Interview mit Aaron Abrams
Juni, 2013 | In der Midseason 2013 startete "Hannibal" auf NBC. Das neue Projekt von Bryan Fuller basiert auf den Ereignissen des Romanes "Red Dragon" von Thomas Harris und befasst sich mit der Beziehung zwischen Will Graham (Hugh Dancy) und dem Serienkiller Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen). Aaron Abrams spielt darin die Rolle des intelligenten Mediziners Brian Zeller, der sich auf die Feststellung der Todesursache in Mordfällen spezialisiert. Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Aaron zu führen und ihn neben seiner Rolle in "Hannibal" auch zu seinen früheren Rollen in "Rookie Blue" und "The L.A. Complex" zu befragen.
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
1. Du wurdest in Toronto, Kanada, geboren, wo auch die Dreharbeiten deiner letzten Serien stattgefunden haben. Begann deine Schauspielkarriere ebenfalls dort?
Ja, ich habe als Kind angefangen zu schauspielern. Ich bin auf eine Kunstschule mit Schwerpunkt Schauspielerei gegangen. Dann bin ich an einer Schauspielhochschule in Chicago gelandet. Dort haben sie den Kanadier aus mir herausgeprügelt. Ich habe angefangen zu fluchen und allgemein unhöflicher zu sein. Aufgrund der Charaktere, die ich manchmal spiele, kommt mir das nun sehr gelegen.
2. Brian Zeller, dein Charakter in "Hannibal", hat einen medizinischen Abschluss und arbeitet für die Abteilung, die sich mit Verhaltensmustern beschäftigt. Ist das ein komplett neuer Bereich für dich? Falls ja, was ist das Beste an dieser Rolle?
Er ist mit Sicherheit der intelligenteste Charakter, den ich je gespielt habe. Deshalb ist das alles etwas heikel, da ich grundsätzlich ein großer Dummkopf bin. Ich weiß, dass es zur Schauspielerei dazugehört, sich als jemand auszugeben, der man nicht ist, doch um das zu tun, muss man wissen, womit man es zu tun hat. Deshalb ist es die größte Herausforderung für mich, so viel wie möglich über Kriminaltechnik und Medizin zu lernen. Gleichzeitig ist das aber auch das Beste an dieser Rolle.
3. In "Hannibal" sieht man oft gruselige Tatorte und schrecklich verstümmelte Leichen. Haben diese Szenen Einfluss auf deinen Schlaf oder ist es weniger erschreckend, wenn es nur die Kulisse für eine Szene ist?
Die Szenen haben keine Auswirkungen auf meinen Schlaf, jedoch kann die Brutalität oft die Szene beeinflussen. Die Abteilung, die für das Szenenbild verantwortlich ist, macht einen großartigen Job, da alles sehr real aussieht. Es gibt Momente, in denen Zeller ein wenig durch den Wind ist oder das, was er sieht, Einfluss auf sein Verhalten hat. Oft ist es nicht meine Entscheidung, sondern etwas, das in die Szene mit einfließt und dem ich mich dann anpasse.
4. In den meisten Szenen sieht man dich gemeinsam mit Laurence Fishburne. Wie arbeitet es sich mit ihm zusammen?
Ich hatte bisher sehr, sehr viel Glück, mit einigen großartigen Schauspielern zusammen arbeiten zu können. Russel Crowe, Hillary Swank und ja, die Arbeit mit Mr. Laurence Fishburne gehört zu den größten Vergnügen meines Lebens. Er ist eine Legende und ein Meister. Er gibt sehr viel und man hat das Gefühl, ständig etwas zu lernen, wenn er da ist. Nicht nur das, er ist einfach ein großartiger Typ. Ich kann nicht genug über ihn erzählen. Scott Thompson hingegen... Ugh. Dieser Typ ist unverbesserlich. Ich mache natürlich einen Witz. Bitte stellt sicher, dass ich hier einen Witz mache. Ich möchte nicht, dass Scott mich schon wieder verhaut.
