Elementary - Review Staffel 1

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Foto: Jonny Lee Miller & Lucy Liu, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Jonny Lee Miller & Lucy Liu, Elementary
© Paramount Pictures

Als "Elementary" im Herbst 2012 bei CBS an den Start gegangen ist, hatte es gegen einige Vorurteile zu kämpfen. Da wäre zum einen der Vergleich zu britischen Produktion "Sherlock", die in den USA aber auch bei uns hier in Deutschland über eine sehr große Fangemeinde verfügt und die somit einer weiteren Interpretation des Charakters gegenüber erst einmal Vorbehalte hatte. Oder auch die immer wieder vorgebrachten Kritikpunkte an all den CBS-Krimiserien, die doch auf immer wieder ähnliche Art und Weise einen Mordfall nach dem anderen abhandeln, ohne das dem Genre dabei wirklich etwas Neues beigefügt wird. Aber eigentlich sind dies zwei sehr oberflächliche Vorbehalte, denn das Sherlock-Holmes-Thema ist schon so oft interpretiert wurden, ob im Kino oder im TV, ob direkt unter diesem Namen wie die BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, oder nur im Geiste wie dem hochintelligenten Genie "Dr. House". Und Krimis gibt es solange es Fernsehen gibt, ach, schaut man auf Romane wie eben von Arthur Conan Doyle oder auch Agatha Christie schon viel länger. Sie gehören zu den Grundpfeilern der Unterhaltungsindustrie und so lange sie gut gemacht sind, ist daran nun wirklich nichts auszusetzen.

Foto: Jonny Lee Miller, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Jonny Lee Miller, Elementary
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Glücklicherweise ist "Elementary" gut gemacht und hat sich nach seiner ersten Staffel als einer der wenigen überzeugenden Neustarts der Broadcast-Season 2012/2013 sowohl bei den Zuschauern als auch den Kritikern durchgesetzt. Und wenn man diese erste Staffel gesehen hat, ist dies eine erfreuliche Nachricht, denn auch wenn diese Sherlock-Holmes-Adaption das Krimirad nicht neu erfindet, überzeugt sie doch mit einer grundsoliden Umsetzung und einigen neuen Facetten, die diese dem bekannten Mythos beibringt. In dieser Inkarnation des berühmtesten Privatdetektivs der Welt, hier gespielt von Jonny Lee Miller ("Eli Stone") versetzt man Sherlock Holmes von London nach New York, nachdem er in seiner Heimatstadt der Drogen nicht mehr Herr werden konnte und nun nach einer Entziehungskur einen Neuanfang wagt. Zu diesem Neuanfang gehört Joan Watson, eine Betreuerin, die ihm das Leben ohne Drogen schmackhaft machen soll. Damit hat man auch die erste große Veränderung zum üblichen Schema, denn Watson ist hier zwar auch eine ehemalige Chirurgin, aber eben keine Kriegsveteranin und vor allem eben weiblich. Durch das gelungene Casting von Lucy Liu erweitere man außerdem diesen spannenden neuen Aspekt gleich noch um einige Nuancen und so ist das völlig neue Zusammenspiel zwischen Watson und Holmes auch das deutlichste Alleinstellungsmerkmal von "Elementary".

Zunächst muss man einmal anmerken, dass beide Darsteller ihre Rollen wunderbar ausfüllen und vor allem dem Schatten der vielen Vorgänger entkommen können. Johnny Lee Miller verleiht der Figur zudem eine Art Einfühlsamkeit, die den Holmes auch einmal fehlbar machen, ohne dass das fragile Genie daran zu zerbrechen droht. Und Watson ist hier nicht nur weiblich, sie ist zudem ihrem Partner intellektuell ebenbürtig und nicht nur dessen Sidekick. Dies verändert die gewohnte Dynamik doch enorm und es ist die große Stärke der Serie, wie hier über diese Staffel eine einzigartige Partnerschaft und Freundschaft aufgebaut wird. Auf der liegt nämlich klar der erzählerische Fokus der Serie. Dabei sehen wir die ersten Schritte der Annäherung und des Respekts zwischen ihnen, wir erleben mit wie aus durch Zwang zusammengeführte Menschen Freunde und eben auch Partner werden und wie Sherlocks beruflicher Lebensweg einen neuen Pfad für Watson auftut. Dabei umschifft man gekonnt die übliche Dynamik solcher Serien, den männlichen Ermittler und die weibliche Detektiv über eine starke sexuell-romantische Anziehungskraft zu definieren. Klar, die berühmten Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht-Paare wie in "Bones" und "Castle" sind am Anfang immer ein großer Spaß, denn das Potential der Flirtereien sorgt oft für gute Unterhaltung. Aber davon gibt es schon sie viele Versionen, dass es unheimlich erfrischend ist, hier die platonische Variante einer solchen Geschichte zu sehen. Denn Lucy Lui und Johnny Lee Miller mangelt es keineswegs an Chemie, diese kanalisieren sie aber sehr gut in eine kollegiale Dynamik, die auch durch gelungene Konflikte zwischen ihnen für den Zuschauer nicht langweilig werden. Und wenn dann am Ende der Season der große Sherlock Holmes seiner nun endgültig ebenbürtigen Partnerin auf seine ganz eigene Art und Weise seinen Respekt und seine Zuneigung bekundet, dann schmilzt man auch ohne große Liebesszenen als Zuschauer ein wenig dahin.

