Serienglossar:
Was bedeutet eigentlich 10/90-Modell?

Foto:

Bei dem sogenannten 10/90-Modell handelt es sich um einen Sonderfall einer Serienorder. Dabei wird die Produktion eines Piloten umgangen, stattdessen werden gleich zehn Episoden zum Start produziert (oftmals als Staffel 1 bezeichnet), die dann am Stück ausgestrahlt werden. Wird mit diesen zehn Folgen eine vorher konkret vertraglich festgelegte Einschaltquote erreicht, werden automatisch 90 weitere Episoden in Auftrag gegeben. Diese fungieren dann oftmals als Ganzes als Staffel 2, werden in einem Produktionszyklus gedreht und fertig gestellt und dann auch ohne Unterbrechung ausgestrahlt. Dieses Modell ist besonders kostengünstig und stellt sicher, dass Serien besonders schnell und eben garantiert die notwendige Episodenzahl für eine Wiederverwertung in Form der Syndication (also der täglichen Wiederholung) erreichen, die dann als weitere Einnahmequellen die Serie refinanziert.

Entwickelt wurde das Modell von der Produktionsfirma Debmar-Mercury und zunächst auf die von Regisseur Tyler Perry entwickelte Serie "House of Pain" angewandt, die 2006 zunächst mit zehn Episoden direkt in der Syndication startete, danach wurde "House of Payne" vom kleinen Kabelsender TBS gesendet. Mittlerweile kommt die Serie auf 254 Episoden, und hat ein Spin-Off ("Meet the Browns") entwickelt, welches ebenfalls nach dem 10/90-Modell produziert wurde. 2012 übernahm Debmar-Mercury auch für den Sender FX das Modell, zunächst mit dem Charlie Sheen-Vehikel "Anger Management", danach auch mit der um George Lopez entwickelten Serie "Saint George" und einer weiteren Sitcom mit Kelsey Grammer und Martin Lawrence namens "Partners". Da es aber außer "Anger Managment" keine dieser Serien über die ersten zehn Episoden hinaus brachte und auch "Anger Managment" in der zweiten Phase eine große Quotenenttäuschung war, nahm FX mittlerweile wieder Abstand von dem Modell.

Aber auch die Broadcast-Networks liebäugelten zeitweise mit diesem Modell, so war im Sommer 2013 bei NBC kurzfristig eine Serie nach dem 10/90-Modell mit Roseanne Barr im Gespräch, welche aber letztendlich nicht zustande kam. Bisher wurde das Modell nur bei Multi-Camera-Comedys angewendet, da diese sich besonders gut kostengünstig innerhalb von kurzer Zeit abdrehen lassen.

Ausgewählte Beispiele

  • "House of Payne" (2006 bis 2012)
  • "Meet the Browns" (2009 bis 2011)
  • "Are We There Yet?" (2010 bis 2012)
  • "Anger Management" (2012, laufend)
  • "Saint George" (2014, keine 90 Episoden geordert)
  • "Partners" (2014, keine 90 Episoden geordert)


Cindy Scholz - myFanbase
28.09.2014

Zurück zum Serienglossar

Kommentare