5. Dein Charakter streitet sich für gewöhnlich mit jemandem und seine Dialoge sorgen meistens für eine lustige Auflockerung. Wie wichtig ist das für eine Serie wie "Hannibal"?
Bryan Fuller hat eine Menge witziger Menschen für die Serie gecastet, wahrscheinlich weil er gedacht hat, dass es wichtig ist, die Atmosphäre aufzulockern. Ein wenig Leichtigkeit macht die Schatten sogar noch dunkler. Hört sich das schlau an oder nicht? Ich weiß es nicht. Zeller ist der Schlaue, nicht ich.
6. Da Mads Mikkelson aus Dänemark und Hugh Dancy aus Großbritannien kommt, habt ihr die Möglichkeit, euch über eure unterschiedlichen Kulturen oder besonderen Traditionen auszutauschen?
Ich bin irgendwie der einzige Kanadier in der Serie und da wir in Toronto drehen, darf ich ein bisschen den Botschafter spielen. Ich habe ihnen gesagt, wo sie hingehen müssen, um Pizza zu essen oder sich zu betrinken... und das war's auch schon. Also ja, ich war der Botschafter für diese beiden Dinge.
7. In "Rookie Blue" hast du den korrupten Polizisten Detective Donovan Boyd gespielt. Am Ende der zweiten Staffel wird den Zuschauern bewusst, wer er wirklich ist. Zu welchem Zeitpunkt hast du gewusst, dass Boyd diesen Weg gehen wird? Hast du dir jemals ein anderes Ende für ihn vorgestellt?
Die großartigen Autoren und Produzenten von "Rookie [Blue]" haben mich die meiste Zeit im Dunkeln gelassen, weshalb ich oft vor mich hinträumen konnte, was passieren wird. Ich habe mir vorgestellt, dass Boyd als Held stirbt und Andy und Gail über seiner Leiche weinen. Anschließend kämpfen sie darum, wer den letzten Kuss bekommt, schwören sich für den Rest ihres Lebens im Zölibat zu leben, weil Boyd der einzig wahre Mann war, den sie kannten. Letzten Endes haben es die Autoren wohl richtig gemacht. Er musste im Gefängnis landen oder irgendwo als Kaufhauscop arbeiten.
8. Die Chemie zwischen dir und den anderen Cops der 15 Division ist in der Serie sehr gut. Wie seit ihr hinter der Kamera miteinander ausgekommen?
Oh Mann, sie sind die Besten. Die Jungs und ich sind super eng befreundet. Ol', wie war nochmal sein Name? Und dieser andere Typ. Die Blonde und der Typ mit seinen Bonbons-Rezepten. Oh Mann. Super eng. Wir sind wie eine Familie. Aber ernsthaft, sie sind alle sehr nett. Ich denke sie harmonieren aufgrund ihrer Beziehungen hinter der Kamera so gut miteinander. Wenn man Fan dieser Serie ist, wäre man nicht enttäuscht zu sehen, wie witzig, großzügig und großartig sie sind. Außer einem von ihnen. Der Eine mit dem Gesicht. Ich hab den Namen vergessen.
9. Es gibt viele faszinierende, gefährliche und aufregende Fälle in "Rookie Blue", z.B. als Dov Epstein seinen Fuss auf eine Bodenplatte, die unter Druck steht, stellt oder als Andy McNally sich in einem Gebäude befindet, das droht, zusammenzufallen. Die Storys der Autoren werden immer besser. Welcher Fall hat dich am meisten beeindruckt?
Wie ich sie kenne, würde ich sagen, dass der beste Fall noch kommt. Doch der eine Fall, als Travis [Milne] eine weiße Jeans anziehen musste, war schon sehr gefährlich. Hier wurden die Zuschauer praktisch dazu herausgefordert, den Sender zu wechseln.
10. In #2.11 A Little Faith war Det. Boyd dafür verantwortlich, dass Andy McNally und Sam Swarek endlich zusammen gekommen sind, um die neue Beziehung anschließend beinahe zu zerstören. Hast du aufgrund des Verhaltens deines Charakters jemals negative Reaktionen der Fans abbekommen?
