Happy Town - Review des Piloten

Zugegebenermaßen habe ich vollkommen uninformiert bei "Happy Town" eingeschaltet. Mir war weder das Genre der Serie, noch die grobe Handlung bekannt. Einzig eine Reihe von Darstellern war mir bekannt und letztlich der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich mir den Piloten angesehen habe. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich glücklich über die Tatsache bin, dass ich keinerlei Informationen hatte, denn so wurde ich bereits in den ersten Minuten überrascht, was sich dann auch durch die gesamte Episode zog.
Wie wir es bereits aus "October Road" kennen, haben sich André Nemec, Scott Rosenberg und Josh Appelbaum wieder einmal für eine idyllische Kleinstadt entschieden, in der die Haupthandlung der Serie vollzogen wird. Doch während das Örtchen Knight's Ridge aus "October Road“ wirklich idyllisch ist, wird in Haplin nur der Schein gewahrt. Denn die erste Szene, die wir in "Happy Town" zu sehen bekommen, ist ein brutaler Mord. Doch dies bedeutet keineswegs, dass uns eine düstere Stimmung in der Serie präsentiert wird. Denn gleich in der nächsten Szene wird dem Zuschauer zum einen gezeigt, wie Hauptcharakter Henley Boone (Lauren German) von der geradezu nervig höflichen Miranda Kirby (Linda Kash) in der Stadt willkommen geheißen wird, und zum anderen wie Tommy Conroy (Geoff Stults) und seine Frau Rachel (Amy Acker) glücklich mit ihrer Tochter frühstücken und darüber sprechen, welch ein gutes Leben sie gemeinsam in Haplin führen. Dieser krasse Wechsel und Gegensatz, der sich durch die gesamte Episode zieht, macht unter anderem das Besondere und Sehenswerte an "Happy Town" aus.
In Anbetracht der skurrilen Charaktere, die uns im Piloten präsentiert werden, liegt ein erneuter Vergleich zu "October Road" nahe. Da mir genau diese überzogene Charakterdarstellung bereits dort sehr gut gefallen hat, war ich natürlich auch sofort in "Happy Town" für die Charaktere und ihre Eigenarten offen. Seien es die alten Damen in der Pension, die Mitarbeiter der Polizei, oder die anderen Einwohner der Stadt – man bekommt sofort das Gefühl, dass keiner von ihnen wirklich "normal" scheint, was die einzelnen Charaktere für mich gleich ein wenig liebenswerter und interessanter macht. Ihre Charakterzeichnung ist dabei keinesfalls unrealistisch, aber eben sehr ungewohnt und eigen, womit sicherlich so einige Zuschauer ihre Probleme haben könnten, die auf der Suche nach tiefgründigen Charakteren sind, die im Laufe der Zeit ernste Entwicklungen durchmachen.
Da ich "Happy Town" nicht als Charakter-Drama ansehe, ist mir lediglich wichtig, dass die Macher eine Balance zwischen der Charakterentwicklung und den Mystery-Elementen der Serie finden bzw. diese ordentlich zusammen bringen. Bisher wurden uns zwar einige Querweise geliefert, jedoch müssen diese auch weiter geführt und stimmig eingebaut werden. Ein Problem sehe ich derzeit vor allem bei Georgia Bravin (Sarah Gadon) und Andrew Haplin (Ben Schnetzer), denen man zwar eine nette "Romeo & Julia"-Geschichte gegeben hat, die jedoch im Laufe der Serie definitiv mit dem Mysterium an sich verknüpft werden sollte.
Neben der kurzen Einführung der Charaktere überwiegten vor allem die etlichen Mystery-Elemente von "Happy Town", die derzeit auch der hauptsächliche Grund dafür sind, dass ich die Serie weiterhin verfolgen werde. Dabei ist der anfängliche Mord noch der uninteressanteste Aspekt der Serie und hat für mich in dieser Episode, trotz der Nachforschungen der Polizei, kaum Bedeutung bekommen. Vielmehr wurde damit nur die eigentliche Geschichte eingeführt, die den Zuschauern offenbart, dass ein gewisser "Magic Man" sich vor Jahren dafür verantwortlich zeigte, dass einige Kinder verschwunden sind, von denen bis heute jegliche Spur fehlt.
Zusätzlich dazu beginnt Tommys Vater (M.C. Gainey) immer wieder den Namen Chloe in sämtliche Situationen einzubringen. Erst beim wiederholten Mal fällt dies wirklich auf und Tommy versucht der Sache auf den Grund zu gehen, bekommt von seinem Vater jedoch keinerlei brauchbare Antwort, da dieser scheinbar gar keine Chloe kennt und sich nicht daran erinnert diesen Namen jemals genannt zu haben. Kurz darauf trifft er dann auf Merritt Grieves (Sam Neill), der bereits jetzt so unglaublich unheimlich wirkt, dass er für mich bereits als potenzieller "Magic Man" ausscheidet, da dies viel zu offensichtlich wäre, und es kommt ein ernster Zwist zwischen den beiden zur Sprache. Dies alles lässt einen immer wieder mit vielen Fragen zurück, die dann ihren Höhepunkt finden, als sich Tommys Vater vollkommen desillusioniert in seinem Büro einsperrt und sein Sohn, sowie seine Arbeitskollegen dabei zusehen müssen, wie er sich die Hand abhakt und dabei vom "Magic Man" spricht. Während uns hier also viele Fragen entgegen springen, bekommen wir jedoch auch gleich eine Antwort auf die Frage nach Chloe geliefert: Es handelt sich dabei um Haplins neuste Einwohnerin Henley Boone, die auf ihrem Rücken das Symbol tätowiert hat, mittels dessen sich die Einwohner an die verschwundenen Personen erinnern. Zum Abschluss der Serie wird uns dann die blaue Tür am Haus des ermordeten Jerry Friddle präsentiert, von der Merritt Grieves sprach und die ein weiteres Indiz für das Mysterium der Stadt ist.
Wir wurden also mit vielen Mystery-Elementen überrannt, die alle derzeit noch ein wenig in der Luft hängen und nur ansatzweise etwas miteinander zu tun haben. Manchem Zuschauer mag das alles zu offen und zu verwirrend sein. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich die Einführung des Mysteriums im Piloten sehr gelungen fand und definitiv mehr über die einzelnen Aspekte und deren Zusammenhänge erfahren möchte, weswegen der Pilot bei mir voll und ganz eingeschlagen hat.
Fazit
"Happy Town" hat das Rad mit Sicherheit nicht neu erfunden und erinnert in Ansätzen an die überaus geniale Serie "Twin Peaks", versucht dabei jedoch keinesfalls dieses Serienhighlight zu kopieren – was ihr auch nicht gelingen würde, sondern schlägt seinen eigenen Weg ein. Das Hauptaugenmerk der Serie liegt auf den Mystery-Elementen, was die Serie im Piloten auch gut meistern kann. Der große Cast könnte der Serie zum Verhängnis werden, sollten die Macher sich dazu entschließen jeden einzelnen ausreichend Screentime zu gewähren. Belässt man es jedoch dabei die Charaktere als Spielfiguren für die Erkundung des Mysteriums an sich zu benutzen und versucht nicht jeden einzelnen Charakter mit viel Tiefe und Hintergrund zu versehen, dann könnte "Happy Town" auch im weiteren Verlauf eine sehr spannende und interessante Serie bleiben.
Annika Leichner - myFanbase
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