Falling Skies - Review Staffel 2

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Elf Monate hat es gedauert bis zum Start der zweiten Staffel von "Falling Skies". Eine unglaublich lange Zeit also, bedenkt man den durchaus recht spannenden Cliffhanger am Ende der ersten Staffel. Wir erinnern uns: Tom Mason war damals ohne langes Zögern mit einem der Alien-Overlords in dessen Raumschiff gestiegen, um sich mal ein wenig mit ihm zu unterhalten. Über die ganze Invasion und die lästige Angewohnheit der Menschen, den Widerstand einfach nicht aufgeben zu wollen.

Foto: Falling Skies - Copyright: TNT/Michael Muller
Falling Skies
© TNT/Michael Muller

Die zweite Staffel setzt nun drei Monate nach dem ersten persönlichen Treffen zwischen Mensch und Alien-Overlord ein. Die 2nd Massachussetts hat nach dem plötzlichen Verschwinden von Tom weiter gekämpft und ihren Widerstand gegen die Unterdrücker noch immer nicht aufgegeben. Sie staunen allerdings nicht schlecht, als sie ihren ehemals besten Taktiker und Kämpfer schließlich inmitten eines Skitterangriffs per Zufall wieder entdecken. Ohne zu zögern nimmt man Tom wieder in die Mitte der Widerstandsbewegung auf und der Zuschauer erfährt durch seine Erzählungen schließlich zum ersten Mal ein wenig mehr über die Bedrohung aus dem All. Zwar wissen wir auch nach den zehn Episoden der zweiten Staffel noch immer nicht, woher die "Fischköpfe", wie man sie irgendwann scherzhaft nennt, kommen und was genau sie auf der Erde eigentlich suchen, doch die Bedrohung erhält allmählich ein Gesicht.

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Sehr interessant gestaltet sich die Geschichte um die Skitters, die sich im Laufe der Zeit eben nicht als die eigentliche treibende Kraft hinter der Zerstörung der Welt entpuppen, sondern lediglich Handlanger der übermächtigen Overlords darstellen und wohl einst in der selben Situation standen wie die Menschen in "Falling Skies". Ihr Planet wurde überrannt, sie selbst wurden versklavt und sind nun dazu verdammt, den Overlords zu dienen. Unter den zahlreichen Skitters gibt es jedoch eine kleine Gruppe, die sich gegen ihre Unterdrücker zur Wehr setzen will und in den Menschen nun einen perfekten Verbündeten gefunden zu haben glaubt.

Dass Ben hier eine wichtige Rolle spielen würde, deutet sich bereits früh in der Staffel an. Ben hat nach seiner Befreiung trotz der Entfernung des Parasiten an seinem Rücken ungeheure Kräfte entwickelt und steht mit den Skitters noch immer in einer telepathischen Verbindung.

Foto: Connor Jessup, Falling Skies - Copyright: TNT/James Dittiger
Connor Jessup, Falling Skies
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Obwohl Ben seinen Vater und seine Brüder liebt, fühlt er sich doch auch irgendwie den Skitters zugehörig. Das mag zunächst ein wenig befremdlich klingen, doch im Laufe der Episoden wird klar, dass die Skitter die versklavten Menschenkinder nicht schlecht behandeln, sondern für sie eine Art Familie binden und ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit geben. Für befreite Kinder ist es schwierig, dieses Gefühl wieder loszuwerden und so ist es am Ende nachvollziehbar, dass sich Ben, der sich nicht wirklich zur Gruppe gehörig fühlt, auf die Seite der Rebellion der Skitters schlägt und mit ihnen gegen die Overlords in den Krieg zieht.

Ben mausert sich dadurch zum definitiv interessantesten Charakter der momentanen Besetzung. Leider schlägt vor allem der Querulant Pope genau die entgegengesetzte Richtung ein und verkommt in der zweiten Staffel zu einem uninteressanten Nebencharakter, der zwar hin und wieder ein paar nette Sprüchlein klopft, jedoch seine Brisanz längst eingebüßt hat. Da fällt irgendwann nicht einmal mehr auf, dass er für einige Folgen plötzlich komplett von der Bildfläche verschwindet.