Ja, weißt du was? Du hast hier etwas sehr Interessantes angesprochen. Boyd bekommt nicht genug Anerkennung dafür, dass er Andy und Sam überhaupt erst zusammengebracht hat. Also was soll's, dass ich die Beziehung beinahe zerstört habe. Ist es nicht Boyds Recht, da er dafür gesorgt hat, dass sie zusammen kommen? Was die negativen Reaktionen angeht, denke ich, dass "Rookie Blue"-Fans schlauer sind, als über mich persönlich verärgert zu sein. Die einzige negative Reaktion, die ich je bekommen habe, war "Wie kommt es, dass Sam dich nie ins Gesicht geschlagen hat??" ... was sich, um ehrlich zu sein, für mich mehr nach einer negativen Reaktion für Sam anhört.
11. In "The L.A. Complex" bist du in der Reality-Show innerhalb der Serie und mit Jewel Staites Raquel manipuliert deinen Charakter Ricky, womit alle in Schwierigkeiten. Wie war es für dich, diese Rolle zu spielen, denn es steckt ein Fünkchen Wahrheit dahinter, wie diese Reality-Shows gemacht werden, richtig?
Diese Szenen mit Jewel könnten die witzigsten sein, die ich jemals gedreht habe. Jewel und ich sind im "wahren Leben" befreundet... ugh, ich habe gerade Anführungszeichen in der Luft gemacht, als ich "wahres Leben" gesagt habe. Das sagt schon was aus. Und es ist peinlich. Das ist der Punkt, wo man weiß, dass man mit einem Schauspieler spricht, wenn das "wahre Leben" Anführungszeichen bekommt. Jedenfalls ja, ich bin ein begeisterter Zuhörer des Podcasts "This American Life", wo eine Geschichte erzählt wurde, die sich hinter der Kamera einer Reality-Show abgespielt hat. Die Autoren von "L.A. Complex" und ich wollten davon etwas einbauen. Etwas "Reales" in L.A. zu finden ist das, was die Serie ausgemacht hat und eine "Reality"-Show, in der Produzenten und Schauspieler miteinander konkurrieren und die Manipulation zu ihrem Vorteil nutzen, schien dafür perfekt.
12. Du warst ebenfalls als Autor und Produzent für "The L.A. Complex" tätig. Was kam zuerst, das Arbeiten hinter oder vor der Kamera?
Ich habe das Schreiben nur angefangen, um mehr Schauspieljobs zu bekommen. Ich hatte Glück, dass es funktioniert hat. Ich arbeite immer daran, zurück hinter die Kamera zu kommen, ich schreibe immer. Doch vor der Kamera zu stehen, kommt sicherlich zuerst. Im Grunde bin ich eingebildet. Sehr, sehr eingebildet.
13. myFanbase ist ein Onlinemagazine, das sich mit US-Serien beschäftigt. Hast du eine oder mehrere Lieblingsserie(n)?
Ich bin gerade erst mit "House of Cards" fertig geworden und habe es wirklich genossen. Ich habe "Deadwood" geliebt. Ich genieße Serien, die fortlaufend sind, die komplexe Handlungsstränge über ganze Staffeln erzählen. Ich mag TV-Serien, die sich mehr wie ein Film anfühlen. Deshalb freue ich mich sehr darüber, bei einer Serie wie "Hannibal" mitarbeiten zu dürfen. Siehst du, was ich gerade getan habe? Wie ich das Thema zurück auf "Hannibal" gebracht habe und wie jeder diese Serie schauen sollte, weil sie großartig ist? Ein ziemlich schlauer Schachzug, richtig? Ganz besonders für einen Typen, der vorgibt, nur im Fernsehen schlau zu sein.
Vielen Dank, Aaron, viel Glück mit "Hannibal" und deinen zukünftigen Projekten!
Alex Olejnik - myFanbase
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