James McAvoy und Jon S. Baird im Interview zu "Drecksau" (Oktober 2013)
Mit "Drecksau" kommt am 17. Oktober eine weitere Verfilmung eines literarischen Werkes vom britischen Kultautor Irvine Welsh in die Kinos. In der Hauptrolle eines sich mit Alkohol, Drogen und Selbsthass sich immer weiter selbst zerstörenden schottischen Gesetzeshüter ist der schottische Charaktermime James McAvoy zu sehen, der im Jahr 2007 mit der Bestselleradaption "Abbitte" seinen großen internationalen Durchbruch schaffte und danach seinen Bekanntheitsgrad immer weiter steigerte. So war er unter anderem im Jahr 2008 in dem Actionknaller "Wanted" neben Angelina Jolie zu sehen, spielte im Jahr 2010 unter der Regie von Hollywood-Legende Robert Redford im Historiendrama "Die Lincoln Verschwörung" die Hauptrolle und war im Jahr 2011 als Charles Xavier im Comicblockbuster "X-Men: Erste Entscheidung" zu sehen. Zuletzt glänzte er in Danny Boyles Drama "Trance - Gefährliche Erinnerung" in einer zentralen Rolle. Trotz dieser vielfältigen Rollen kann die Hauptrolle in "Drecksau" sicherlich als eine der härtesten des jungen Schauspielers bewertet werden. Regie bei dem Film würde der Schotte Jon S. Baird, der nach dem Hooligan-Drama "Cass" damit seinen zweiten Langfilm ablieferte.
myFanbase hatte die Möglichkeit sowohl Regisseur Jon S. Baird, als auch Hauptdarsteller James McAvoy in Hamburg zum Interview zu treffen und etwas näher über den Film zu sprechen. Dabei wurden die Interviews getrennt voneinander gehalten und als erstes bekam man zusammen mit zwei weiteren Kollegen die Gelegenheit Regisseur Jon S. Baird zu interviewen. Dieser war dann auch ein überaus angenehmer Gesprächspartner, der mit viel Freude und Leidenschaft über den Film erzählte. Zunächst ging es um die persönliche Wichtigkeit des Filmstoffs für den Regisseur, der gleichzeitig auch als Produzent und Drehbuchautor tätig war. Für ihn sei dieser Stoff auch deshalb so wichtig gewesen, da ihn die Buchvorlage, wie auch dessen Hauptfigur sehr begeistert und interessiert hätten. Die Mischung aus Komplexität und dem Gefühl der Verachtung, die man für diese Figur empfinde er als sehr spannend.
Schnell kam das Gespräch auch auf die Stadt Hamburg, in der der Film teilweise gedreht wurde. Regisseur Baird machte deutlich, dass gerade die Szenen in Hamburg besonders wichtig für die Erzählstruktur des Films seien, da dort der erste und letzte Teil des Films miteinander verbunden werden. Auch erzählte er, dass diese Szenen im Buch eigentlich in Amsterdam spielen, man für den Film aber Hamburg als die frischere und interessantere Variante angesehen hätte, da dessen Rotlichtbezirk noch nicht so häufig in Filmen eine gewichtige Rolle gespielt habe. Als größte Herausforderung, ein solch schwieriges Buch wie das von Irvine Welsh zu adaptieren, nannte er den Umstand, dass man im Drehbuch die fehlende narrative Stringenz der Buchvorlage versuchen musste aufzufangen, um einen kohärenten erzählerischen Rahmen zu finden.