Noch immer fokussieren die Episoden in erster Linie auf die Familie Mason. Tom hat sich durch seinen Aufenthalt bei den Overlords kein bisschen verändert. Er ist höchstens noch entschlossener geworden, dass sie alle um ihre Freiheit kämpfen müssen. Er glaubt noch immer, dass die Menschheit eine Zukunft hat und will dafür kämpfen, selbst wenn dies für ihn bedeutet, irgendwann den Tod zu finden. Über die Zeit entwickelt Tom eine enge Bindung zu Captain Dan Weaver, mit dem er in der ersten Staffel immer wieder aneinander geraten ist. Mittlerweile ergänzen sich die beiden sowohl auf dem Schlachtfeld, wie in privaten Momenten perfekt und bilden (fast) unschlagbares Team, das die 2nd Massachussetts erfolgreich durch sämtliche Krisen manövriert.

Foto: Drew Roy, Falling Skies - Copyright: TNT/James Dittiger
Drew Roy, Falling Skies
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Toms Sohn Hal, der sich nicht davor zurückscheut, die Drecksarbeit zu machen und als Teenager bereits mehrfach beweisen kann, dass er in kritischen Situationen seinen Mann stehen kann, geht ob der großartigen anderen Charakterentwicklungen fast ein wenig unter. Obwohl auch er einige wichtige Entwicklungen durchmacht. Er nabelt sich immer mehr von seinem Vater ab und öffnet sich nach der Entführung seiner Freundin Karen schließlich der resoluten und geheimnisvollen Maggie. Es kommt zum unvermeidlichen Hin und Her zwischen den beiden, was nach ein paar Szenen bereits unerträglich wird. Die fällige Aussprache zwischen den beiden kommt dann fast ein wenig spät in der vorletzten Episode. Zuvor müssen die beiden allerhand Problemchen aus dem Weg schaffen.

Zunächst taucht Karen unverhofft bei der 2nd Mass wieder auf, was Hal vollkommen aus der Bahn wirft. Er glaubt ihr jedes ihrer Worte und lässt Maggie plötzlich links liegen, obwohl er zuvor alles getan hat, um sie zu überzeugen, sich ihm zu öffnen. Dass er sie hierdurch in ernste Gefahr bringt, registriert Hal fast zu spät. Doch die beiden sprechen sich aus, finden zusammen, nur damit Maggie schließlich wieder einen Rückzieher macht und dieses „kriegen sie sich“-Spielchen noch etwas in die Länge gezogen wird. Natürlich muss es in jeder Serie ein solches Paar geben, doch im Fall von Hal/Maggie wirken die Probleme, die beide mit der aufkeimenden Beziehung haben, fast ein wenig konstruiert.

Foto: Copyright: TNT/Cate Cameron
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Umso mehr freue ich mich, dass man für Hal anscheinend in der dritten Staffel einen anderen Weg einzuschlagen scheint. Karen hat ihm ja allem Anschein nach einen kleinen Parasiten zugesteckt, als sie ihn geküsst hat, was nun wohl dazu führen wird, dass Hal die Gruppe von innen heraus ausspionieren wird. Evil Hal – ich freue mich schon jetzt darauf, zu sehen, was man mit ihm vor hat.

Glücklicherweise kein Hin und Her gibt es zwischen Tom und Anne Glass. Die beiden finden irgendwo zwischen Bomben und Aliens zueinander, beginnen eine Beziehung miteinander und gründen nur Momente später eine Familie. Ja, tatsächlich. Anne ist am Ende der Staffel tatsächlich schwanger von Tom und es folgt eine Diskussion, die wir auch bei "The Walking Dead" schon mal hatten. Kann man in eine postapokalyptsiche Welt ohne Zukunft tatsächlich ein Kind bringen? Anders als bei den wandelnden Toten gibt es hier glücklicherweise keine Dreiecksgeschichte, sondern zwei Charaktere, die sich relativ schnell einig sind, dass sie einander lieben und eine Familie gründen wollen.

