Review des Piloten

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Wer zwischen 1968 und 1980 noch nicht geboren bzw. noch ein kleines Kind war, dem dürfte der Titel "Hawaii Five-0" wahrscheinlich wenig sagen. Dabei konnte sich die Originalserie ganze zwölf Jahre im amerikanischen Fernsehen halten und gilt mittlerweile als eine der kultigsten Copserien aller Zeiten. Jetzt, dreißig Jahre nach dem Ende des Originals, hofft man beim Sender CBS, dass das Publikum bereit ist für eine Neuauflage der Abenteuer von Steve McGarrett, Danny Williams und Chin Ho Kelly. Doch verträgt die US-Serienlandschaft noch eine weitere Copserie bei der momentanen Überfülle an verschiedenen Polizeiformaten? Wenn sie so erfrischend daherkommt wie "Hawaii Five-0", dann durchaus.

Ganz im Sinne des Remake-Gedankens ist "Hawaii Five-0" so modern wie ein Actionpilot derzeit nur aussehen kann: Militärconvoys werden in die Luft gejagt, Autos zu Schrott gefahren und unzählige Magazine verballert. Man merkt deutlich, dass CBS keine Kosten und Mühen gescheut hat, um den Piloten visuell so ansprechend zu machen wie nur möglich. Hinzu kommen spektakuläre Stunts, größtenteils durch Hauptdarsteller Alex O'Loughlin selbst durchgeführt, der sich vor fahrende Autos wirft und von meterhohen Lagercontainern runterstürzt. Stellenweise erreicht die Episode dabei die Qualität eines Kinofilms, so hervorragend setzt Regisseur Len Wiseman die Action in Szene.

Alex O'Loughlin also. Nach dem Scheitern von "Moonlight" und "Three Rivers" setzt CBS nun ein drittes Mal auf den australischen Schauspieler, der die Fans vor allem in ersterer Serie um den Finger wickeln konnte. Als Protagonist Steven McGarrett, im Original dargestellt durch Jack Lord, weiß O'Loughlin aber erstmal nur bedingt zu überzeugen. Bisweilen wirkt er noch etwas hölzern als McGarrett und tut sich schwer, die Rachegefühle und die Trauer, von denen sein Charakter getrieben wird, zum Zuschauer zu transportieren. Glücklicherweise macht O'Loughlin dies mit seinem unumgänglichen Charme und dem unverschämt guten Aussehen wieder wett und qualifiziert sich damit als solider Hauptdarsteller. Heimlicher Star der Serie könnte hingegen Scott Caan werden, der als energetischer, schlagfertiger Danny Williams überzeugt und der bisweilen die besten Sprüche auf Lager hat. Komplettiert wird die Gruppe durch denn immer gern gesehenen Daniel Dae Kim sowie die bildhübsche Grace Park.

Diese sympathischen Hauptdarsteller und ihre Dynamik untereinander sind es letzten Endes, die über den doch etwas dünnen Plot hinwegtrösten können. Ein Sohn, der sich am Mörder seines Vaters rächen will, das hat man so oder so schließlich schon unzählige Male gesehen. Zwar legt die Story ein derartiges Tempo vor, dass Langeweile gar nicht aufkommen kann, aber dies wiederum verhindert jegliche Charaktertiefe. McGarrett wirkt derzeit noch völlig blass, gleiches gilt für Chin Ho Kelly (Kim) und Kona Kalakaua (Park); einzig Danny kann als geschiedener Vater zumindest ein bisschen Komplexität aufweisen. Doch an einen 40-minütigen Piloten – noch dazu einer Actionserie – kann man den Anspruch charakterlicher Mehrdimensionalität wahrscheinlich nicht stellen und an diesem Problem wird man hoffentlich in den kommenden Episoden arbeiten.

Als Copserie mit einem Schuss Komik und ganz viel Action kann "Hawaii Five-0" die an sie gestellten Erwartungen aber letztlich erfüllen. Zwar hapert es hier und da noch am Drehbuch, doch wie bei den meisten Copserien lautet eben auch bei "Hawaii Five-0" die Devise: TV einschalten, Kopf ausschalten und sich berieseln lassen. Bei den wunderschönen Landschaftsaufnahmen von Hawaii und Alex O'Loughlin vor der Kamera, kein Problem.

Maria Gruber - myFanbase

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