Review - House of Cards, Staffel 2
© 2013 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved.
Der Aufstieg des Frank Underwood geht weiter. Am Ende der ersten Staffel war er bereits durch Intrigen und Manipulationen zum Vizepräsidenten aufgestiegen, so dass als Ziel für die zweite Staffel eigentlich nur noch die Präsidentschaft in Frage kommen konnte. Da man einen Präsidenten jedoch so einfach nicht aus dem Weg räumen kann, geschweige denn aus seinem Amt vertreiben kann, musste sich Underwood schon etwas einfallen lassen, wie er Garrett Walker loswerden konnte.
Wie man es aus der ersten Staffel gewohnt ist, schreckt Underwood dabei vor nichts zurück. Doch dieses Mal wird es ihm nicht so einfach gemacht, denn gerade mit über schier unerschöpfliche Mittel verfügenden Raymond Tusk hat er dieses Mal einen mächtigen Gegenspieler, der ihn fast zu Fall bringt. Aber auch nur fast.
"The road to power is paved with hypocrisy, and casualties. Never regret."
Es ist schon sehr interessant zu sehen, wie Underwood agiert und kämpft und doch schleichen sich neben der durchaus immer wieder mal vorhandenen Spannung spätestens ab Mitte der Staffel ein paar Längen ein. Dies geschieht vor allem immer dann, wenn politische Interessenskonflikte thematisiert werden, die – so hat es den Anschein – möglichst kompliziert sein müssen, um irgendwie interessant zu sein. Dass man sich dabei als Nicht-Amerikaner ein wenig schwer tut, ist verständlich und manchmal kommt das Gefühl auf, als versuche man gezielt so viele Irrungen und Wirrungen einzubauen, dass selbst ein politisch versierter Zuschauer irgendwann den Faden verliert. Das ist ermüdend und alles andere als spannend. Natürlich braucht es einen Aufhänger, den Frank Underwood nutzen kann, um sich einen Vorteil gegenüber Tusk und Walker zu erarbeiten, doch ich bin mir sicher, dass es auch etwas weniger komplex geklappt hätte. So verliert man immer wieder den Faden in der Geschichte und hat dann irgendwann keine Lust mehr, sich mit dem politischen Geschehen auseinander zu setzen.
Am Ende behält Frank Underwood sowieso immer die Oberhand. Kevin Spaceys Darstellung des skrupellosen Politikers ist weiterhin auf höchstem Niveau, wenngleich die vor allem zu Beginn der Serie erfrischenden Durchbrechung der vierten Wand irgendwann nicht mehr sonderlich viel hergibt. Immer wenn sich Spacey an das Publikum wendet, wird klar, wie durchtrieben und kalt Underwood ist. Dass er das Böse in Person ist und seine ganz eigene Meinung zu den Themen hat, das wissen wir längst. Und daher wird es mit der Zeit überflüssig, dass er ständig irgendwelche Situationen kommentieren muss, die auch ohne seine zynischen oder sarkastischen Worte durchaus gewirkt hätten.
"The only thing more satisfying than convincing someone to do what I want is failing to persuade them on purpose. It's like a do not enter sign. It's just begs you to walk in the door."
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Was mir weiterhin sehr gut gefällt ist das Zusammenspiel zwischen Frank und Claire, allen voran als letztere in einem Interview vor laufender Kamera erklärt, einst vergewaltigt worden zu sein. Die Empörung darüber schlägt enorme Wellen, vor allem als herauskommt, dass es sich um einen hochrangigen Militärangehörigen handelt, der nicht nur Claire, sondern etliche junge Frauen missbraucht und vergewaltigt hat. Dies gibt Claire eine wunderbare Aufgabe, denn sie setzt nun alles daran, dass ihr Peiniger vor ein ziviles Gericht gestellt werden kann. Immer wieder hat sie politische Ambitionen und erhält dabei stets Hilfe durch ihren Ehemann, der Claires Engagement sogleich nutzt, um etwas Zwietracht in der Ehe zwischen First Lady Patricia Walker und ihrem Mann Garret zu säen.
Ich finde es immer noch fantastisch, wenn Claire und Frank zusammen sitzen und perfide Pläne schmieden. Die Affären mit Zoe Barnes und Adam Galloway sind am Ende unter den Teppich gekehrt worden und haben die Beziehung der beiden stärker denn je gemacht, auch wenn hin und wieder in Frage gestellt werden kann, ob die beiden eigentlich nur die pure Gier nach Macht zusammen hält oder ob es doch so etwas wie Liebe zwischen ihnen gibt. Nicht das erste Mal wird die Sexualität von Frank in Frage gestellt. Wurde bereits in der ersten Staffel angedeutet, dass er auf dem College homosexuelle Erfahrung gemacht hat und in der zweiten Staffel lässt er sich auf einen Dreier mit seiner Frau und seinem Bodyguard Edward Meechum ein, aus dem sich Claire nach einiger Zeit zurück zieht. Dies wirft natürlich die Frage auf, inwiefern er und Claire überhaupt eine echte Beziehung führen, die auf Liebe und Zuneigung besteht. Vielleicht sind beide ja nur zusammen, um voneinander zu profitieren. Diese Ambivalenz ist wirklich hervorragend inszeniert, denn man wird aus dem Paar am Ende einfach nicht schlau.
