Emily Owens, M.D. - Review
Hand aufs Herz: Hat man im Fernsehen wirklich noch eine weitere Arztserie wie "Emily Owens, M.D." gebraucht? Immerhin schlägt sich für alle Interessierten in diese Sparte "Grey's Anatomy" seit einigen Jahren erfolgreich auf ABC und wem das noch nicht reicht, ist da ja auch noch immer das Spin-Off "Private Practice" oder "Hart of Dixie" auf The CW. Ansonsten sieht es für diese Art von Drama nicht gerade sehr gut aus – wurde doch 2011 bereits "Off the Map" nach nur einer Staffel gecancelt und auch "The Mob Doctor" hielt in dieser TV-Season nicht lange durch. Gleiches gilt nun auch für "Emily Owens, M.D.", das erneut Mamie Gummer in der Hauptrolle als angehende Ärztin zeigt, doch war die Serie überhaupt so schlecht, dass sie es verdient hat, nicht weiter produziert zu werden?
Freunde, Feinde und Liebesdreiecke
Die Antwort, die ich euch darauf geben kann ist: Das hat sie nicht. Vielleicht sollte ich zunächst anmerken, dass ich mir die Pilotfolge der Serie mal komplett gespart habe und erst bei der zweiten Folge eingestiegen bin. Das geschah aus dem einfachen Grund, weil die Protagonistin Emily zu Beginn einfach viel zu sehr nieder gemacht wird, was schon im Trailer erkennbar war. Sowas muss ich mir wirklich nicht anschauen und das empfindet manch anderer sicherlich ähnlich. Leider ist auch Folge 2 nur unwesentlich besser – es wundert mich also nicht, dass viele Zuschauer frühzeitig das Handtuch geworfen haben. Doch irgendwann, ich glaube es war in Folge 3 oder 4, kann die Serie das Ruder noch herumreißen und die Serienmacher schaffen es, eine fluffig-leichte Arztserie auf die Beine zu stellen. Natürlich ist Emily in manchen Situationen noch immer furchtbar unbeholfen, aber bis zu einem gewissen Grad ist das liebenswert und in diesem erträglichen Bereich wird sich auch die meiste Zeit bewegt. Außerdem springt sie über ihren eigenen Schatten und kann mit der Zeit immer besser mit ihrer High-School-Nemesis Cassandra umgehen, auch wenn diese mit ihrem Schwarm Will ausgeht und ihr somit ordentlich die Tour vermasselt.
Das ist aber gar nicht mal so schlimm, denn Will wird von Justin Hartley meist als leicht überheblich dargestellt und man hat nicht den Eindruck, dass er und Emily besonders gut zusammen passen würden – obgleich man natürlich schon erkennen kann, was die angehende Ärztin an ihm findet. Ich für meinen Teil habe aber die ganze Staffel über ihrem Mentor Micah die Daumen gedrückt, dass er ihr Interesse wecken würde und nur ein Teil davon ist darauf zurück zu führen, dass ich Michael Rady ganz großartig finde. Ich fand es schön, dass Micah sich selbst als Auszubildender nicht auf eine höhere Stufe gestellt hat, aber dennoch wusste, wann er Strenge walten lassen muss. Er ist definitiv einer der sympathischsten Charaktere der Serie und harmonierte gut mit Emily. Als er dann endlich, natürlich erst eine Folge vor dem Staffelfinale, den Mut besaß den ersten Schritt zu machen, war ich von der Entwicklung wirklich begeistert. Natürlich ist er zwar ihr Vorgesetzter, aber dennoch erschien er einem so viel passender für eine sensible Person wie Emily, als ihr Kumpel Will. Von Micah hätte ich gern noch viel mehr gesehen, vor allem da nun auch die Geschichte seiner kranken Mutter auf die nächste Stufe gehoben wurde. Es ist sehr schade, dass das nun vorbei sein soll, denn Michael Rady möchte man eigentlich nicht in der wöchentlichen Serienroutine missen. Nun gebt dem Mann doch endlich einmal eine Hauptolle in einer langlebigen Serie, in der er sich beweisen kann!
Was mir allerdings gefehlt hat, waren ein paar mehr Geschichten mit und über Emilys Freundin Tyra Dupre. Eine Zeit lang musste sie mit sich kämpfen, ihrem Vater von ihrer Homosexualität zu erzählen, der ausgerechnet auch noch Chefarzt im Krankenhaus ist. Vor kurzem zog Tyra dann auch bei Emily ein und an dem Punkt ist es ungünstig, dass die Staffel so früh beendet wurde, denn ich bin der Meinung, dass wir jetzt endlich mehr über sie erfahren hätten. Generell hat es mich sowieso gewundert, wieso Tyra meist nur der Nebenheld von Emily war und sie sich auch auf dem medizinischen Feld kaum beweisen konnte. Da hätte man in Zukunft noch dran arbeiten müssen.
Das verfrühte Todesurteil
Doch wieso wurde "Emily Owens, M.D." bereits nach sechs gelaufenen Folgen abgesetzt? Die Serie hat Charme, ist erfrischend und bietet fast durchgängig eine gute Zeichnung der Charaktere. Ich denke, das Problem bei der Sache war, dass auf The CW bereits "Hart of Dixie" mit einem ebenso liebenswerten Cast läuft und die Grundstimmung in "Emily Owens, M.D." einen doch ein bisschen zu sehr an "Grey's Anatomy" erinnert. Hier hat einfach das Innovative gefehlt, das die Serie von ihren Konkurrenten abgegrenzt hätte – vor allem, weil bei dem Sender direkt vor dieser Show "Hart of Dixie" läuft und man sich als Zuschauer, verständlicherweise, nur ein gewisses Maß an blumigen Arztserien anschauen kann. Da hat man sich bei der Entwicklung der Serie einfach nicht genug Gedanken gemacht, obwohl diese eigentlich ziemlich gut bei The CW aufgehoben war. Doch es ist eben so, wie bei vielen Serien: die Einschaltquoten entscheiden über das Schicksal einer Show.
Weshalb ich aber doch ein bisschen erleichtert bin, dass es nun nicht mit "Emily Owens, M.D." weitergeht, ist das Serienfinale. Es war definitiv nicht als solches geplant, aber dennoch bin ich froh, dass ich die Folgen des Anbändelns zwischen Emily und Will nicht zu sehen brauche. Emily wäre sicher am Morgen danach durchgedreht und man will eigentlich nicht sehen, wie Micah von ihr verletzt wird. Ich persönlich mochte Will nur bedingt und auch wenn er während der Staffel geringfügig sympathischer wurde, ändert das nichts an dem Fakt, dass er nicht der ist, mit dem ich Emily zusammen gesehen habe. Das ist vermutlich auch einer der Fehler, den die Serie gemacht hat. Denn schließlich soll man als Zuschauer darauf hoffen, dass Will seine Meinung ändert und sich nicht von dem süßen anderen Kandidaten einlullen lassen.
Fazit
"Emily Owens, M.D." erinnert tatsächlich stark an "Grey's Anatomy", ist aber frischer und kann auch mit einer sympathischeren Protagonistin aufwarten. Ich hätte gern noch mehr von der Serie gesehen, auch wenn die Handlung nach #1.13 Emily and ... the Leap erst einmal unangenehm geworden wäre. Ich denke aber, dass ich das in Kauf genommen hätte, denn letztendlich war die Sendung die beste Wohlfühlserie, die ich diese TV-Season schauen durfte.
Luisa Schmidt - myFanbase
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