Interview mit Patrick J. Adams

14. Februar 2014 | Kurz nach dem Deutschlandstart der witzig-charmanten Anwaltsserie "Suits", welche Freitags um 21:15 Uhr bei VOX läuft, hat sich Hauptdarsteller Patrick J. Adams die Zeit genommen, einige unserer Fragen zu beantworten. In einem sehr sympathischen Telefoninterview betrachtet er die Beziehung zwischen Mike und dessen Mentor Harvey (zum Interview mit Gabriel Macht), verrät ein paar Streiche, die sich die Schauspieler gegenseitig am Set spielen und erzählt von seinem Lieblingstreffen mit Fans während einer Rucksack-Tour in Neuseeland.

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

1) Gibt es eine Sache über "Suits", die niemand weiß?

Wow, das ist eine gute Frage! Da muss ich nachdenken… Vermutlich wissen die Leute nicht, wie die Serie ursprünglich hieß. "A Legal Mind" – das war der ursprüngliche Titel der Serie, als wir die Pilotfolge gedreht haben, deshalb habe ich ein Originalskript mit diesem Titel. Ich weiß nicht, ob das etwas Spannendes ist, aber es kam mir als erstes in den Kopf, dass die Leute das nicht wissen. Wenn mir während des Interviews noch mehr einfällt, sage ich Bescheid.

2) Okay, dann machen wir mit einer einfacheren Frage weiter: Wieso hast du für die Rolle des Mike Ross vorgesprochen?

Weil ich arm war! (lacht) Nein, ich habe das Drehbuch von "Suits" gelesen und mich sofort in den Charakter von Mike verliebt. Seine Geschichte war meiner eigenen Situation zu dieser Zeit meines Lebens sehr ähnlich. Ich hatte das Gefühl, viele Möglichkeiten zum Erfolg zu haben, aber keine davon hatte wirklich für mich funktioniert. Ich las das Drehbuch und konnte mich sofort in Mike hinein versetzen. Ich habe mir gesagt "Das bin ich, das kann ich nachvollziehen". Es ist schön, einen Seriencharakter zu haben, der noch einen Weg vor sich hat. Er ist noch nicht der coolste oder mächtigste Typ im Raum, sondern er ist jemand, der langsam an Macht gewinnt und aufsteigt und das fand ich sehr interessant. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen – aber ich war auch arm.

3) Was bewunderst du an deiner Rolle?

Ich bewundere vieles an Mike! Er ist meiner Meinung nach ganz offensichtlich sehr mutig und er schafft sich seine eigenen Möglichkeiten. Er kann auch sehr töricht sein und denkt nicht immer nach, das kann frustrierend sein. Aber er hat das Herz am rechten Fleck und im liegt sehr viel an den Menschen in seinem Leben. Er würde alles für sie und ihr Wohlergehen tun und ich denke, das ist eine ziemlich bewundernswerte Eigenschaft.

4) Die Beziehung zwischen Mike und Harvey ist das Herzstück der Serie – was ist das Besondere an dieser Männerfreundschaft?

Darauf gibt es eine tiefgründige und eine einfache Antwort. Ich glaube, das Besondere daran ist der Respekt, den Gabriel und ich füreinander empfinden, unsere Fähigkeit zu spielen und uns selbst oder gegenseitig nicht zu ernst zu nehmen. Das bringt eine gewisse Leichtigkeit und Spaß in die Beziehung. Aber es gibt auch eine tiefere Ebene dieser beiden Charaktere, denn die Serie beschäftigt sich intensiv mit Mentorschaft. Die beiden können viel Spaß miteinander haben, aber sie wissen auch, dass zwischen ihnen etwas Besonderes ist, von dem sie beide lernen können und das sie anzieht. Das gibt der Serie die nötige Ernsthaftigkeit und die Zuschauer sehen das und können sich damit identifizieren. Und dieses Konzept der Mentorschaft wird nicht in vielen Serien thematisiert. Aber ich glaube wie gesagt auch, dass es an der Tatsache liegt, dass Gabriel und ich bei den Dreharbeiten immer versuchen, uns zum Lachen zu bringen und uns ständig Streiche spielen. Das ist vermutlich der wahre Grund, wieso es auch vor der Kamera für die Zuschauer so unterhaltsam ist.

Foto: Gabriel Macht & Patrick J. Adams, Suits - Copyright: 2011 Universal Television
Gabriel Macht & Patrick J. Adams, Suits
© 2011 Universal Television

5) Was ist rückblickend der erste Meilenstein in ihrer Beziehung und wieso?

Ich glaube, der erste ist gleich in der ersten Folge, als Harvey ihn einstellt – das ist der Moment, in dem alles beginnt. Von da an gibt es immer wieder unterschiedliche Tests, wie stark ihre Beziehung und Mikes Loyalität gegenüber Harvey ist. Aber ich denke, der erste wichtige Meilenstein ist definitiv der Moment, als Harvey ihn mit an Bord nimmt und damit nicht nur für sich selbst, sondern für auch die Kanzlei ein großes Risiko eingeht.

