Hostages - Review des Piloten

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Ich habe mir gleich nach den Upfronts einige Trailer für die neue Season angeschaut und der zu "Hostages" hat mich sofort angesprochen und auch komplett überzeugt. Mit der Gefahr einer zu großen Erwartung bin ich jetzt in die erste Episode gegangen und so viel kann ich an dieser Stelle schon sagen, ich wurde nicht enttäuscht, sondern eher noch positiv überrascht.

"A Bad Thing For A Good Reason"

Foto: Toni Collette, Hostages - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Toni Collette, Hostages
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Zunächst war ich etwas verwirrt, weil der überaus kurze Einstieg, der auch noch ein Vorausblick war, irgendwie seltsam für eine neue Serie wirkte. Trotzdem überzeugte gleich die gesamte Atmosphäre, welche die Bedrohung der Geiselnahme auf allen Ebenen zu präsentieren wusste. Das Interesse wurde somit sofort geweckt und Spannung erzeugt. Danach folgt einer der besten Charaktereinführungen, die ich bisher erlebt habe. Duncan (Dylan McDermott) kommt als selbst überzeugter, kaltblütiger und schnellentschlossener Cop einfach nur genial herüber. Ich hatte das spontane Bedürfnis nach Szenenapplaus. "What if you've been wrong?" - "I wasn't!" Man weiß gleich, dass hier ein Mann eine Rolle spielt, dem man alles zutrauen kann, außer das, was kurz darauf präsentiert wird. Dass ausgerechnet Duncan der Kopf der Entführer ist, hat mich von den Socken gehauen. Spätestens hier sollte man Lust auf die Serie bekommen haben. Dazu muss man aber auch bis dorthin am Ball geblieben sein. Bei der Vielzahl von Neustarts ist man durchaus etwas ungeduldig. Die Vorstellung der Familie hatte durch aus ein paar Längen, auch wenn hier die Grundlage gelegt wurde, um besonders in Bezug auf die Kinder die kleinen Steine ins Rollen zu bringen, die im Verlaufe der Serie noch eine wichtige Rolle spielen sollten. Trotzdem ist das Interesse zunächst etwas geringer, ein Abschaltgrund war es aber keinesfalls.

Nachdem alle Grundlagen bekannt sind, fängt nun die eigentliche Story an. Ellen Sanders (Toni Collette) soll eine Routineoperation beim Präsidenten der Vereinigten Staaten durchführen und wird nun mit dem Leben ihrer Familie erpresst, damit die OP tödlich verläuft. Der spannende Ansatz hat einen kleinen Haken, den man vernachlässigen muss. Ich finde es nämlich seltsam, dass der behandelnde Arzt vor der OP schon derart in der Öffentlichkeit steht. Das verleitet nur unnötig. Selbst im Sport werden die Schiedsrichteransetzungen möglichst kurzfristig bekannt gegeben, damit man Manipulationen verbeugen kann. Beim US-Präsidenten ist eine Geheimhaltungsstufe durchaus angebracht. Das hätte das Konzept der Serie nicht zerstört.

Spannend ist dann natürlich, wie die Geiselnahme verläuft. Brian (Tate Donovan) ist aggressiv und nicht gerade hilfreich, die Kinder sind verängstigt und haben ihre persönlichen Probleme am Hals und Ellen versucht stark zu sein, denkt dabei auch über einen Ausweg nach, der mit jeder Minute aussichtsloser erscheint. Es ist schon sehr creepy, wie gut die Entführer vernetzt sind und quasi jeden Lebensbereich der Familie im Griff haben. Auch daraus entwickelt sich enormes Potenzial für die Serie, zumal schnell deutlich wird, dass die Entführergruppe keine kaltblütigen, rachsüchtigen Mörder sind, sondern ihre Aktion als notwendiges Übel ansehen und der Familie möglichst wenig schaden möchte. Durch diese menschlichen Züge baut man keine Schwarz-Weiß-Haltung auf, die Gut und Böse hervorbringt, sondern ist viel mehr interessiert, was denn da noch kommen mag. Was sind die Absichten? Warum soll der Präsident sterben? Wenn man "24 - Twenty Four" oder auch "Homeland" kennt, ist man quasi gewohnt, dass der Präsident eventuell Entscheidungen getroffen hat, die viel Leid und Unrecht zur Folge hatten. Diese Richtung erscheint auch hier plausibel, aber ich hoffe, dass es vielleicht noch kreativer ist und nicht die Standardvariante der letzten Jahre wird.

Während des Piloten habe ich mich natürlich gefragt, wie man mit der Grundidee eigentlich 15 Episoden füllen will. Natürlich bietet der Pilot auch dazu eine gute Lösung. Die OP muss verschoben werden. Manchmal ist es so einfach, dass man nicht selbst drauf kommt. Die Wendung am Ende ist genau das, was man braucht, um die Zuschauer am Ball zu halten, denn jetzt können sich alle Fäden entwickeln. Ellens Blick zeigt ihre Kampfbereitschaft, sich nicht so einfach befehligen zu lassen. Die Sorgen der Familie, Affäre des Mannes, Schwangerschaft der Tochter und Deals des Sohnes, gewinnen deutlich an Substanz, da die Familie nun nicht einen Tag sondern wohl 14 Tage überwacht werden muss. Und weitere Auswege und Komplikationen sind auch zu erwarten. Das verspricht viel Spannung. Der Cast ist auf dem Papier schon sehenswert und enttäuscht nicht. Und auch die Limitierung auf 15 Episoden verspricht ein komplett durchdachtes Konzept, das wohl nicht daran scheitern sollte, dass man die Geschichte künstlich dehnt, um die Serie zu verlängern. All das sind optimale Voraussetzungen dafür, dass die Serie halten kann, was der Pilot verspricht.

Fazit

Der Pilot von "Hostages" ist einer der spannendsten Auftakte seit langer Zeit. Das Grundkonzept der Serie überzeugt genauso wie die kleinen Geschichten, die enormes Potenzial für die 15 Episoden versprechen. An Spannung und Spekulationsmöglichkeiten mangelt es auch nicht. Es besteht also nur wenig Gefahr, dass das Interesse mit der Zeit verloren geht, zumal der Cast um McDermott und Collette ebenso ein Einschalten wert sind wie die Geschichte selbst.

Emil Groth - myFanbase

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