Hung - Um Längen besser - Review des Piloten
Wenn ein Mittvierziger plötzlich beschließt, sein Geld als Gigolo zu verdienen und sich selbst den Namen Big Donnie gibt, dann wird einem bewusst, wie tief die Weltwirtschaftskrise bereits in das Leben der "normalen Bürger" eingedrungen ist. Es ist hinlänglich bekannt, dass Lehrer an öffentlichen, amerikanischen Schulen bei weitem nicht so gut bezahlt werden wie viele alteingesessene, verbeamtete Oberstudienräte hierzulande. Umso tragischer erscheint, dass ein Bürger, der sich um die Zukunft unserer Kinder kümmern soll, ein Schicksalschlag nach dem anderen ereilt und er am Ende sogar dazu bereit ist, sein Heil in der Flucht ins Sexgewerbe zu suchen. Ob sein Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird, das darf noch bezweifelt werden, wenn man mal betrachtet, wie unbeholfen sich Ray Drecker all die Zeit über anstellt. Die kommenden Episoden versprechen viel Situationskomik und ein paar Fremdschäm-Szenen, doch ob so etwas auf Dauer funktionieren kann, bleibt abzuwarten.
"Hung" erfindet sicherlich das Genre Comedy nicht neu. Und definitiv gibt es Serien, die witziger sind, bessere Storylines oder interessantere Charaktere bieten können. Viele der Gags waren schon einmal in ähnlicher Form auf der Leinwand zu sehen, einige versickern sogar unbeachtet im Fernseh-Nirvana, doch irgendwie hat die Serie dann doch wieder einen gewissen Charme.
Auch die Idee, einen Durchschnittsbürger zum Gigolo werden zu lassen, ist nicht unbedingt innovativ, aber dank Thomas Jane verzeiht man dem Drehbuch den ein oder anderen Durchhänger in der Mitte der Episode. Jane spielt die innere Hilflosigkeit von Ray überzeugend und avanciert bereits in den ersten paar Minuten zum bemitleidenswerten Verlierer ohne Zukunftsaussicht, dem der Zuschauer nichts wirklich krumm nimmt. Und in der Zeit der großen Wirtschaftskrise sieht man doch immer wieder gerne an, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlimmer ergeht als einem selbst.
Nach all den Hochglanzsserien der heutigen Zeit, in der sich neureiche Designer-Teenager um die neuesten Klatschthemen streiten oder erfolgreiche Chirurgen ihre Neurosen pflegen, ist es doch erfrischend, endlich mal wieder einen Nobody im Zentrum des Geschehens zu sehen. Ray ist sicherlich kein Al Bundy, doch insgesamt bietet er dem Zuschauer zu Hause vor dem Fernseher einfach mehr Potential, sich mit dem Charakter zu identifizieren. Wenngleich es dann etwas abstrus erscheinen mag, dass die Serie auf einem Kabel-Sender läuft, der in den USA bekanntlich nur als PayTV bezogen werden kann.
Apropos Kabel-Sender. Diese, vor allem auch HBO, sind für ihre anzüglichen Serien bekannt, die keine Tabus kennen und in denen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Auch "Hung" (man beachte bereits den vielsagenden Titel) reiht sich nahtlos in die Reihe der Tabubrecher mit ein. Es wird hemmungslos über das Thema Sex, Prostitution und Penislänge gesprochen, doch in der heutigen Zeit ist dies wahrscheinlich nur im prüdem Amerika noch heikles Gebiet.
Neben Thomas Jane kann auch der Rest des Casts überzeugen, allen voran Jane Adams, die den Part der Tanya übernimmt. Anne Heche dagegen hätte ich beinahe nicht registriert, so unbedeutend und unliebsam ist ihre Rolle angelegt. Die beiden Jungschauspieler geben ihr Bestes, doch im Zuge der Darstellung von Rays Wandel vom Lehrer zum Gigolo treten sie hinter den beiden Hauptdarstellern etwas zurück.
Fazit
Ob sich die Serie am Ende durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Ich hab mich während des Piloten jedenfalls köstlich amüsiert und werde definitiv wieder einschalten.
Melanie Wolff - myFanbase
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