6) Hattest du zu Beginn der Dreharbeiten eine eigene Theorie, wie Mikes Geheimnis, dass er gar nicht in Harvard war, herauskommen wird?

Eigentlich nicht, den wir waren sehr darauf konzentriert, was wir in diesem Moment gemacht haben. Ich meine, ich habe immer eine gewisse Vorstellung, wie eine Geschichte endet, aber die Serie scheint sehr bedacht damit umzugehen, wie das Geheimnis aufgedeckt wird, wer es erfährt und wie es dazu kommt. Und es wird immer ganz unterschiedlich und kreativ gemacht. Deshalb habe ich nie darüber spekuliert, wie es herauskommen wird, sondern ich habe mich lange gefragt, was Mike machen wird, wenn es herauskommt. Wenn jemand in dieser Situation ist, in der er eine Lüge lebt, denkt man ständig darüber nach, ob es herauskommt und wie man mit den Konsequenzen umgeht. Darüber mache ich mir die meiste Zeit Gedanken und wenn ich ein Drehbuch bekomme, in dem jemand das Geheimnis herausfindet, dann nehme ich das als meinen Leitfaden. Aber ich muss ständig die Angst am Leben erhalten, dass für Mike alles ganz furchtbar schief gehen kann.

7) Erzähl uns etwas über das Liebesdreieck zwischen Mike, Rachel und Jenny. Ist es so etwas wie Mikes alte Welt gegen seine neue?

Ja, das beschreibt es sehr gut. Wenn man jemanden seit Ewigkeiten kennt und sich mit dieser Person von der Welt zurückziehen kann, ist das etwas sehr angenehmes. Man fühlt sich wohl, alles ist normal, vertraut und einfach. Und dann gibt es diese Person aus diesem Teil von Mikes anderer Welt, die ihn herausfordert und ihn nicht mit allem davon kommen lässt, die nicht über jeden seiner Witze lacht und denkt, dass er der süßeste Typ ist, die es nicht einfach akzeptiert, dass Mike nicht um gewisse Dinge kämpft. Man sieht also, wie diese beiden Seiten, die Vergangenheit und die Zukunft, an ihm zerren – das machen wir alle durch, wenn wir älter werden und anfangen herauszufinden, was wir mit unserem Leben anstellen wollen. Man kann entweder so bleiben, wie man früher war, oder man wagt etwas und versucht etwas anderes. Das bedeutet nicht, dass Jenny oder diese alte Welt schlechter ist als die neue, sondern es bedeutet einfach, dass man sich verändert und manchmal ist es schwierig, sich in Gegenwart anderer Menschen zu verändern. Ich glaube, das ist die Krux dieser Beziehung in der ersten Staffel.

8) Wie ist die Atmosphäre am Set? Wer macht am meisten Quatsch? Gibt es irgendwelche Anekdoten, die du uns erzählen kannst?

Rick Hoffman ist der verrückteste Mensch auf der Welt, er ist so lustig! Wenn er am Set ist, hat man den besten Tag überhaupt, weil er alle aufzieht und so tut, als würde er mit jedem Streit anfangen. Im Vergleich mit Rick verblassen wir anderen ein bisschen. Wir fahren viel Skateboard an unserem Set und jedesmal, wenn ich Gabriels Skateboard draußen an eine Türe gelehnt sehe, bringe ich es an einen ganz anderen Ort. Und ich glaube, er weiß noch immer nicht, dass ich es bin. Ich mache das jetzt seit über zwei Staffeln und er versucht nach wie vor herauszufinden, wer sein Skateboard woanders hinstellt. Ich hoffe, dass ich es bis zum Ende der Serie durchziehen kann, ohne dass er es herausfindet. Und dann gibt es noch die Frauen in der Serie, die alle so unglaublich und humorvoll sind. Sie sind sehr intelligent und sorgen dafür, dass wir verrückten Jungs auf dem Boden bleiben. Wir haben einfach die tollste Zeit und es ist gut, wenn man zur Arbeit kommt und weiß, dass so viele Leute hinter einem stehen, die dir dabei helfen wollen, dass du dein Bestes abliefern kannst. Wir haben uns alle sehr lieb.

9) Hast du einen Liebling unter den Gast- und Nebendarstellern?

Wo wir gerade von Jenny gesprochen haben – es ist großartig, Jenny in der Serie zu haben, Vanessa Ray ist einer meiner Lieblingsmenschen. Ich finde ihren Charakter in der Serie fantastisch, deshalb bekommt sie meine Stimme. Und ich mag auch Tom Lipinski sehr, der Trevor spielt. Ich weiß, dass viele Zuschauer ihn nicht leiden können, weil er der Bösewicht ist, aber ich finde es toll, ihn um mich zu haben. Es ist unterhaltsam, Mike in dieser Beziehung mit jemandem zu sehen, der eine ganz andere Seite an ihm hervorbringt und es macht mir immer sehr viel Spaß, das zu spielen. Deshalb auf jeden Fall diese beiden.

10) Ich habe vor kurzem wieder "Friday Night Lights" geschaut, wo du selbst eine Gastrolle hast. War es eher schwierig oder befreiend, dass man sich bei dieser Serie nicht strikt ans Drehbuch hielt?