Der Film ist sehr intensiv und emotional aufwühlend, weshalb auch die Emotionen, die dieser Film wohl beim Publikum hervorruft, thematisiert wurden. Baird machte in diesem Kontext deutlich, dass der Film bei vergangenen Vorführungen stets andere Reaktionen erzeugt habe. Interessant zu sehen wäre aber, dass besonders das weibliche Publikum viel mehr Empathie für die Hauptfigur Bruce aufbringen könnte, als das männliche. Einen großen Anteil am Gelingen dieses alptraumhaften Filmes ist Hauptdarsteller James McAvoy, für den Regisseur auch viele lobende Worte fand. So beschrieb er James McAvoy als außerordentlich intelligent und professionell und bescheinigte ihm die Fähigkeit dazu mal selbst als Regisseur tätig zu werden. Dabei wäre James McAvoy zunächst als zu jung für diese Rolle eingeschätzt worden, doch diese Zweifel verflüchtigten sich nach dem ersten persönlichen Gespräch, in dem sofort klar wurde, dass der Schotte McAvoy die perfekte Wahl für diese schwierige Rolle sei. Am Ende kam das Gespräch noch auf zukünftige Projekte des Regisseurs, zu denen er sich aber noch nicht konkret äußern konnte. Nur machte er klar, dass diese sicherlich ganz anders sein werden, als "Drecksau".
Danach stand dann das Interview mit Hauptdarsteller James McAvoy an, der zwar sichtlich müde war, trotzdem versuchte auf jede Frage eine ausführliche Antwort zu geben und sich auch ansonsten als sehr höflicher und unkomplizierter Gesprächspartner erwies, dessen schottischem Charme man sich kaum entziehen konnte. Im Zentrum dieses Gesprächs stand die von McAvoy hochintensiv verkörperte Figur des amoralischen Gesetzeshüter Bruce Robertson. McAvoy machte deutlich, dass es für diesen Charakter keine Erlösung gäbe und dass der größte Kampf dieser Person der Kampf gegen die eigene gefühlte Wertlosigkeit sei, an der diese aber immer wieder scheitere. McAvoy sagte dann auch, dass er es geliebt habe, diese Figur zu spielen, auch wenn die Dreharbeiten stellenweise sehr hart, anstrengend und nervenaufreibend gewesen wären. Besonders die Dreharbeiten in Hamburg seien sehr düster und heftig gewesen und er bezeichnete Hamburg auf verschiedenen Ebenen auch als das Ende: Das Ende der Dreharbeiten und auch das Ende der eigenen Kraft. Insgesamt machte er aber auch klar, dass er es besonders genossen habe, einen schottischen Charakter zu spielen und auch mit einer schottischen Crew zusammen zu arbeiteten.
Den Film selbst beschreibt McAvoy als tragische Komödie, die sich um Themen wie Selbsthass, persönliche Unsicherheiten und die schlimmen Dinge drehe, die wir anderen antun. Zentral gehe es seiner Ansicht nach aber um all die verschiedenen Facetten von Missbrauch. Aufgrund dieser harten Themen und auch wegen der mehr als kontroversen Hauptfigur könne McAvoy selbst auch verstehen, dass nicht jedem der Film gefallen würde und das es viele geben werde, die diesem Werk nichts abgewinnen könnten und es sogar auch hassen würden. Aber das Ziel sei es auch gewesen, einen Film zu machen, der die Leute zu Positionen zwinge und den man entweder liebt oder hasst. Bei der Vorbereitung auf diese Rolle habe McAvoy sich dann auch seinen eigenen Ängsten gestellt; im Gegensatz zur Hauptfigur Bruce habe er seine Ängste aber Kontrolle. Schlussendlich ging es dann auch um McAvoys Ambitionen selbst mal als Regisseur tätig zu werden. Er gibt zu, dies auf jeden Fall in Zukunft machen zu wollen, nur habe er dafür noch nicht das richtige Projekt gefunden. Seine eigenen Ideen seien bisher aber alle noch zu düster und deshalb kaum zu realisieren gewesen.
Zuletzt ging es auch noch kurz um zukünftige Projekte. Das größte davon ist sicherlich der neue "X-Men"-Film "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit", welcher mit James McAvoy in der Hauptrolle am 22. Mai 2014 in deutschen Kinos kommen wird.
Zur Rezension von "Drecksau"
Clips und Making-Of zu "Drecksau":
Moritz Stock - myFanbase
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