Falling Skies - Review Staffel 4

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Die Volm sind verschwunden und die Second Mass auf sich alleine gestellt. Und gerade als sie ihren Sieg feiern und etwas Ruhe einkehrt, da tauchen die Espheni mit einem neuartigen Fangzaun auf und sprengen die Gruppe. Es folgt ein Zeitsprung und die Vorzeichen haben sich plötzlich komplett geändert. Die Espheni sind stärker denn je und haben die letzten Verbliebenen Menschen in eine Art Ghetto gesteckt, wo sie ein trostloses Dasein fristen, bis sie irgendwann auf nimmer Wiedersehen verschwinden.

"This is war. We can't think with our hearts. We gotta think with our heads."

Foto: Noah Wyle, Falling Skies - Copyright: TBS/Ken Woroner
Noah Wyle, Falling Skies
© TBS/Ken Woroner

Als Zuschauer hat man es schwer, sich mit der neuen Situation anzufreunden, doch man muss zugeben, dass die Geschichte im Ghetto atmosphärisch sehr dicht erzählt wird. Natürlich sticht einmal mehr Tom Mason hervor, der sich als eine Art Guerillakämpfer einen Namen gemacht hat und wie ein Superheld auftaucht, wann immer er gebraucht wird. Die Übermacht von Tom Mason setzt sich die gesamte Staffel hinfort und nimmt teilweise groteske Züge an. Natürlich, Noah Wylie ist DER Hauptdarsteller, und man wird einen Teufel tun, um sich seiner zu entledigen, aber im Laufe der Serie ist er zu einer fast allmächtigen Person geworden, dem alles gelingt, was er anpackt. Und so verschlägt es ihn irgendwann auf eines der Espheni-Schiffe, wo er nicht nur von den Espheni wieder einmal in Watte gepackt und laufen gelassen wird, sondern wo er dann auch noch mal eben schnell sieht, wie man die Verteidigung der Ghettos aushebelt. Das wirkt nach einer gewissen Zeit fast schon ein wenig lächerlich.

Lächerlich ist auch das Umerziehungscamp, in das Matt gesteckt worden ist. Gemeinsam mit anderen Kindern wird ihm dort indoktriniert, dass die Espheni gekommen sind, um Frieden zu stiften. Natürlich ist auch dies am Anfang herrlich mysteriös, vor allem als es darum geht, dass die Kinder dazu gebracht werden sollen, die letzten Bastionen ihrer sich versteckenden Eltern zu verraten, doch die endlosen Szenen mit Matt und seiner zweifelnden Freundin sind schon sehr anstrengend anzusehen. Es dauert jedoch nicht allzu lange, dann steht Tom auf der Matte und holt Matt aus dem Camp. Um die anderen Kinder zu befreien, dafür bleibt zunächst keine Zeit und soll sich später in der Staffel noch rächen.

Im Camp erfahren wir zum ersten Mal, was die Espheni mit den verbleibenden Menschen vorhaben. Man hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Menschen in grausige Monster "evolutioniert" werden sollen, die zwar noch ein wenig ihrer Menschlichkeit besitzen, jedoch dazu abgerichtet werden, andere Menschen ausfindig zu machen. Um die ganze Sache noch etwas tragischer zu machen, lässt man Jeanie Opfer der Espheni werden und zwingt dann ihren Vater Dan Weaver dazu, sie zu töten. Auch wenn ihm der Tod nachgeht, so muss Dan notgedrungen seine Trauer hinten anstellen, denn es gibt schon wieder ein neues Problem am Horizont.

