburtstag zu ihm zu kommen, damit dieser einen weiteren Namen eines Opfers bekommt. Da die Liste endlos ist, wird Rossi seinen Geburtstag wohl nie wieder glücklich verleben können, da er jedes Mal an die Vielzahl der Opfer erinnert werden wird, die er nicht retten konnte und deren Verwandte er nun darüber aufklären muss, dass ihre Tochter vor Jahren brutal ermordet wurde.
Rossi ist natürlich nicht der einzige Charakter, der einen solchen Dämon aus der Vergangenheit mit sich herumschleppt und steht hier vielmehr stellvertretend für alle Teammitglieder der BAU. So tragisch dies natürlich für die Charaktere ist, sind es solche Auslegungen des Berufes und Darstellungen des Alltags, welche "Criminal Minds" sehenswert machen. Die Gratwanderung zwischen Gut und Böse, zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Aufgeben und Weitermachen ist ein Aspekt der Serie, der stetig thematisiert und fantastisch umgesetzt wird.
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Mit der Doppelepisode #7.23 & #7.24 Das Spiel der Königin (1 + 2) verabschiedet sich die siebte Staffel der Serie dann schließlich phänomenal. Zunächst einmal muss das gesamte Team Hand in Hand arbeiten, um einen Banküberfall aufzuklären, wobei Emily Prentiss sogar ihre Interpol-Kontakte spielen lässt und den Zuschauern somit ein erneuter Gastauftritt von Sebastian Roché als Clyde Easter beschert wird. Die Spannung der Episode wird durch die Entführung von William LaMontagne (Josh Stewart) gewährleistet, da man sich als Zuschauer zu keiner Zeit sicher sein kann, ob dieser sympathische Charakter das Zeitliche segnen wird, oder JJ und ihrer Familie ein Happy End vergönnt ist. Gleichzeitig verabschieden wir uns mit dieser finalen Episode nun endgültig von Paget Brewster, deren Charakter ihren Job an den Nagel hängt und sich neuen Herausforderungen stellt.
Umso schöner, dass man es mit der letzten Einstellung in der Episode bzw. Staffel schafft, den Zuschauer mit einem wohligen Gefühl zurück zu lassen. Man bekommt eine wunderbare Tanzszene zu sehen, bei der die einzelnen Charaktere ausgelassen, glücklich und mit sich selbst im Reinen tanzen. Diese wunderschön inszenierte Tanzszene wirkt schon fast zu positiv, vor allem da "Criminal Minds" nicht dafür bekannt ist, den Zuschauer mit einem 'guten Gefühl' zu entlassen. Doch gerade deswegen ist diese Szene umso passender! Nach 23 Episoden voller Gewalt, Hass und anderen Abscheulichkeiten, bekommen wir am Ende doch noch einen kleinen Streif von Hoffnung mit auf den Weg.
Specials
Die Extras auf der DVD der siebten Staffel setzen sich zum einen aus zusätzlichen Szenen und Pannen vom Dreh und zum anderen aus diversen Specials mit dem Namen "Vor dem geistigen Auge" zusammen. Entgegen anderen Serien, bei denen die zusätzlichen Szenen aufschlussreich erscheinen und man sich manchmal gewünscht hätte, sie in der Serie selbst zu sehen, fallen diese Szenen bei "Criminal Minds" eher ernüchternd aus. Keine Szene war wirklich interessant und bei jeder erkennt man sofort, warum sie es nicht in die Episode geschafft hat. Ähnlich verhält es sich mit den Pannen vom Dreh, die leider nur bedingt witzig sind.
Wer sich jedoch für Produktionshintergründe interessiert, der kommt bei den Specials "Vor dem geistigen Auge" voll und ganz auf seine Kosten. Für die Episoden #7.05 Die böse Unschuld, #7.07 Sturmjäger, #7.10 Der Boxer, #7.19 Des Teufels Bräute sowie #7.23 & #7.24 Das Spiel der Königin (1 + 2) gibt es jeweils einen Beitrag, bei den die Leute hinter der Kamera sowie einige der Darsteller zu Wort kommen. Interessant ist dies vor allem, da man Einblicke in die Arbeit und Gedanken der Regisseure, Drehbuchautoren, Produzenten und weiteren Mitarbeitern an der Serie bekommt, und so einen neuen Blick auf die Handlungsstränge und Inszenierungen haben kann.
Technische Details
Erscheinungstermin: 7. März 2013
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 1022 Minuten (24 Episoden)
Bildformat: 1,78:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte
Fazit
Nach einer unterirdischen sechsten Staffel, findet die Serie in ihrem siebten Jahr wieder zu alten Stärken zurück. Alle Charaktere rücken gleichermaßen in den Vordergrund und bekommen ihre eigenen Geschichten, während der Fokus weiterhin eindeutig auf den Fällen an sich und der Erstellung von Profilen von Serientätern liegt. Die siebte Staffel steigert sich im Verlauf ungemein und trumpft am Ende mit drei grandios inszenierten und spannenden Episoden auf, die man als Zuschauer sogar als Serienfinale hätte durchgehen lassen. Doch nach einer solch interessanten und spannenden Staffel freut man sich umso mehr auch eine achte Staffel sehen zu können.
Annika Leichner - myFanbase
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