Foto: Lucy Liu, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Lucy Liu, Elementary
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Dennoch hat "Elementary" auch ein paar Schwächen, wie sollte es anders sein. Zum einen nutzt man viel zu wenig die Möglichkeiten, sich vom ausgetretenen Schema des Mords der Woche, abzuweichen. Zwar ist es aufgrund der Tatsache, dass Holmes und Watson eben mit dem Morddezernat zusammenarbeiten klar, dass solche Todesfälle überwiegen, aber man hat innerhalb der Staffel doch auch immer wieder Varianten ausgearbeitet, in denen Sherlock dank eines privaten Auftraggebers eben Kunstdiebstahl oder Einbrüche untersuchte. Nur gab es dann auch immer auf halbem Wege mindestens eine Leiche und da auch sonst die Toten manchmal so zahlreich vorkommen, dass die Einzelschicksale leider vollkommen ohne Eindruck auf den Zuschauer bleiben, wirkt dies doch manchmal karikaturenhaft lächerlich. Vielleicht traut man sich in Staffel 2 dann auch mal, Holmes und Watson etwas Banaleres ermitteln zu lassen, was der Abwechslung und dem humorigen Ton mancher Episoden durchaus gut tun würde.

Zudem ist die Auflösung vieler Fälle so verkompliziert, da man ja für den brillanten Detektiv immer wieder eine neue Herausforderung benötigt, dass diese zu oft konstruiert und unglaubwürdig wirken. Dazu kommt für den geübten TV-Zuschauer das bekannte Phänomen, den Mörder aufgrund des Bekanntheitsgrades der Gastdarsteller erraten zu können. Aber dies sind eher kleine Kritikpunkte, die innerhalb dieses Genres immer wieder auftreten und so lange der Rahmen um diese Fälle stimmt, nicht zu stark ins Gewicht fallen. Das Herz und die Seele von "Elementary" sind die Charaktere Holmes und Watson, sowie deren wunderbare Freundschaft. Da treten die beiden anderen Hauptdarsteller Aidan Quinn und John Michael Hill, die die beiden Detectives des Morddezernats darstellen, etwas in den Hintergrund, aber man schafft es doch auch zwischen ihnen und dem zentralen Duo eine bedeutende Verbindung aufzubauen.

Foto: Jonny Lee Miller, Elementary - Copyright: Paramount Pictures
Jonny Lee Miller, Elementary
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Für Fans der eher folgenübergreifenden Handlungsstränge hat "Elementary" zudem auch einiges zu bieten, was einem bei dem umfangreichen Material an Charakteren, die aus Arthur Canon Doyles Romanwelt zu Verfügung stehen, auch wenig wundern sollte. Schließlich gehört zu jeder Holmes-Adaption die Vorfreude auf legendäre Charaktere wie dessen Erzfeind Moriaty oder die eindrucksvolle Figur der Irene Adler. Ohne dem unbedarften Neuling der Serie zu viel von der Überraschung zu rauben soll hier nur gesagt sein, dass diese ihren Platz in "Elementary" finden. Man baut hier langsam eine Geschichte auf, in der Holmes Vergangenheit in England mit seiner Gegenwart in New York in Konflikt kommt und dabei tauchen viele bekannte Namen auf. Auf sehr gelungene Art und Weise nimmt diese serieninterne Hintergrundgeschichte den Schlussteil der Staffel voll für sich in Anspruch, wobei man dabei auch viel Handlung von Folge zu Folge mitnimmt und das proceduralhafte Element der Serie aufbricht. Sicher wird man in der zweiten Staffel wieder zu den eher normalen und alleinstehenden Fällen zurückkehren, aber es ist gut zu wissen, dass "Elementary" auch mehr erzählen kann, als abgeschlossene Mordfälle.

Mit "Elementary" ist CBS eine gelungen Neuadaption des altbewährten Sherlock-Holmes-Themas gelungen, dazu eine sehr unterhaltsame Krimiserie, die durch kurzweilige Unterhaltung und wunderbare Charakterdynamiken zu überzeugen weiß. Die Serie gehört zu Recht zu den besten Neustarts der TV-Season 2012/2013, im Broadcastbereich kann man sie ohne schlechtestes Gewissen zu einem der Anwärter auf den Nummer 1 Neustart machen.

Cindy Scholz - myFanbase

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