Foto: Moon Bloodgood, Falling Skies - Copyright: TBS/Ken Woroner
Moon Bloodgood, Falling Skies
© TBS/Ken Woroner

Lexi, die Tochter von Tom und Anne, entpuppt sich als übermächtiges Wesen mit schier unbändigen Kräften. Sie will als Verbindung zwischen den Espheni und Menschen fungieren, merkt dabei jedoch nicht, dass die Espheni nicht unbedingt das Wohl der Menschheit im Sinn haben. Also lässt sie sich von ihrem Espheni-Vater unterrichten und entschiedet sich dann gegen Tom und Anne und führt ihre außerirdische Familie, ganz in dem Glauben, dass sie die Friedensbringerin werden könnte. Fast zu spät merkt sie, dass die Espheni alles andere als das Überleben der Menschheit im Sinn haben. Es geht ihnen um die Versklavung der letzten Verbliebenen und um die Aufstellung einer Armee gegen ihrer Feinde, die allerdings nicht die Volm sind.

Es wird eine dritte, angeblich noch schlimmere Alienrasse eingeführt, ohne zu wissen, woher diese kommen oder was diese mit den Espheni eigentlich für ein Problem haben. Erst ganz am Ende der Staffel erhaschen wir einen ganz kleinen Blick auf diese. Überhaupt ist noch immer vollkommen unklar, weswegen die Espheni überhaupt auf der Erde sind und warum sie erst 99% der Weltbevölkerung dahinraffen, bis sie auf die Idee kommen, dass sie die Menschen vielleicht ganz gut als Infanterie gebrauchen könnten. Manchmal schüttelt man schon ein wenig den Kopf, ab so viel Planlosigkeit seitens der Autoren.

Natürlich gibt es in Staffel vier auch wieder allerhand persönlicher Dramen, die manchmal die Geduld der Zuschauer schon arg strapazieren. So bekommt nicht nur Matt eine kleine Freundin, sondern auch Pope wird eine resolute Frau zur Seite gestellt, mit der er sich Kabbeln kann und die einen coolen Spruch nach dem anderen bringt. Die beiden harmonieren jedoch unerwartet ganz gut und bilden ein recht amüsantes Team.

"We choose to go to the moon."

Foto: Maxim Knight, Falling Skies - Copyright: TBS/Ken Woroner
Maxim Knight, Falling Skies
© TBS/Ken Woroner

Die Einführung von Dingaan, einem Ghettobewohner, der Tom bei seiner Flucht aus ebendiesem hilft, ist da schon wesentlich langweiliger, da sein Schicksal einfach nicht packen kann. Dummerweise schenkt man ihm und Tom dann fast eine komplette Episode miteinander, in denen er einen emotionalen Zusammenbruch hat, der jedoch in keinster Weise auch nur ansatzweise Sympathie für ihn erweckt. Aber nachdem ein Großteil des Cast im Laufe der Staffel dezimiert wurde, ist es schon in Ordnung, mal wieder jemanden einzuführen, der nicht gleich als Alienfutter endet.

Vielmehr als Dingaan nervt nämlich das Liebesdreieck aus Hal, Maggie und Ben. Bei einem Angriff der Espheni wird Maggie lebensgefährlich verletzt und ist ab dem Hals gelähmt. Entgegen ihres eigenen Wunsches, wird Maggie ein paar Spikes von Ben eingeführt, die ihr nicht nur das Laufen wieder ermöglichen, sondern ihr auch gleich noch übermenschliche Kräfte und eine emotionale Bindung zu Ben ermöglichen. Natürlich führt dies zum Streit zwischen den Brüdern, der jedoch nicht vollends ausgefochten werden kann, weil man das Ende der Staffel einläutet und ein großes Unterfangen in Angriff nimmt.

