Serienglossar:
Was bedeutet eigentlich Pilot?

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Fast alle berühmten und erfolgreichen US-Fernsehserien haben mit einem Pilot angefangen. Ein Pilot ist eine Art Testfolge, die ein Fernsehsender in Auftrag gibt, um einen Eindruck von der Idee und von der Umsetzung dieser Idee zu bekommen und so entscheiden zu können, ob die Serie bestellt wird. Wenn es die Serie ins Programm schafft, wird der Pilot dann häufig als erste Episode ausgestrahlt, weshalb sehr viele Auftaktepisoden in den USA auch den schlichten Titel "Pilot" tragen. Diese Praxis wird im Deutschen allerdings nicht übernommen, hier denken sich die Übersetzer andere Titel für die erste Folge aus.

In manchen Fällen wird für die Fernsehausstrahlung auch eine neue Auftaktfolge gedreht, so dass die Zuschauer den ursprünglichen Piloten nie zu sehen bekommen. Dies wird zum Beispiel praktiziert, wenn einzelne Schauspieler nicht überzeugen konnten, oder nicht mehr zu Verfügung stehen, und daher ersetzt werden müssen. Meist verfährt man hier aber so, dass nur die Szenen noch einmal neu gedreht werden, die den neu engagierten Darsteller betreffen (beispielsweise wurde Morena Baccarin erst nach dem Originaldreh des Piloten für "Homeland" engagiert und ihre Szenen als Jessica Brody wurden nachgedreht). Seltener kommt es vor, dass der Originalpilot zwar gesendet wird, dennoch ab der zweiten Folge plötzlich andere Darsteller zu sehen sind oder sich Kulissen völlig verändert haben. ("New Girl" ist hier ein gutes Beispiel, wo man den Charakter von Damon Waynes, Jr. in #1.02 Kryptonit gegen Lamorne Morris austauschte). Im Prinzip hat sich der Sender hier einfach das Produzieren einer neuen Auftaktfolge gespart und die Umgestaltungen trotzdem vorgenommen.

Fällt ein Pilot bei einem Sender durch und geht somit nicht in Serie, verschwindet er zumeist auf Nimmerwiedersehen in irgendwelche Archive. Seit einigen Jahren ist das aber nicht mehr zwangsläufig so, da manche Sender ihre abgelehnten Piloten online zur Verfügung stellen oder auf Conventions präsentieren. Gelegentlich versuchen die Macher des Piloten auch, bei einem anderen Sender Interesse für das Projekt zu wecken, doch das klappt nur in seltenen Fällen, da jeder Sender genug eigene Piloten in Auftrag gibt. In den letzten Jahren hat diese Praxis allerdings wieder etwas zugenommen, so hat sich FOX für die TV-Season 2014/2015 die Krimiserie "Backstrom" gesichert, die in der vorherigen Entwicklungsseason als Pilot für CBS produziert wurde, dort aber nicht ins Programm kam. Hin und wieder werden abgelehnte Piloten nach Jahren entstaubt und nochmal neu gedreht, um sie ein weiteres Mal anzubieten.

Die meisten Piloten werden von Januar bis April gedreht, da in den USA im April und Mai traditionell die Upfronts stattfinden. Bei diesen Veranstaltungen verkünden die Sender ihr neues Programm und entscheiden somit, aus welchen Piloten eine ganze Serie wird.

Dieses zeitlich so eng eingegrenzte Prozedere trifft vor allem auf die Broadcastnetworks (also ABC, CBS, The CW, NBC und FOX) zu. Die Kabelsender verfahren zwar was die Piloten angeht ähnlich, d.h. sie ordern zunächst einen Piloten, den sie dann entweder in Serie schicken oder nicht. Dieser Prozess findet aber über das ganze Jahr verteilt statt. Häufiger schicken die Kabelsender auch gleich eine ganze erste Staffel in Serie, ohne direkt einen Piloten geordert zu haben. Dieses Modell gewinnt auch bei den Broadcastssendern immer mehr Anhänger, so wurde in der TV-Season 2013/2014 die "The Michael J. Fox Show" ohne Pilot für volle 22 Folgen geordert, in der TV-Season 2014/2015 betrifft dies sogar mehrere Serie.

Hat ein Pilot seine Aufgabe erfüllt und konnte die Senderverantwortlichen vom Konzept der Serie überzeugt, wird im Rahmen des Broadcastprogrammes meist eine erste Staffel mit fester Episodenzahl von 13 Folgen geordert.

Maret Hosemann & Cindy Scholz - myFanbase
21.03.2014

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