Elementary - Review des Piloten

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Nach den Filmen "Sherlock Holmes" und "Sherlock Holmes – Spiel der Schatten" sowie einer britischen TV-Serie "Sherlock" wagt sich nun auch die US-Amerikanisch Fernsehindustrie an die Geschichten des berühmten Meisterdetektives, der einst von Sir Arthur Doyle geschaffen wurde. Mit "Elementary" gehen die Autoren diese Aufgabe jedoch etwas anders an. Sie schaffen Sherlock Holmes kurzerhand in das moderne New York und stellen ihm einen weiblichen Dr. Watson zur Seite. Ob dieses Konzept aufgehen wird, wird sich wohl im Laufe der ersten Staffel zeigen. Was nach einer Folge jedoch mit Sicherheit gesagt werden kann, ist dass Jonny Lee Miller in der Rolle des Sherlock Holmes absolut überzeugen kann.

"How do you do it?" - "Do what?" – "Guess things" – "I don’t guess, I observe!"

Foto: Jonny Lee Miller, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Jonny Lee Miller, Elementary
© Paramount Pictures

Sherlock Holmes verlässt wegen eines Vorfalles, über welchen er partout nicht sprechen will, seine Heimatstadt London und zieht nach New York. Dort wird dem ehemaligen Süchtigen von seinem Vater eine Therapeutin zur Seite gestellt, die ihm helfen soll den Drogen fernzubleiben. Dr. Watson, die um Sherlock genausten zu Überwachen und um Sicherzugehen, dass er wirklich keine Drogen mehr nimmt, sechs Wochen bei ihm einziehen soll, merkt schon bei der ersten Begegnung, dass Holmes ihr sicherlich noch einige Schwierigkeiten bereiten wird.

Mir hat am Anfang der Folge sehr gut gefallen wie Sherlock Holmes von der ersten Minute an, die Führung in der Beziehung zu Dr. Watson übernimmt und dies natürlich völlig gegen Watsons Wille. Doch die ist erst einmal von dem Auftreten, der Beobachtungsgabe und sicherlich auch von dem Tempo welches Holmes in seinen Handlungen vornimmt, schlichtweg überfordert. Im Laufe der Folge hat Watson jedoch immer wieder versucht diese Führung auf die eine oder andere Weise zu erobern. So maßregelt sie Holmes beispielsweise auf ganz klare Weise, als dieser bei der Befragung einer Zeugin völlig unsensibel vorgeht und kann schlussendlich der Frau dann auf ihre Weise die Informationen entlocken, was Watson im Bezug auf Holmes ein kleines Triumphgefühl verschafft, welches jedoch bald schon wieder vorbei ist, da Holmes sofort wieder die Fäden in die Hand nimmt. Und genau dieses Hin- und Her, dieser "Machtkampf" sehe ich als einen sehr interessanten Punkt in der Beziehung zwischen Holmes und Watson, der hoffentlich auch in den nächsten Folgen bestehen bleibt, wenn nicht sogar noch etwas ausgebaut wird.

Die Überlegenheit gegenüber Watson oder auch sonstigen Person erreicht Holmes eigentlich nur durch seine scharfe Beobachtungsgabe sowie sein unglaublich schnelles Auffassungsvermögen. Diese zwei Eigenschaften, sowie sein mangelndes Einfühlungsvermögen werden in der Pilotepisode auch sehr gut dargestellt und sehr stark in den Fokus gerückt. Deswegen rücken die Personen neben Holmes doch stark in den Hintergrund, vor allem mit Dr. Watson konnte ich deswegen noch überhaupt nicht warm werden, denn sie hat meiner Meinung nach im Gegensatz zu ihrem "Partner" viel zu wenig Farbe bekommen und ist mir doch noch sehr fremd geblieben.

Foto: Lucy Liu, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Lucy Liu, Elementary
© Paramount Pictures

So kann ich auch noch nicht wirklich beurteilen, wie sich Lucy Liu in die Rolle der Dr. Watson einfügt und ob die Macher der Serie mit ihr die geeignete Besetzung gefunden haben. Bei Jonny Lee Miller sieht dies ganz anders aus. Er hat es geschafft, dass er mich schon in der ersten Szene begeistert konnte und er ist für die Figur des Sherlock Holmes meiner Ansicht nach die perfekte Besetzung. Seine Gestik und Mimik drückt eine Mischung aus Genie und Wahnsinn aus und genau dies macht den Charakter des Sherlock Holmes aus. Er ist zwar genial in der Ermittlungsarbeit, indem er eine unglaubliche Beobachtungs- und Auffassungsgabe hat, doch Einfühlungsvermögen und Sozialkompetenz gehören nicht zu seinen starken Eigenschaften und so zeigen sich bei Holmes, nicht nur bei seiner Ermittlungsarbeit, sondern auch bei der Befragung von Zeugen und in Gesprächen mit Watson oder der Polizei, oft Züge von Wahnsinn. Ich denke genau diese Lücken in Holmes Charakter sollte Watson ausgleichen, doch da sind in der ersten Episode leider nur kleine Andeutungen zu sehen.

Der Fall der Woche war gut gewählt, jedoch nichts Besonderes, was aber überhaupt nicht negativ zu werten ist. Denn durch Holmes spezielle Ermittlungsarbeit wird der Fall von einer ganz anderen Seite beleuchtet und so lange er mit Spannung aufwarten kann, kann es sich meiner Meinung nach auch um einen ganz normalen Mordfall handeln.

Fazit

Die Serie wird in der Pilotfolge vor allem durch einen herausragenden Jonny Lee Miller als Sherlock Holmes getragen, der die Charaktereigenschaften, welche man mit Holmes verbindet, perfekt darstellt. Daneben wirkt Lucy Liu als Dr. Watson eher farblos, was ich jedoch nicht unbedingt mit der Darstellerin sondern mit der mangelnden Fokussierung auf ihren Charakter in Verbindung bringe. Die erste Episode von "Elementary" hat jedoch vor allem in der Beziehung zwischen Holmes und Watson ein paar Grundsteine gelegt, die weiterverfolgt und ausgebaut werden können. Dies sowie Jonny Lee Miller sind für mich Grund genug die Serie auf alle Fälle weiterzuverfolgen.

Maria Schoch - myFanbase

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