Interview mit Missy Peregrym

Das folgende Interview mit Missy Peregrym aus "Rookie Blue" wurde uns von 13TH STREET exklusiv zur Verfügung gestellt. Die vierte Staffel von "Rookie Blue" wird von 13TH STREET ab dem 5. Januar 2014 immer sonntags um 20:13 Uhr gezeigt.

Missy Peregrym spielt im kanadischen Polizisten-Drama "Rookie Blue" die Rolle der Andy McNally. In diesem Interview erzählt sie über den Beginn der vierten Staffel, wie sich ihr Charakter über die Staffeln verändert hat und wie die Show ihre Sichtweise auf die Arbeit von Polizisten verändert hat.

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Foto: Missy Peregrym, Rookie Blue - Copyright: 13TH STREET/Caitlin Cronenberg
Missy Peregrym, Rookie Blue
© 13TH STREET/Caitlin Cronenberg

Was kannst du uns über die vierte Staffel [von Rookie Blue] sagen?

Am Ende der letzten Staffel ist mein Charakter gerade undercover gegangen. Zu Beginn der Staffel sind jetzt sechs Monate vergangen. Alles ist anders, obwohl sich nichts wirklich verändert hat. Ich komme zurück und glaube, dass ich über Sam hinweg bin und nur meinen Job mache, aber dem ist nicht so. Ihn zu sehen ist schwierig. Aber er hat die ganze Sache hinter sich gelassen, was echt hart ist. Die Dynamik ist anders. Chris hat einen Sohn, was verrückt ist. Ich denke, wir alle werden auf unterschiedliche Weise erwachsen. Jerry zu verlieren, war letztes Jahr so, als ob man ein Familienmitglied verliert und wir alle treffen Entscheidungen, die uns voneinander entfernen, was jedoch normal ist. Bezüglich Andy glaube ich, dass sie für ihre Handlungen in der Vergangenheit endlich Verantwortung übernimmt und akzeptiert, dass sie sich für ihren Job und gegen Sam entschieden hat. Nun muss sie die Veränderungen akzeptieren. Genau das passiert im Moment und ich weiß nicht, wohin sich der Rest der Staffel bewegt. Im Moment kenne ich nur die Handlung bis Episode fünf.

Finden wir viel über die Undercover-Mission heraus oder überspringt man das und es geht nur darum, dass du zurück kommst?

Wir sehen die Mission nur in der ersten Episode. Anscheinend verstehen sich Andy und Nick Collins richtig gut. Sie haben zusammen gelebt und Freund und Freundin gespielt. Für Andy ist das Arbeit – ich spreche nicht für Nick, aber hier gibt es schon eine Vertrautheit, die man bemerken sollte. Es ist wie mit der Schauspielerei – eine sehr eigenartige Sache. Du lebst dein Leben und dann gehst du auf die Arbeit und gibst vor, mit jemand anderem in einer Beziehung zu stecken und verwundbar zu sein. Am Ende des Tages ist es nur ein Job, aber du bringst dich in eine Situation, in der du dich in keinem anderen Job bringen würdest und das ist etwas eigenartig. Es war interessant und auch vertraut. Aber eigentlich kommen wir nur in die Einheit zurück. Mehr kann ich nicht sagen.

Andy hatte Beziehungen mit Sam und Luke. Wer passt am besten zu Andy?

Oh je. Ich weiß nicht, denn anscheinend mag Andy unterschiedliche Typen. Ich denke, sie gibt jedem eine Chance. Genau wie Andy sich verändert, ändert sich ihr Geschmack in Männern. Sie wächst, lernt mehr über sich selbst und erkennt, wer sie ist und braucht diese Veränderungen. Luke und Sam waren sehr unterschiedlich. Sie hat sich für Luke entschieden, weil er die sichere Wahl war und sie wusste, woran sie bei ihm war. Es hat ihr keine Angst gemacht, sich auf ihn einzulassen, was natürlich blöd war, als er sie betrogen hat, weil sie dann erkannt hat, dass er eben nicht die sichere Wahl war.

Mit Sam hatte sie eine gewisse Chemie und die war sehr stark und sie sind Teamkameraden, was natürlich sehr riskant ist. Man hat zwei sehr unabhängige Menschen, bei denen es keine Garantie gibt, dass die Beziehung funktioniert, und ich denke, Andy wollte, dass sie funktioniert. Das ändert viel für sie. Ich glaube, man kann jemanden treffen und die Dynamik ist plötzlich eine komplett andere – man lernt mit jeder Person, auf die man sich einlässt, egal ob in einer Beziehung oder Freundschaft. Es bringt immer eine neue Seite von dir zum Vorschein. Sogar Nick Collins ist eine komplett andere Art von Mensch. Er ist sehr real und sie haben den Vorteil, dass sie gute Freunde sind; das ist sicher und angenehm.

