Earth 2 - Review
Die 90er Jahre boten Nährboden für etliche gute Serien. Während vor allem Comedyformate wie "Friends", "Der Prinz von Bel Air" oder "Hör mal, wer da hämmert" grandiose Erfolge feierten, entdeckten die Zuschauer auch immer mehr die Lust an fernen Welten und skurrilen Techniken, was vor allem an dem Revival der "Star Trek"-Reihe, Steven Spielbergs "SeaQuest DSV" und dem Filmableger "Stargate SG-1" gelegen haben dürfte.
1994 schickte NBC mit "Earth 2" eine weitere Science-Fiction-Serie an den Start, doch der erwünschte Erfolg blieb aus. Aufgrund horrender Kosten und stetig schwindendem Zuschauerinteresse wurde die Serie nach nur einer Staffel eingestellt. Angesichts des fiesen Cliffhangers am Ende wiegt das abrupte Ende umso schwerer, denn leider bleibt das weitere Schicksal der Kolonisten auf G889, genannt Earth2, für immer im Dunkeln.
"We came to this planet a group of strangers. And now we head out, still strangers, but united toward a single purpose, braving this new land. Four days ago, aliens landed on a distant planet, and we are them."
Für damalige Verhältnisse war der 90-minütige Pilot sicherlich nicht allzu gigantisch konzipiert und verglichen mit heutigen Serienstarts wie bei "Lost", "FlashForward" und "V" hatten die Macher damals sicherlich nicht so viel Geld zu verprassen, um eine Episode grandios in Szene zu setzen. Dennoch wirken die Effekte keineswegs unwirklich oder altbacken, sondern machen Lust auf mehr.
Nach dem großen Pilot tritt die Technik zunehmend in den Hintergrund. Natürlich begleiten Spezialeffekte weiterhin die Serie und bilden vor allem im Zusammenhang mit den Terrianern eine wichtige Säule der Serie. Doch nun sind es Drehbuch und Charaktere, die die Serie tragen müssen, was spielend gelingt.
Die Serie lebt von den detailliert und liebevoll gezeichneten Charakteren, ebenso wie von der hohen Qualität des Drehbuchs. Klar fehlt der Serie eine gewisse Komplexität, wie es zum Beispiel "Lost" heutzutage oder auch "Akte X" an den Tag legt. Jedoch müssen wir uns immer vor Augen halten, dass die Serie ein derart abruptes Ende fand, dass viele Dinge einach nicht weiter verfolgt werden konnten.
Das Konzept, eine Gruppe Menschen auf einen fremden Planeten zu bringen und sie dort auf Entdeckungstour zu schicken, klingt zunächst nicht sonderlich innovativ. Dennoch ist der Weg der Siedler nach New Pacifica gepflastert von interessanten Begegnungen, von trügerischen Gefahren und Menschen, denen nicht sofort anzusehen ist, ob sie gut oder böse sind. Letztendlich sind es also die unterschiedlichen Charaktere, die Schwung in die Sache bringen. Nach und nach werden ihre Motive offenbart, ihre Schwächen aufgedeckt und ihre Entwicklung hin zu einem besseren Menschen gezeigt. Niemand aus dem recht groß angelegten Cast ist überflüssig oder wird vernachlässigt. Ein jeder hat seinen Sinn und Zweck in der Geschichte. Das kommt heutzutage eher selten vor, einzig "Lost" bietet hier eine solide Basis, die sich auf genau die gleichen Dinge stützt, wie damals "Earth 2".
Was für damalige Serien eher ungewöhnlich war, ist die Frau an der Spitze des Casts. Jahre vor Katherine Janeway übernimmt hier mit Devon Adair eine Frau die Zügel in einem abenteuerlichen Trip in die Zukunft. Auch wenn ihre Motive meist eher mütterlicher Natur sind und ihr Handeln stets von der Sorge um ihren Sohn Ulysses getrieben ist, sind ihre Abenteuerlust und ihr Kampfgeist dennoch beeindruckend. Clancy Brown, der den typischen männlichen Gegenpart von Debrah Farentinos Charakter spielt, hält sich dezent im Hintergrund und sorgt eher dafür, dass die Gruppe sich nicht zu sehr in gefährlichen Situationen begibt.
Im Nachhinein witzig ist vor allem der Auftritt von Terry O'Quinn, der zwar nicht zum Hauptcast gehört, jedoch immer auftaucht, um Spannung und Ärger zu verursachen. Die Rolle des Bösen steht ihm, jedoch bleibt am Ende offen, wer oder was er genau ist. Wir erfahren nur, dass er ein Computerprogramm ist, nicht jedoch, wer hinter dem Computerprogram steckt oder welchen Zweck es dienen sollte.
Auch der Auftritt von Tim Curry war sehr interessant, sein Charakter Gaal mysteriös und seine Rolle hätte ruhig noch etwas ausgedehnt werden können, wenn es nach mir ginge. Zwar kann man ihn relativ schnell durchschauen, aber ein fieser Gegenspieler, der das Team sabotiert, verspricht Spannung und Unterhaltung zugleich.
Genau richtig dosiert werden hingegen die Geheimnisse des Planeten aufgedeckt und vor allem die Rolle der Terrianer erkundet. Überhaut sind die mysteriösen Auftritte der "Ureinwohner", deren Motive eigentlich bis zum Ende der Serie im Unklaren bleiben, stets interessant in Szene gesetzt und halten den Zuschauer vor dem Fernseher.
Es ist sehr schade, dass das Ende so abrupt kam, dass es nicht mehr genügend Zeit gab, um der Serie ein würdiges Ende geben. Der Zuschauer bleibt quasi in der Luft hängen und vor allem Devons Schicksal bleibt dabei ungewiss. Wird sie überleben? Von welcher mysteriösen Krankheit ist sie befallen worden? Kann sie überhaupt irgendwie gerettet werden? Wie gerne hätte ich erfahren, was genau die Regierung mit G889 vorhatte. Warum ist Ulysses einst seiner Mutter erschienen, um sie zu bitten, seine DNA an einer ganz bestimmten Stelle zu vergraben? Warum haben sich die Terrianer genau ihn ausgesucht, um in Verbindung mit den Siedlern zu treten. Und haben die Kolonisten eigentlich jemals New Pacifica erreicht?
Heutzutage bekäme eine Serie wie Earth 2 wahrscheinlich einen soliden Abschluss in Form eines Comics oder eines Fernsehfilms, dessen bin ich mir sicher. So bleibt aber ein fader Beigeschmack, denn jedes Mal, wenn ich die Serie ansehe, weiß ich, dass ich genauso unbefriedigt zurückbleiben werde, wie beim ersten Mal.
Fazit
Als ich "Earth 2" das erste Mal sah, war ich gerade mal 13 Jahre alt. Ich erinnere mich, dass dies die erste Serie war, die ich Woche für Woche mit unglaublichem Interesse und schier unmöglich auszuhaltender Vorfreude auf die nächste Episode verfolgt habe. Schade, dass der Serie der verdiente Erfolg verwährt geblieben ist. Verdient hätten es die Serienmacher, die Autoren und der Cast allemal.
Melanie Wolff - myFanbase
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