"Don't waste a breath mourning Miss Barnes—every kitten grows up to be a cat. They seem so harmless at first—small, quiet, lapping up their saucer of milk—but once their claws get long enough, they draw blood. Sometimes from the hand that feeds them. For those of us climbing to the top of the food chain, there can be no mercy. There is but one rule: Hunt or be hunted. "
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Was mich in dieser Staffel etwas stört ist die Art und Weise, wie mit für Frank potentiell gefährlichen Personen umgegangen wird. In der ersten Staffel musste Peter Russo bereits daran glauben, als klar wurde, dass er Frank mehr schaden als nützen kann und nun landet auch Zoe Barnes vor einem U-Bahn, als sie Frank damit konfrontiert, dass sie weiß, dass Peter Russo getötet worden ist. Zoe hätte das Potential gehabt, ein Dorn in Franks Seite zu werden, doch mit ihrem Tod ist diese Bedrohung ein für alle Mal dahin, da keiner der anderen Journalisten den Schneid hat, sich mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten anzulegen. Das ist etwas schade, denn die ganze Sache um Zoe wird viel zu schnell aufgelöst.
Leider gibt es in der Staffel keinen wirklich guten Gegner für Frank Underwood. Natürlich macht es Raymond Tusk ihm nicht gerade leicht und vor allem die Schlammschlacht, die er anzettelt, um erst Claire und dann auch noch Frank zu diskreditieren, ist wahnsinnig gut inszeniert. Am Ende nur kommt absolut nichts dabei herum. Die Affäre von Claire wird abgehakt und Frank verliert mit Freddy einen guten Freund, was ihn aber im Angesicht seines großen Zieles, nämlich Walker zu stürzen, absolut nicht zu tangieren scheint. Vor allem in Bezug auf Freddy hätte ich mir etwas mehr Emotionalität gewünscht, doch irgendwie passt es zu dem Charakter von Underwood, dass er Menschen, die durch sein Verschulden unter die Räder kommen, abhakt und zur Tagesordnung übergeht.
Dass es Underwood am Ende gelingt, den Präsidenten selbst aus dem Amt zu werfen, überrascht mich doch schon etwas. Garrett Walker wirkt jedoch auch nicht wie ein fähiger Staatsmann, so wie er sich von Männern wie Tusk oder auch Underwood manipulieren lässt. Wie jemand wie er, der absolut über kein Charisma verfügt, überhaupt zum Präsidenten gewählt werden konnte, bleibt über weite Strecken ein Rätsel. Keine Entscheidung kann er ohne Berater treffen, was an sich nicht verkehrt ist, doch Walker wirkt über weite Strecken wie eine Marionette eines Raymond Tusks, ohne eigene Ideen und Visionen, vor allem aber ohne Durchsetzungsvermögen oder Integrität. Am Ende nutzt er nicht einmal die Gelegenheit, Frank Underwood selbst als intriganten Strippenzieher zu outen, sondern überlässt ihm schier kampflos das Amt, in dem er zurück tritt. Nicht einmal Bill Clinton hat sein Amt so einfach hergegeben, obwohl es nach seiner Affäre mit seiner Praktikantin alles andere als gut für ihn aussah. Von daher ist es um den Präsidenten Garrett Walker am Ende auch nicht schade.
Die Szene, in der Frank Underwood vereidigt wird, dann sogleich eine unliebsame politische Entscheidung fällt und alleine das Oval Office bezieht, ist gewohnt stark und macht sofort Lust auf mehr. In den entscheidenden Szenen hat Kevin Spacey eine unglaubliche Präsenz, die den Charakter Frank Underwood zu einem der interessantesten der Serienlandschaft avancieren lässt. Die vielen Nominierungen für Emmy- und Golden Globe-Awards für ihn sind definitiv gerechtfertigt.
"I've done what I have to do. Now you do what you have to do. Seduce him, give him your heart. Cut it out and put it in his fucking hands!"
Nebenschauplätze gibt es diese Mal nicht viele. Man konzentriert sich auf die Familie Underwood und ihren politischen Kampf. Nur selten verlässt man das gewohnte Terrain und erkundet auch die anderen Charaktere. Die meisten Szenen erhält dabei noch Doug Stamper, der weiterhin eine unheimliche Obsession bezüglich Rachel Posner entwickelt und dabei nicht nur seine Position bei Underwood in Gefahr bringt, sondern auch noch mit seinem Leben spielt. Ob er tatsächlich tot ist, wird sich noch zeigen müssen. Der Verlust eines so wichtigen Mitarbeiters wie Stamper würde Frank sicherlich nicht so einfach wegstecken können und ich bin gespannt, was sich hier noch tut.
Sehr interessant ist auch die immer mehr durchbrechende menschliche Seite von Claire. Nicht nur in dem Moment, als sie die Vergewaltigung gesteht, ist sie verletzlich. Auch als sie ihren Schützling Megan Hennessey dabei zusehen muss, wie sie von ihren Depressionen aufgefressen wird, lässt sie nicht kalt, da sie weiß, dass sie einen großen Anteil daran hat, dass aus der jungen Frau ein seelisches Wrack geworden ist. Die Szene, als sie kurzzeitig weinend auf der Treppe zusammen bricht, ist wirklich fantastisch gespielt.
"One heartbeat away from the presidency and not a vote cast in my name. Democracy is so overrated."
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Am Ende der Staffel ist Frank Underwood am Zenith seiner Macht angekommen. Er ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Was soll nun kommen? Welche Ziele könnte er jetzt verfolgen? Gewählt zu werden (denn momentan ist er, wie er selbst sagt, ein demokratischer Präsident, ohne auch nur eine Stimme bekommen zu haben, was ein interessanter Ansatz ist). Zwei Staffeln lang einen übermächtigen Frank Underwood zu erleben, war interessant und spannend, doch diese Überlegenheit hat sich auch schon ein ganzes Stück abgenutzt. Was also könnte eine dritte Staffel beinhalten? Denn langsamen Abstieg des Frank Underwood? Ich bin wirklich gespannt.
Melanie Wolff - myFanbase
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