Foto: Will Patton, Falling Skies - Copyright: TNT/James Dittiger
Will Patton, Falling Skies
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Seine Familie hat auch Griesgram Weaver gefunden, der inmitten des ganzen Alienchaos zuerst seine Familie verloren hat, nur um schließlich ganz unverhofft seine Tochter wieder zu finden. Es dauert etwas, bis die beiden erkennen, dass sie die Vergangenheit ruhen lassen sollten und die Invasion eine Chance ist, gemeinsam wieder von vorne zu beginnen. Es ist schön zu sehen, dass Dan Weaver menschlicher wird und das Wohl der Zivilisten in der 2nd Massachussetts mittlerweile ebenso im Blick hat wie seine Missionen und die Kämpfe gegen die Außerirdischen. Er hat sich in kurzer Zeit zu einem wahren Führer entwickelt, der sich seiner Verantwortung bewusst ist, gerne auch mal unpopuläre Entscheidungen übernimmt und zur Not selbst die Konsequenzen trägt. Dass er für seine Aufopferung für die Gruppe durch das Wiedersehen mit seiner Tochter etwas entschädigt wird, ist für den Charakter eine schöne Entwicklung.

Natürlich gibt es in der neuen Staffel auch ein paar neue Gesichter, die jedoch ob der Kürze der Staffel fast ein wenig zu kurz kommen. Als die 2nd Mass nach Charleston kommt, treffen die Zuschauer auf Professor Manchester, dem ehemaligen Mentor von Tom und dem neuen "Präsidenten" einer kleinen Gesellschaft, die sich dort entwickelt hat. Dieser steht in in Konflikt mit General Bressler, der sämtliche Situationen gerne militärisch mit Gewalt lösen würde.

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In Charleston toben also die gleichen Kämpfe wie in der 2nd Massachussetts während der ersten Staffel. Tom und Weaver geraten zwischen die Fronten, wissen jedoch nicht, wie sie einschreiten sollen, da sie es gewohnt sind, selbst Entscheidungen zu treffen und nun zwei Alphatiere vor sich haben, die zu wissen glauben, was für die Menschheit das Beste ist. Matt Frewer und Terry O'Quinn sind definitiv eine Bereicherung für den Cast und ich hoffe, wir sehen die beiden in der dritten Staffel wieder.

Der obligatorische Cliffhanger für die dritte Staffel macht definitiv Lust auf mehr, denn ein weiterer Spieler mischt sich den Kampf um die Erde ein. Die letzte Episode der Staffel lautet so treffend "A More Perfect Union" und es stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob die neuen Aliens freundlich oder feindlich gesinnt sind. Ich hoffe mal, dass sie sich als die Retter in der Not erweisen und sie den Anfang vom Ende der Herrschaft der ausbeuterischen Overlords einleiten.

Fazit

Insgesamt wirkt die zweite Staffel um einiges ausgereifter als die erste. Die Charaktere sind nun definierter und stecken nicht mehr nur hinter den Kampfhandlungen und kriegerischen Akten zurück. Es gibt dialoglastigere Episoden, die jedoch stets die Balance zwischen Gerede und Handeln finden und so genug Material für gute Actionszenen bieten. Man erkennt klarere Strukturen im Episodenaufbau und einen deutlicheren roten Faden als in den ersten Episoden der noch jungen Science-Fiction-Serie. Man darf sich also auf die dritte Runde von "Falling Skies" freuen. Wäre da nicht schon wieder die ellenlange Wartezeit bis Juli...

Melanie Wolff - myFanbase