Am Ende glaube ich, dass Sam am besten für Andy wäre, wenn er etwas erwachsener würde und sich öffnen und Andy ganz hingeben könnte. Er ist diesbezüglich sehr schüchtern und wusste mit der Beziehung nicht zurecht zu kommen. Es ist romantisch, es zu versuchen, aber wenn man nicht in der Lage ist, mit jemandem gewisse Dinge zu besprechen, dann wird die Beziehung nicht funktionieren. Das ist etwas, dessen er sich bewusst werden muss. Andy hingegen muss verstehen, dass nichts wirklich sicher ist und sie es nicht so persönlich nehmen sollte, wenn die Dinge nicht funktionieren. Aber das lernt sie in ihrem Job ja sowieso.

Andy ist eine starke Frau, die immer in Bewegung ist – wie bereitest du dich physisch auf die Rolle vor?

Die körperlichen Sachen kann ich verkraften. Ich mag sie, weil ich deswegen nicht mehr ins Fitnessstudio gehen muss, weil ich das alles am Set erledigen kann. Was mir im letzten Jahr allerdings klar geworden ist, dass ich allmählich diese eigenartige Angst entwickle, erschossen zu werden. Ich denke viel darüber nach, erschossen zu werden. Das ist so dämlich. Ich bin immer wieder in diesen Szenarios und auch wenn ich weiß, dass es alles gespielt ist – irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich die ganze Jahre schon in einer Situation "Kampf oder Flucht bin". Dieses Jahr soll das anders werden. Ich muss mich daran erinnern, dass das alles nicht real ist und ich Grenzen setzen muss. Ich rede mit mir selbst, bevor ich eine Szene drehe; ich schau mir das Blut und das Szenario an. Ich kann mittlerweile so weit gehen, dass ich das alles am Abend nicht mehr mit nach Hause nehme und nicht eine emotionale Verbindung herstelle. Als ich im Wald von diesem Typen stranguliert wurde, bedeckte er meinen Mund und meine Nase, so dass ich in manchen Takes tatsächlich keine Luft mehr bekam. Das hat mich eine Woche lang verfolgt! Das war wirklich verstörend. So etwas plant man nicht, es passiert einfach und man muss damit fertig werden. Ich habe zum Beispiel auch Jerry betrauert. Während des Lesens der Szene hab ich wirklich geweint. Es hat mich bekümmert, dass wir Jerry verlieren und er nicht mehr in unserer Show ist. Es war eine sehr emotionale Zeit für mich. Das war wirklich eigenartig. Die körperliche Seite – das ist das Einfache verglichen mit allem anderen, was sonst passiert.

Foto: Missy Peregrym, Rookie Blue - Copyright: 13TH STREET/Caitlin Cronenberg
Missy Peregrym, Rookie Blue
© 13TH STREET/Caitlin Cronenberg

Hat deine Rolle deine Ansicht über Polizisten verändert?

Ja, sicher. Ich erinnere mich daran, dass das erste Jahr mich wirklich umgehauen hat. Ich weiß nicht, wie sie das machen. Gestern erst kam jemand auf mich zu und hat mich um ein Foto gebeten – es war ein Polizist. Er sagte "Ich habe eine Freundin und wir sind Sam und Andy". Ich entgegnete daraufhin: "Wirklich?" und er sagte "Ja!" Cops können sich wirklich gut in der Serie wieder finden und machen die selben Erfahrungen. Ich finde, das ist echt eine tolle Sache. Ich finde es jedoch auch verrückt, dass sie in unseren Situationen steckten und eben diese Erfahrungen machen mussten.

Gestern war ich mit einer Sanitäterin am Set und jemand wurde angeschossen. Ich habe sofort gerufen: "Oh mein Gott! Wenn ich angeschossen werden würde, ich wüsste nicht, was ich tun sollte." Eigentlich sollte ich mir über so etwas gar keine Gedanken machen, aber es gibt andauernd Schusswunden und dann frage ich die Sanitäterin – die übrigens eine echte Sanitäterin ist - "Wie machst du das? Hast du kein Problem damit zu sehen, wie Leute angeschossen werden?" Sie antwortete daraufhin: "Überhaupt nicht". Ich habe wirklich Respekt vor ihr, denn ich könnte so etwas nicht. Ich könnte nicht die ganze Zeit mitansehen, wie Menschen leiden. Sie entgegnete: "Nun, ich könnte das, was du tust, auch nicht machen." Aber was mache ich denn? Ich mache nicht einmal etwas Reales. Ich schauspielere. Das ist einfach verglichen mit den Opfern, die Menschen ständig bringen müssen. Sie sind dort draußen, um anderen Menschen zu helfen und das Richtige zu tun und dann kommen sie zurück mit schrecklichen Bildern und dem Gefühl von Verlust. Ich weiß nicht, wie man all das sehen und nicht um seine Familie besorgt sein kann oder wie man zuhause sitzen kann, die Frau oder den Mann unterstützt, während er oder sie im Dienst ist und nicht dauernd daran zu denken, dass etwas Schreckliches passieren wird. Angst zu haben, dass dieser Telefonanruf kommt, dass etwas passiert ist, ist schrecklich. Also ja, die Show hat meine Ansicht sicherlich verändert. Ich sehe die Arbeit dieser Leute jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Wie viel Zeit am Tag gönnst du dir für dich selbst?

