Hannibal - Review des Piloten

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Für diese Review sind wahrscheinlich einige Fakten vorab notwendig. Ich habe weder die Romane "Das Schweigen der Lämmer", "Hannibal" und "Roter Drache" gelesen, noch habe ich die Filme dazu gesehen. Das gesamte Thema ist mir jedoch vertraut und die ein oder andere Information dazu bekannt. Hinzu kommt, dass ich weder "Wonderfalls", noch "Pushing Daisies" von Bryan Fuller gesehen habe. Die einzige seiner Serien, von der ich einige Episoden gesehen habe, ist "Dead Like Me - So gut wie tot". Das bedeutet, dass ich völlig unvoreingenommen an diesen Piloten gehen konnte. Normalerweise entspricht eine Psychothriller-Serie auch nicht meinem Geschmack, doch als großer Fan von "Dexter" und seit dieser TV-Season auch "The Following" musste ich einen Blick in "Hannibal" werfen.


"I don't find you that interesting." - "You will."

Foto: Hannibal - Copyright: NBC Universal
Hannibal
© NBC Universal

Das Ergebnis dieses Piloten kann sich wirklich sehen lassen. Am Ende ist man positiv überrascht und in dieser Welt gefangen, denn man sitzt die gesamte Zeit über sowieso schon angespannt vor dem Bildschirm und kann seinen Blick nicht abwenden. Hier wurde ein Pilot kreiert, der es dem Zuschauer gar nicht erlaubt, sich nebenher mit etwas anderem zu beschäftigen. Dies liegt natürlich zum einen an der Story. Der Zuschauer weiß, wer Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) wirklich ist. Sein Zusammentreffen mit Will Graham (Hugh Dancy) wird deshalb sehnlichst erwartet und die Umsetzung ist hier gut gelungen. Mads Mikkelsen und Hugh Dancy harmonieren als Gegenspieler wunderbar miteinander und das obwohl sie eigentlich Partner sein sollten. Hier weiß der Zuschauer natürlich mehr und so ist Hannibals Verhalten in erster Linie sehr interessant, weil man nicht weiß, ob er mit seinen Worten oder seinem Handeln hinter die Fassade blicken lässt. Mads Mikkelsen spielt hier sicher eine Rolle, die hohen Erwartungen entsprechen muss. Da ich selbst Anthony Hopkins nie in der Rolle gesehen habe, kann ich nur sagen, dass Mikkelsen für mich gut funktioniert. Sein langsames Verhalten, seine Perfektion und seine Worte bescheren Gänsehaut und das muss ein Serienkiller letztendlich ja erfüllen - man muss Angst vor ihm haben und das schafft Hannibal in diesem Piloten einwandfrei. Ganz besonders, weil er als Killer selbst auf Will eingeht, obwohl dieser den Kontakt meidet und nichts mit Hannibal zu tun haben möchte.

Hanniballs Gegenpart wird von Hugh Dancy ebenfalls überzeugend gespielt, wenn man bedenkt, was in dem Kopf dieses Mannes vor sich geht. Er kann sich in andere Menschen hineindenken und ist somit mit Bildern in seinem Kopf verflucht, die man als Mensch niemals zu Gesicht bekommen möchte. Um diese Gedanken zu verstärken, wird viel Wert auf die Realisierung gelegt und durch die musikalische Untermalung wirkt alles noch viel düsterer und gruseliger. Man wird als Zuschauer in die Gedanken eingesaugt und so schnell nicht mehr losgelassen. Für jemanden, der normalerweise Angst vor Psychothrillern hat, könnte der Puls hier sehr gut gesteigert werden. Hinzu kommen die detailreichen Bilder mit viel Blut, die alle Szenen noch viel deutlicher hervorheben und Wills Gedanken real erscheinen lassen. Hier haben die Macher nicht gespart und das ist auch gut so. Dancys Darstellung von Will lässt einen im Nachhinein darüber nachdenken, ob dies wirklich möglich ist und welche Auswirkungen diese Fähigkeit haben könnte. Wenn man dies in Betracht zieht, kann Dancy seinen Charakter sehr gut verkörpern, denn er zeigt deutliche Verhaltensmuster, die bei einem Menschen mit dieser Gabe zu erwarten sind. Besonders Wills eigene Angst kommt hier sehr gut zum Vorschein und diese überträgt sich auch automatisch auf den Zuschauer, was auch wohl Sinn der Sache ist. Wenn man bedenkt, dass Dancy auch noch Brite ist und hier seinen Dialekt verstellen muss, ist das eine enorme Leistung für einen Schauspieler.

Neben den detailreichen Gedanken von Will konnte der Pilot mit weiteren, starken Szenen punkten. So ist zum einen die Enthüllung von Dr. Hannibal Lecter großartig gelungen. Nach außen hin spielt er den Psychologen, der alles am richtigen Ort hat und sich perfekt verhält. Blickt man hinter die Fassade, sieht man einen dunklen Menschen, der die Organe seiner Opfer isst. Hier muss wohl das Zerschneiden der Lunge erwähnt werden, das eine enorme Wirkung auf den Zuschauer hat, wenn man bedenkt, dass Hannibal kurze Zeit später ein Zusammentreffen mit Will hat und diesem sein Frühstück anbietet, in dem möglicherweise menschliches Fleisch enthalten ist. Da man als Zuschauer mehr Informationen besitzt, können die Macher in dieser Hinsicht ein wenig spielen und Hannibals Worte und Verhalten viel bedeutungsvoller erscheinen lassen. Sollte diese Partnerschaft zwischen den beiden auf diesem Niveau bleiben und Hannibal die Oberhand dabei haben, erwartet uns wohl eine Staffel voller Spannung, Verwirrung und Szenen, die man sich jetzt noch gar nicht vorstellen mag. Die richtige Ausgangslage wurde geschaffen, die Stimmung in diesem Piloten passt auch und die Hauptdarsteller sind eine Bereicherung. Laurence Fishburne als Dr. Jack Crawford hat noch wenig Profil und muss ausgearbeitet werden, denn dieser Darsteller verdient sehr viel mehr. Hier diente er nur als Mittel zum Zweck und sein Verhalten hat jetzt nicht wirklich dafür gesorgt, dass man unbedingt mehr von ihm sehen möchte. Auch Caroline Dhavernas als Dr. Alana Bloom konnte wenig beitragen, doch ihre Vergangenheit mit Will und Hannibal könnte in den nächsten Folgen ausgearbeitet werden und an Bedeutung gewinnen. Alle anderen Charaktere sind nach dem Piloten bereits in Vergessenheit geraten, weshalb hier deutlich wird, dass der Fokus auf der Beziehung zwischen Will und Hannibal liegt. Und das ist auch gut so!

Fazit

Geht man ohne konkretes Wissen zur "Hannibal"-Reihe in diese Serie, wird man mit einem Piloten belohnt, der nicht nur spannungsgeladene Momente zu bieten hat, sondern auch eine Story, die das Interesse steigert, ganz besonders, weil man als Zuschauer über mehr Informationen verfügt als der Hauptprotagonist. Die Realisierung von Wills Gedanken zieht den Zuschauer in eine eigene Welt und die musikalische Untermalung wird hier gezielt als Element eingesetzt, das Wills Fähigkeiten unterstreicht und diese mit seiner Angst verbindet. Wenn man Fan von Psychotrhillern ist, bleibt einem nach diesem Piloten nichts anderes übrig, als die Serie weiter zu verfolgen.

Alex Olejnik - myFanbase

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