Finding Carter - Review des Piloten

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Foto: Kathryn Prescott, Finding Carter - Copyright: MTV
Kathryn Prescott, Finding Carter
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Mit "Finding Carter" präsentiert der ehemalige Musiksender MTV seine neue, groß beworbene Eigenproduktion, die den Sender im Serienproduktionsbereich weiter voran bringen soll. Mit "Teen Wolf" hat der im Vergleich eher kleine Sender schon einen großen Erfolg etablieren können, welcher einerseits auf seine leidenschaftliche Fanbase setzen kann, andererseits aber auch von Kritikern geschätzt wird. Das Kunststück sowohl Kritiker-, sowie Fanliebling zu sein soll nun mit dem Familiendrama "Finding Carter" wiederholt werden und dafür setzt man zunächst auf eine sehr spannend anmutende Ausgangssituation: Im Zentrum der Serie steht das Teenager-Mädchen Carter (Kathryn Prescott), die im Laufe der Pilotepisode erfahren muss, dass sie als Dreijährige entführt wurde und ihre angebliche Mutter (Milena Govich) in Wahrheit ihre Entführerin ist. Im Zentrum der Serie steht dann die Rückführung Carters in ihr eigentliches Familienumfeld, welches aus ihrer biologischen Mutter Elizabeth, ihrem biologischen Vater David, ihrem kleinem Bruder Grant und ihrer Zwillingsschwester Taylor besteht.

Foto: Milena Govich, Finding Carter - Copyright: MTV
Milena Govich, Finding Carter
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Der spannendste Aspekt und ein treibender Faktor der dargestellten thematischen Grundstruktur ist aber die Beziehung zwischen Carter und ihrer sozialen Mutterfigur, beziehungsweise ihrer Entführerin. Ganz zu Anfang der Pilotepisode wird diese Beziehung in wenigen Szenen überzeugend eingeführt und deutlich gemacht, dass es sich dabei um eine enge, mehr als freundschaftliche Mutter-Tochter-Beziehung handelt, die schon fast an die locker-leicht und herzlich-liebenswürdige Beziehung der legendären "Gilmore Girls" heranreicht. Die handlungsantreibende Frage ist in diesem Kontext dann natürlich, welche Motive Carters Entführerin und Mutterfigur genau hatte und wie es genau zu der Entscheidung kommen konnte ein dreijähriges Kind aus dem gewohnten Familienumfeld zu reißen und es aufzuziehen.

Foto: Cynthia Watros, Finding Carter - Copyright: MTV
Cynthia Watros, Finding Carter
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Die Darstellung von Carters "neuer" oder eher "alter" Familie verliert sich dann aber zunächst ein wenig in zur Schau gestellter Klischeebeladenheit: So ist Carters biologische Mutter (Cynthia Watros) im Grunde das genaue Gegenteil von Carters sozialer Mutterfigur, also wenig herzlich, sondern vielmehr kühl und kontrolliert, was dann auch in der ersten Folge ausreichend thematisiert wird und unter den gegeben Umständen auch durchaus nachvollziehbar ist. Trotzdem wird teilweise zu sehr mit verstaubten Soap-Opera-Elementen gearbeitet, wie dem Umstand, dass Carters Mutter eine Affäre mit dem Vater des besten Freundes ihrer Zwillingsschwester hat oder das Carters Vater (Alexis Denisof) unter dem Druck steht einen unmoralischen, die Leidensgeschichte seiner Familie weiter ausbeutenden Buchvertrag zu unterschreiben. Auch die angedeutete Dreiecksgeschichte zwischen Carter, ihrer Schwester Taylor (Anna Jacoby-Heron) und dem eben erwähnten besten Freund und der heimlicher Liebe Taylors ist ein Element, von dem schnell Abstand genommen werden sollte.

Foto: Alexis Denisof, Finding Carter - Copyright: MTV
Alexis Denisof, Finding Carter
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Trotz einiger etwas abgedroschen wirkender Storyelemente überzeugt der Pilot als Gesamtwerk, was einerseits an der spannenden Ausgangssituation und der Frage danach, was Familie im innersten eigentlich auszeichnet und welche Rolle biologische und soziale Faktoren spielen. Auch die Schwierigkeiten der Integration Carters in diese völlig neue, vollständig ungewohnte Lebenswelt versprechen einige vielversprechende Entwicklungen und Charakterkonstellationen. Zum zweiten überzeugt der Pilot dann aber vor allem aus der darstellerischen Perspektive: So wurde die Hauptrolle der Carter mit der aus de britischen Teen-Drama-Serie "Skins" bekannten Kathryn Prescott besetzt, die als sensibler, mit ihrer eigenen Identität kämpfenden Teenager eines der großen Highlights der zweiten "Skins"-Generation bezeichnet werden kann. Aber auch alle weiteren Darsteller sind gut gewählt und eine vielversprechende Mischung aus bekannten Seriendarstellern, wie dem aus "Buffy", "Angel", aber auch "How I Met Your Mother" bekannten Alexis Denisof, der hier nach längerer Zeit mal wieder eine größere Hauptrolle an Land ziehen konnte oder der ehemaligen "Lost"-Darstellerin Cynthia Watros als Carters leibliche Mutter.

Fazit

"Finding Carter" erfindet das Genre des Familien und Coming of Age-Dramas in der Pilotepisode zwar nicht neu, weiß aber trotzdem durch einige vielversprechende Storyelemte und vor allem einer fabelhaften zentralen Hauptdarstellerin insgesamt durchaus zu überzeugen und teilweise auch aufrichtig zu rühren. Schraubt man im weiteren Verlauf der ersten Staffel nun die leidigen Soap-Elemente konsequent herunter und fokussiert sich vielmehr auf die verschiedenen, spannenden Charakterkonstellationen und emotionalen Ambivalenzen, könnte hier eine schöne, Herz und Hirn ansprechende Serienproduktion entstehen.

Moritz Stock - myFanbase

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