Wie man nämlich herausgefunden hat, ist die gesamte Verteidigung abhängig von "wireless energy", die die Espheni vom Mond aus auf die Erde schießen. Was also planen unsere Helden auf der Erde – richtig! Ab zum Mond. Mit Hilfe von Cochise und der zwischenzeitlich reumütig wieder zu den Menschen übergelaufenen Lexi, macht sich Tom auf den Weg zum Mond. Dabei kommen sich Vater und Tochter näher und Lexi zerstört mit einem Kamikazeflug am Ende die Energiequelle, während Tom mit dem Espheniraumschiff ziellos durchs All geschleudert wird wie einst Darth Vader in "Star Wars", denn kurz vor dem Ende der Mission ist natürlich mal wieder irgendetwas kaputt. Und so verlassen wir Staffel vier mit einem Tom Mason, der irgendeinem Alien gegenüber steht, das wir Zuschauer nur erahnen können, dem Tom jedoch entgegnet, dass es wunderschön ist. Besser hätte diese vollkommen verkorkste Staffel nicht enden können.

Das Hauptproblem der Serie ist, dass man eben merkt, dass der Sender nicht über das große Geld verfügt und man daher interessante Actionszenen nicht so drehen kann, dass sie überraschen oder die Zuschauer von Hocker hauen. Stattdessen konzentriert man sich viel auf zwischenmenschliche Probleme, die manchmal so hahnebüchen und vorhersehbar sind, dass es schmerzhaft ist, den Charakteren dabei zuzusehen, sie auszufechten.

Die ganze Geschichte um Lexis Verrat ist viel zu schnell abgehandelt und als sie nach ihrer Läuterung zurückkehrt dauert es eine halbe Episode, in der man sie wieder in die Mitte der Second Mass aufnimmt, weil sie ja die einzige ist, die das Schiff fliegen kann, mit dem man zum Mond aufbrechen will. Im Übrigen ist die ganze Sache mit dem gekaperten Schiff bei "Independence Day" geklaut, aber dies mal kurz zu erwähnen, ist sicher zu viel verlangt. Zwar kann Tom Mason bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus der amerikanischen Geschichte zitieren, es hat aber niemand jemals Filme gesehen.

"The fight isn't over until it's over."

Foto: Noah Wyle & Moon Bloodgood, Falling Skies - Copyright: TNT/Frank Ockenfels
Noah Wyle & Moon Bloodgood, Falling Skies
© TNT/Frank Ockenfels

Es ist nicht so sehr das große Ganze, was mich an dieser Staffel genervt hat, sondern die vielen kleinen Ungereimtheiten, die nervigen Charakterpaarungen, die gefälligen Storywendungen, die fehlende Spannungen, die ständigen Wiederholungen der Geschichten und die Inkonsequenz in der Geschichtserzählung. Es nervt einfach, wenn das Schiff, das unsere Helden zum Mond fliegen soll, "allergisch" auf Volm-DNA reagiert, so dass Cochise nicht mitfliegen kann und Tom Mason auf sich alleine gestellt ist. Und es ist lächerlich, dass Anne erst ihrer Tochter den Mord an Lourdes nicht verzeihen kann, nur um eine Sekunde nachdem Dan Weaver ihr klar gemacht hat, dass sie nützlich sein könnte, sich plötzlich mit Feuer und Flamme hinter ihre Tochter stellt. Es ist dämlich, dass die Volm immer dann auftauchen, wenn man sie gerade am nötigsten hat, sie ansonsten aber andauernd auf irgendwelchen Missionen sind, die absolut nichts bringen – weder ihnen, noch den Menschen. Und es langweilt, dass Geschichten vorhersehbar und ausgelutscht sind.

Eine Staffel soll es noch geben, dann endet das Kapitel "Falling Skies" und ich muss gestehen, es wird auch langsam Zeit. Die Serie hat sich überlebt, denn die Hauptcharaktere, mit denen man mitfiebern sollte, sind nur noch leblose, nervtötende Hüllen, die absolut austauschbar sind. Ich hoffe, man lässt sich noch etwas großes für die kommende Season einfallen und verzichtet vielleicht auf ein oder zwei Episoden, so dass man genug Geld beisammen hat, um noch einmal richtig abzurocken, so wie man es in Staffel 1 geschafft hatte.

Melanie Wolff - myFanbase