Huge - Review des Piloten
Ich muss zugeben, als ich zum ersten Mal von dem Grundplot von "Huge" gelesen habe, war ich alles andere als interessiert an der Show. Eine Serie, die in einem so genannten Dickencamp angesiedelt ist, verspricht für meine Begriffe nicht wirklich interessant zu werden. Zu groß ist die Gefahr, in eines der drohenden Klischeeecken abzurutschen, entweder die übergewichtigen Protagonisten als reine Witzfiguren zu benutzen und sich mit flachen Sprüchen über fette Menschen über Wasser zu halten, oder in die pseudopsychologische, mit dem erhobenen Zeigefinger drohenden Dramaschiene abzudriften. Weder auf das eine noch das andere habe ich Lust, mir es als Serie anzuschauen. Da aber die Namen der Serienschöpferin Winnie Holzman, die immerhin für den Meilenstein der Teen-Dramen "Willkommen im Leben" verantwortlich war, und Gina Torres (einmal "Firefly"-Fan, immer "Firefly"-Fan) involviert sind, habe ich doch beschlossen mir das Ganze einmal anzuschauen.
Und ich muss zugeben, dass "Huge" es geschafft hat, im positivsten Sinne zu überraschen. Fühlte ich mich in den ersten zehn Minuten des Piloten, in dem die Hauptfigur Will (Nikki Blonsky) einen frechen Strip bis auf den Badeanzug vor dem gesamten Camp hinlegt, noch nahe an der Fremdscham, hat man mich doch mit den warmherzig gezeichneten und wunderbar vielschichtigen Charakteren innerhalb einer Episode für sich eingenommen. Die Serie schafft die Gradwanderung, das Thema Übergewicht zwar als Leitfaden zu haben, aber sich nicht darüber zu definieren. Natürlich spielen die Gewichtsprobleme der Campteilnehmer eine große Rolle in der Serie und es wäre extrem unglaubwürdig, wäre dies nicht der Fall. Aber die Charaktere und die Handlungsstränge definieren sich nicht darüber. Sie sind alle für sich individuelle junge Menschen, die sehr realistisch in ihren Gefühlen, ihren Unsicherheiten und auch ihren Stärken dargestellt werden. Man fühlt sich in einigen Momenten an die Authentizität von "Friday Night Lights" erinnert, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hätte. Und neben den starken Dramaelementen, die sich aus dieser realistischen Sichtweise automatisch ergeben, schafft es die Pilotepisode doch, diese Schwere durch liebenswerte und witzige Szenen auszugleichen. Die Balance zwischen den gegensätzlichen Stimmungen ist wirklich sehr gelungen, und so schließt man die Camp-Teilnehmer unheimlich schnell ins Herz. Sei es die impulsive, extrovertierte Will, die schüchterne Becca (Raven Goodwin) oder die unverhoffte Schönheit Amber (Hayley Hasselhoff). Alle Charaktere haben ihre eigenen Macken und Liebenswürdigkeiten, die sie dem Zuschauer gleich nahe bringen. Und die Geschichten die erzählt werden, entwickeln sich anders als man vielleicht erwartet hat und führen zu ehrlichen, berührenden Szenen.
Die Mitglieder des "Camp Victory" sind mir jedenfalls nach diesen ersten 40 Minuten schon richtig ans Herz gewachsen, besonders liebenswert finde ich momentan vor allem Amber, die von der Tatsache, dass sie in dieser Umgebung die dünnste und hübscheste ist, ziemlich überwältigt und auch überfordert zu sein scheint. Ihre Annäherung an den attraktiven Sporttrainer George (Zander Eckhouse) geschieht auf so eine liebenswerte, zauberhafte und besonders behutsame Weise, dass mir in der Retrospektive die Holzhammermethode einer ähnlich angelegten Geschichte in "Pretty Little Liars" gleich noch etwas aufgesetzter und gekünzelter erscheint. Mit Will habe ich im Moment noch etwas größere Anfreundungsprobleme, da ich dieses generelle rebellische Verhalten eigentlich nicht wirklich mag. Aber ihre Interaktion mit Dr. Rand (Gina Torres) und auch mit Amber gefällt mir, und ihre kleine Szene mit Ian (Ari Stidham), in der sie sich über die Liebe zur richtigen Musik anfreunden, war wirklich zauberhaft.
Fazit
"Huge" verspricht nach dem Piloten eine sehr realistische und ehrliche Teenagerserie zu werden, die sich zwar vermehrt mit dem Thema Gewicht beschäftigt, aber bei weitem nicht ausschließlich damit. Aufgelockert durch witzige, herzerwärmende Momente hat die Serie das Potential, sich zu einer kleinen Perle zu entwickeln. Für mich mit Abstand der beste Pilot des Sommers 2010 bisher.
Cindy Scholz - myFanbase
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