Ich versuche mir am Morgen Zeit zu nehmen, bevor ich zur Arbeit gehe, aber ein Anruf um vier Uhr früh hilft dabei nur wenig. Ich versuche mir immer wieder meine Momente während des Tages zu nehmen. Am Ende des Tages gehe ich nach Hause, trinke eine Tasse Tee und sehe mir "Seinfeld" an. Wahrscheinlich eine halbe Stunde oder 45 Minuten also, wenn ich arbeite. Aber mehr brauche ich auch im Moment nicht. Wenn ich es über den Tag verteilt schaffe, dann brauche ich das auch am Ende des Tages nicht so sehr. Das ist eine Balance, die ich in der ersten Staffel noch nicht hatte. Ich hatte viel gegrillten Käse gegessen, weil ich mich nach Seelenfutter sehnte; alles war sehr aus dem Takt. Man lernt sich dann aber besser kennen und auch, wie man voran kommt und insgesamt glücklicher wird. Solche Dinge kann man in den Alltag einfließen lassen und darin bin ich besser geworden. Aber es fühlt sich auch gut an, mir eine neue Jacke zu kaufen, mich etwas zu verwöhnen und wenn ich mal Zeit habe auszugehen. Das hört sich jetzt sehr oberflächlich an, aber es ist schön, am Morgen aufzustehen und nette Klamotten anzuziehen, anstatt jeden Tag im Pyjama zur Arbeit zu gehen, was ich über zehn Jahre gemacht habe. Es sind kleine Dinge, wie sich Mühe zu geben – so etwas macht den Unterschied.

Was sagst du zur Popularität der Serie und den Reaktionen der Fans?

Ich glaube nicht, dass jemand von uns das erwartet hätte. Wir hatten keine Ahnung, wie es werden würde: es war eine Sommerserie und im nächsten Jahr wanderten wir auf einen anderen Sendeplatz. Alles hat sich verändert. Wir haben wirklich tolle Fans und wir sind ihnen dankbar, denn wegen ihnen befinden wir uns nun in Staffel 4. Es haut mich um, wie viele Leute Youtube-Videos zur Show posten. So etwas habe ich nie gemacht – das ist eine Lüge, ich habe mal ein T-Shirt angefertigt, als ich zu einem Celine-Dion-Konzert gegangen bin. Ich bin eine Person, die derartige Dinge macht, wenn sie ein riesiger Fan von jemandem ist. Ich denke, es ist richtig toll, dass Leute sich die Zeit nehmen, so etwas zu tun, denn das bedeutet, dass wir sie irgendwie beeinflusst haben. Der Cast, die Crew und die Autoren arbeiten sehr hat daran und so etwas ist wirklich schmeichelhaft. Ohne diese Fans wären wir jetzt nicht hier, also sind wir dankbar.

Was hat dich am meisten an "Rookie Blue" interessiert?

Ich finde gut, dass die Serie sich auf die Charaktere konzentriert und kein Procedural ist. Als ich das Team traf, mochte ich alle sofort und sie alle hatten dieselbe Vision für das Projekt. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass wir zusammen arbeiten und im gleichen Boot sitzen, was die Art der Serie betraf. Wir diskutierten über Andy und mir war es wichtig, einen starken, weiblichen Part zu übernehmen. Stark bedeutet dabei, dass sie sich im Griff hatte und idealistische Ansichten hatte, aber auch ehrlich und realistisch war. Ich wollte eine Figur spielen, bei der Frauen stolz sind, dass sie eine Frau ist. Ich selbst habe immer wieder den Druck gespürt, dass ich in machen Situationen eher wie ein Mann sein sollte – Stärke zeigen und nicht so emotional und verletzlich zu sein; ein Druck, dass ich anders sein sollte, um in meinem Leben und meinem Job besser zurecht zu kommen. Erst jetzt mache ich das nicht mehr, weil ich akzeptieren kann, wer und was ich bin und ich beginne, mich wirklich zu lieben. Das ist schon ironisch. Mir war immer wichtig, dass ein Charakter so ist, aber bei mir selbst habe ich darauf nicht geachtet, was schon sehr aufwühlend war, als ich es erkannte. Ich wollte immer jemanden spielen, der Frauen inspiriert, ihren Wert zu erkennen und ihnen dabei hilft, sich bewusst zu werden, was sie zu bieten haben. Dass sie mit sich zufrieden sind, was ich jetzt aber erst so richtig verstehe. Vielleicht ist das ja normal – ich bin gerade erst 30 geworden. Die Leute sagen, dass das normal ist, wenn man älter wird. Ich denke, genau das hat mich zu dieser Serie hingezogen. Ich freue mich, dass ich so etwas spielen konnte und man mir den Spielraum gegeben hat. Ich liebe diesen Job!

Melanie Wolff (Übersetzung) - myFanbase


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