Als ich in der Serie mitgespielt habe, hat man sich noch ziemlich stark daran gehalten. Es gab nicht viele Proben und ich habe nicht viel improvisiert. Weil es in der ersten Staffel und damit sehr früh in der Serie war, war selbst das Improvisieren der anderen nicht so stark wie am Ende der Serie. Aber es war eine faszinierende Chance, ich fand diese Art zu arbeiten toll. Ich habe schon in vielen Serien mitgespielt und ich habe es kein zweites Mal gesehen, dass die Schauspieler so sehr ermutigt werden, ihrem Instinkt und ihrer Eingebung zu folgen. Das ist etwas Einmaliges und ich glaube, dass ist auch der Grund, wieso die Serie so unglaublich ist und wieso die Leute sich so dafür begeistert haben. Es war definitiv einer der Höhepunkte meiner Karriere, bevor ich zu "Suits" kam.

11) Wie ist es bei "Suits" mit diesen ganzen schlagfertigen Dialogen, die so perfekt aufeinander abgestimmt sind? Bleibt da Spielraum für Improvisationen?

Ja, wir haben einen großen Spielraum. Wir halten uns zunächst an das Skript, aber dann haben wir normalerweise ein paar Möglichkeiten, bei denen wir uns etwas einfallen lassen, das alle zum Lachen bringt. Und wenn jeder am Set lacht, ist es ein gutes Zeichen, dass es funktioniert und meistens wird es dann auch in der Episode verwendet. Aber man muss beim Improvisieren aufpassen, wenn man zu weit geht und ständig etwas erfindet, dann kann man schnell entgleisen. Wir nehmen das Drehbuch gerne als Leitfaden und stellen sicher, dass wir alles richtig hinbekommen. Und in den letzten Takes machen wir dann alles mögliche um herauszufinden, was man an den Anfang oder das Ende der Szene setzen kann.

12) Wirst du auf der Straße oft erkannt?

Ja, das ist nichts Schlechtes. (lacht) Es kommt darauf an, in welcher Stadt ich bin, die Serie ist an vielen Orten sehr erfolgreich. Es ist komisch, wenn ich in einem anderen Land lande und nicht weiß, ob "Suits" dort läuft oder nicht. Und dann kommt man zum Zoll und sie schauen dich an und sagen "Oh mein Gott" – dann weiß ich "Okay, in diesem Land schauen die Menschen wohl meine Serie". Aber es gibt auch andere Länder, in denen die Serie kaum geschaut wird oder die Leute generell nicht viel fernsehen. Aber allgemein hat die Serie ein so großes Publikum, dass ich selbst an den verrücktesten Orten, an denen ich es nicht vermuten würde, auf Fans treffe.

13) Ist dir ein bestimmter Moment mit einem Fan in Erinnerung geblieben?

Einer meiner Lieblingsmomente war in Neuseeland. Ich habe eine viertägige Rucksacktour in der Wildnis Neuseelands gemacht und bin auf einen Typen gestoßen, der ausgerutscht ist. Es waren ein paar schwedische Jungs und einer davon ist ausgerutscht und hat sich am Knie verletzt. Ich habe mein Erste-Hilfe-Zeug ausgepackt, habe sein Knie gereinigt und bandagiert und gesagt "Macht's gut, wir sehen uns". Dann bin ich runter gelaufen und sie haben mich komisch angeschaut. Dann haben sie mich gefragt, ob ich mitfahren will und haben mich zu dem Parkplatz gefahren, auf dem mein Auto stand. Die ganze Zeit über waren sie irgendwie komisch und nach 45 Minuten haben sie mich endlich gefragt, woher ich komme. Ich sagte Los Angeles und sie fragten "Bist du Mike Ross von "Suits"?" Diese vier schwedischen Jungs waren die größten "Suits"-Fans der Welt und hatten gerade die gesamte Staffel geschaut, bevor sie losgereist sind. Und so saßen wir in diesem Auto und sie sind völlig ausgerastet, weil ich jetzt bei ihnen war, mitten im Nirgendwo in Neuseeland. Begegnungen wie diese machen mich wirklich glücklich.

14) myFanbase ist ein Onlinemagazin, das sich mit US-Serien beschäftigt. Was sind deine Lieblingsserien?

Meine momentanen Lieblingsserien sind "Game of Thrones", ganz klar, "Breaking Bad" war eine meiner Lieblingsserien, "Girls" mag ich sehr, House of Cards" und diese neue Serie "Transparent" auf Amazon. Und "Orphan Black"! Das ist eine großartige Serie. Ich war ein großer Fan von "Battlestar Galactica" – eigentlich schaue ich so ziemlich alles, ich liebe gutes Fernsehen.

Vielen Dank für das Gespräch, Patrick, es hat sehr viel Spaß gemacht!

Ja, danke und hoffentlich machen wir es bald wieder. Ich hoffe, dass "Suits" sich bei euch gut macht, wir freuen uns sehr, dass es jetzt endlich angefangen hat. Mach's gut!

Lena Stadelmann - myFanbase


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